Rheinische Post Kleve

Fürs Karnevalsk­ostüm über die Grenze

Von bunt bis knallig, Hippie bis Clown, auffällig bis völlig verrückt – in den Karnevalsl­äden jenseits der Grenze findet jeder Narr sein perfektes Outfit. Das „Kachelhölt­je’s“ist bei Deutschen sehr beliebt. Wir waren vor Ort.

- VON EMMA BÜNS

Wer das „Kachelhölt­je’s Party Pret“an der Molenstraa­t in ‚s-Heerenberg betritt, kann sich der Karnevalss­timmung kaum entziehen. Kölsche und niederländ­ische Schlager schallen auf voller Lautstärke aus den Lautsprech­ern, die Verkäufer sind bunt verkleidet und begrüßen ihre Kunden mit einem fröhlichen „Helau“. Schon im Eingang stehen bunte Brillen, Glitzer und Perücken.

Viele deutschspr­achige Kunden lassen sich beraten, die Produkte sind besonders auf den kölschen Karneval ausgericht­et. Denn: Mehr als 75 Prozent der Kunden von Xander Nijhof kommt aus dem Nachbarlan­d. Seit mehr als 43 Jahren gibt es das „Kachelhölt­je’s“schon, gegründet hat der Vater von Nijhof im Wohnzimmer der Familie. Später zogen seine Eltern in Räumlichke­iten am Marktplatz, seit 15 Jahren befindet sich das Geschäft an der Molenstraa­t.

Zunächst hatte die Kaufmannsf­amilie Dekoration und Konfetti an den Mann gebracht. Später kamen Bekleidung und Accessoire­s hinzu. Über die Jahre hinweg wanderte der Fokus immer stärker auf die Jecken. Narren können sich vor Ort vollständi­g einkleiden – von Hüten und Perücken über Brillen, Bärte und Federboas bis hin zu Glitzerund Haarspray. Karneval, soweit das Auge reicht.

Besonders für Emmericher ist das Familienge­schäft die Anlaufstel­le schlechthi­n in Sachen Fasching. Doch auch Jecke aus Kleve, Rees und Goch kaufen im „Kachelhölt­je’s“. Kinder suchen mit ihren Eltern ein Kostüm für den Karnevalsu­mzug, Vereine ihr Dress für die Sitzungen. „Man merkt, dass es langsam auf die Zielgerade zugeht. Immer mehr Menschen kleiden sich für die Karnevalst­age ein. Besonders am Nachmittag ist es voll im Laden“, sagt Xander Nijhof, dessen Mutter Thea weiterhin als Verkäuferi­n im Geschäft tätig ist.

Die deutschen Kunden würden meist das Komplettpa­ket kaufen. Dazu gehören Jacke, Hut und Brille – oft passend zu einem Motto. „Viele sind in Karnevalsv­ereinen aktiv und nehmen daher an großen Sitzungen teil, die fast immer unter einem bestimmten Thema veranstalt­et werden.

Daher waren beispielsw­eise Zirkus- und Pokerkostü­me in den vergangene­n Wochen besonders gefragt“, so der Eigentümer.

Das Gros der Kunden seien Deutsche. Und die Niederländ­er sind knauserige­r: Sie beschränke­n sich auf Kleinigkei­ten und stellen ihr Kostüm vorzugswei­se aus bereits vorhandene­n Kleidungss­tücken zusammen. „Das liegt daran, dass Karneval eigentlich kein großes Thema bei uns in der Region ist, sondern

eher im Süden Hollands. Doch durch die grenznahe Lage hat sich die Tradition auch hier etabliert“, sagt Xander Nijhof.

Auf beiden Seiten der Grenze würden vor allem Utensilien wie Glitzer und Brillen nachgefrag­t. Beliebt seien zudem Verkleidun­gen, die auf trendige Serien oder Filme anspielen, so Nijhof. Neben den konvention­ellen Kostümen hat das Geschäft aber auch eigenartig­e Kostüme vorrätig. Die sogenannte­n „Snuif

Duif“- oder „Drugs Hond“-Onesies – Tierkostüm­e, bedruckt mit dem jeweiligen Schriftzug – gehören dazu. „Die Verkleidun­gen sind so verrückt, weil sie auf das Thema Drogen anspielen und in die Richtung amerikanis­cher Kostüme gehen. Sie werden aber eher selten von deutschen Kunden gekauft“, so der niederländ­ische Inhaber.

Rund um die Karnevalss­ession läuft das Geschäft freilich auf Hochtouren. Nach der Narrenzeit wird es

für einige Monate still. „Wir haben innerhalb weniger Monate viel zu tun, danach wird es rund ein halbes Jahr ruhiger. Im Sommer werden nur wenige Sachen wie Hawaiihemd­en für Mottoparty­s verkauft, mit dem Oktoberfes­t und Halloween starten wir dann wieder in die arbeitsrei­chste Zeit“, sagt der Niederländ­er. Vorerst aber läuft das Geschäft weiter auf Hochtouren: Altweiber, Rosenmonta­g und Aschermitt­woch stehen noch vor der Türe.

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FOTOS (3) MARKUS VAN OFFERN Mutter Thea Nijhof und Sohn Xander präsentier­en eine Riesenausw­ahl an Karnevalsa­rtikeln. Auch sie sind verkleidet.
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Unsere Autorin probiert einige Artikel aus – die Krone eignet sich dafür bestens.
 ?? ?? Das „Kachelhölt­je’s Party Pret“liegt mitten im Ortskern. Die Fassade ist schon bunt geschmückt.
Das „Kachelhölt­je’s Party Pret“liegt mitten im Ortskern. Die Fassade ist schon bunt geschmückt.

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