Einstimmiges Votum für Bodo Wißen
Die Reeser SPD hat den 48 Jahre alten Halderner nun auch offiziell zu ihrem Kandidaten für die Wahl am 23. April nominiert. Wißen sieht die Wahl als „Riesenchance“für die SPD erstmals auch den Bürgermeister stellen zu können.
Die Reeser SPD und Bodo Wißen unternehmen einen erneuten Anlauf, um das Rathaus zu erobern. Nach 2020 schicken die Genossen den 48 Jahre alten Halderner nun ein zweites Mal in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt. Am Donnerstagabend nominierten die Sozialdemokraten ihren Kandidaten mit einem einstimmigen Votum. Alle 24 wahlberechtigten Parteimitglieder, die zu dieser Versammlung im Vereinshaus des Ruderklubs erschienen waren, gaben ihre Stimme für Wißen ab.
Zuvor hatte sich der Kandidat noch einmal vorgestellt und umrissen, welche politischen Ziele er sich gesteckt hat. Dass er diesmal gegen einen Kandidaten antreten wird, der über keinen Amtsinhaberbonus verfügt, bezeichnete er als „Riesenchance für die Sozialdemokratie in Rees zu punkten“. Ermöglicht hätten dies die „Personalkapriolen der CDU“, sagte er in Anspielung auf den vorzeitigen Abgang des bisherigen Bürgermeisters Christoph Gerwers, der nun Landrat ist.
Bodo Wißen – verheiratet, zwei Kinder – ist in Haldern aufgewachsen. Hauptberuflich arbeitet er im höheren Dienst für die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen. Dort ist er stellvertretender Referatsleiter im Bauministerium.
Als Schwerpunkte für seine Politik in Rees nannte er unter anderem die Stärkung des Ehrenamtes. „Hier im frisch renovierten Ruderhaus kann man sehen, was ehrenamtlicher Einsatz bedeutet. Das müssen wir in Rees noch mehr unterstützen“, so Wißen. Um mit den Bürgern stärker ins Gespräch zu kommen, könne er sich auch sehr gut Stadtteil- und Ortsteilgespräche vorstellen, zu denen er dann als Bürgermeister einladen würde.
In Rees sieht Wißen auf der einen Seite positive Entwicklungen wie den Ferienpark am Reeser Meer, aber auch einige „Baustellen“, wie das ehemalige Niag- und Postgelände oder das alte Krankenhaus. Die Situation um Haus Aspel bereite ihm ebenfalls Sorgen. „Auch wenn es keine städtische Immobilie ist, sollte es uns als Stadt nicht egal sein, wie es dort weitergeht. Da zu sagen, das ist nicht unsere Zuständigkeit, ist mir zu wenig.“
Klar positionierte sich der frisch nominierte SPD-Kandidat in Sachen Freibad-Neubau: „Wir haben dazu einen einstimmigen Ratsbeschluss, und ich bin sehr dafür, solche Beschlüsse auch umzusetzen.“Die
CDU sei da bislang noch etwas vage geblieben. Rees müsse für Familien attraktiv bleiben und brauche daher auch ein Freibad. Um es auch in schwierigen Haushaltszeiten zu finanzieren zu können, müsse man eventuell über Abschreibungszeit diskutieren. Auch habe sich in den letzten Jahren immer gezeigt, dass der Kämmerer sehr vorsichtig rechne. „Da wird oft zunächst von einem großen Defizit gesprochen, das sich am Ende nicht bewahrheitet. Man bekommt langsam den Eindruck, dies geschehe nur um Anträge zu verhindern“, merkte Wißen an. Zudem sei es nur die halbe Wahrheit, wenn über ein durch das Bad verursachtes Defizit von 700.000 Euro gesprochen werde. „In der Freibadsaison reduzieren sich die Kosten des Hallenbades, da das ja dann geschlossen bleibt.“
Wißen sprach auch das Thema Auskiesung an. „Rees hat in den letzten Jahrzehnten für die Kiesindustrie viel geleistet, aber irgendwann muss auch einmal Schluss sein. Auch hier haben wir einen einstimmigen Ratsbeschluss. Ich bin sehr gespannt, ob sich der neue Landrat
daran erinnert, wie er sich als Bürgermeister zu dem Thema verhalten hat.“
Bodo Wißen setzt auch auf seine politische Erfahrung: Seit über 25 Jahren ist er SPD-Mitglied. Für die Sozialdemokraten saß er neun Jahre im Kreistag. Er war Vorsitzender der Kreis-Jusos und von 2005 bis 2010 Landtagsabgeordneter und verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. In Rees eroberte Wißen bei den letzten Kommunalwahlen ein Direktmandat in seinem Wahlkreis in Haldern. Bei den Bürgermeisterwahlen unterlag er jedoch
dem damaligen Amtsinhaber Christoph Gerwers.
SPD-Fraktionschef Peter Friedmann geht davon aus, dass mit Bodo Wißen als Bürgermeister frischer Wind in Politik und Verwaltung kommt. „In Rees sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von Konzepten erarbeitet worden, wie etwa das Radwege- oder das Wirtschaftswegekonzept. Es ist jetzt an der Zeit, dass diese Konzepte auch endlich einmal umgesetzt werden“, so Friedmann.
Seit der letzten Kommunalwahl haben SPD, Grüne und FDP erstmals mehr Sitze im Reeser Rat als die CDU. Diese Mehrheit nutzten die drei Fraktionen am Angfang der Legislaturperiode unter anderem dazu, Bodo Wißen zum ersten stellvertretenden Bürgermeister zu wählen – gegen den Willen der CDU, die diesen Posten gerne mit Angela Hommen besetzt hätte. Wißen hoffte am Donnerstagabend, dass diese lose Listenverbindung ihn auch im Bürgermeisterwahlkampf unterstützen wird. Seitens der FDP jedenfalls wird das nicht der Fall sein. Sie hatte sich unmittelbar vor der SPDSitzung via Pressemitteilung positioniert und bekanntgegeben, keinen Kandidaten anderer Parteien unterstützen zu wollen. Da weder FDP noch Grüne mit einem eigenen Kandidaten in die Bürgermeisterwahl gehen werden, wird es aller Voraussicht nach auch keine Stichwahl geben.
Am 23. April tritt Bodo Wißen gegen Sebastian Hense von der CDU an. Möglicherweise steht auch Jürgen Tenter (parteilos) zur Wahl. Voraussetzung ist, dass er die nötige Anzahl an Unterschriften einfährt, um zur Wahl zugelassen zu werden.