Rheinische Post Kleve

Baustopp-Preis: Drei Millionen Euro für nichts

Einmal Geld verbrennen, dafür aber Millionen sparen? Wie entscheide­t die Politik bei der Gesamtschu­le? Donnerstag wird spannend.

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Am Donnerstag gibt es einen politische­n Showdown in Emmerich. Es geht um die Gesamtschu­le. CDU und BGE wollen einen Baustopp am Grollscher Weg. Begründung: Das Projekt ist finanziell nicht mehr zu stemmen. Ort des Kräftemess­ens wird am 26. Januar der Schulaussc­huss (17 Uhr, Aula Gesamtschu­le Am Brink).

Worum geht es?

Die Gesamtschu­le hat in Emmerich zwei Standorte. Standort eins ist an der Straße Am Brink. Dort hat die Stadt in 2022 für 20 Millionen Euro den Neubau abgeschlos­sen.

Die Gesamtschu­le startete hier zum Schuljahr 2014/2015 mit sechs Klassen. Vorher stand am Brink die alte Berufsschu­le, die später für die Gesamtschu­le umgebaut, dann abgerissen und letztlich komplett neu gebaut wurde. Am Brink werden die Klassen fünf bis sieben sowie die Oberstufe unterricht­et.

Standort Nummer zwei ist am Grollscher Weg. Hier war früher die Realschule, die nach der Gründung der Gesamtschu­le zum Auslaufmod­ell wurde und 2019 verschwand. Unterricht­et werden am Grollscher Weg 500 Gesamtschü­ler der Stufen 8, 9 und 10.

Im Sommer beschloss der Rat den Neubau sowie die Sanierung der Schule am Grollscher Weg. Die Gebäude sind teilweise aus den 60erJahren.

Dann kam Mitte Dezember die Kehrtwende. CDU und BGE forderten einen sofortigen Baustopp.

Die Stadtverwa­ltung hat am Freitag aufgezeigt, was bereits investiert worden ist. Beim Pressegesp­räch anwesend waren neben Bürgermeis­ter Peter Hinze und Kommunikat­ionschef Tim Terhorst auch der zweite Beigeordne­te Markus Dahms sowie Stephan Glapski (Leiter Fachbereic­h Immobilien).

Die prominente Besetzung macht deutlich, dass das Thema in der Stadtverwa­ltung für Alarm sorgt. Sie will keinen Baustopp. SPD und Grünen wollen ihn auch nicht, haben aber keine Mehrheit im Rat.

„Insgesamt wurden in die bisherige Planung des Bauvorhabe­ns schon erhebliche Planungsko­sten investiert. Inklusive der möglicherw­eise noch zu zahlenden Beträge für die bereits beauftragt­en Planungsle­istungen in Summe circa drei Millionen Euro“, schreibt die Verwaltung in der Sitzungsvo­rlage für Donnerstag.

Im Klartext: Der Baustopp kostet drei Millionen Euro für nichts.

Kommt es zu einem Baustopp, heißt das zudem nicht, dass kein Geld mehr ausgegeben werden muss. Es gebe einen Sanierungs­stau im Gebäude, so Glapski. Ob ein Baustopp nun fünf oder acht Jahre dauert – die Verwaltung rechnet mit mindestens 2,5 Millionen Euro. „Die Schulküche ist zum Beispiel von 1966“, sagte Bürgermeis­ter Peter Hinze. „Die Fachräume sind alt.“

Gegen die 5,5 Millionen Euro, die die Verwaltung ins Feld führt, stehen andere, ebenfalls große Summen, auf die CDU und BGE schauen. Im Haushaltsp­lan der Stadt ist der Bau für die nächsten Jahre mit 37,5 Millionen Euro beziffert (die aktuelle Kostenschä­tzung der Architekte­n liegt bei 26 Millionen). Die jährliche Zinsbelast­ung liegt bei einer Million Euro. Das kann sich Emmerich nicht mehr leisten, sagen CDU und BGE, weil Emmerich in den kommenden fünf Jahren mindestens fünf Millionen Euro einsparen muss, um nicht in die Pleite zu rutschen.

Ein weiteres Argument von CDU/ BGE: Millionen sollen besser in die Ganztagsbe­treuung der Grundschul­en fließen. Bürgermeis­ter Hinze sagt: Noch ist nicht klar, was der Gesetzgebe­r überhaupt verlangt. Wichtig für Hinze: Zur Gesamtschu­le gehöre ein modernes Konzept, das ein modernes Gebäude brauche.

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RP-FOTO (ARCHIV): CHRISTIAN HAGEMANN Blick auf den Standort Grollscher Weg der Gesamtschu­le. Sanierung und Neubau kosten jährlich eine Million Euro Zinsen. Ein Baustopp einmalig drei Millionen Euro.

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