Kalenderblatt
21.01.2008
Als Marie Smith Jones am
21. Januar 2008 im Alter von
89 Jahren starb, verschwand mit ihr auch eine Sprache: Eyak gehörte zur Sprachfamilie Na-Dené und wurde einst im Süden Alaskas vom Volk der Eyak gesprochen. Der Stamm umfasste schon zur Zeit von Jones’ Geburt im Jahr 1918 nur noch etwa 50 Mitglieder. Der Bau einer Eisenbahnlinie hatte die indigenen Völker Alaskas vor große Probleme gestellt. Die Neuankömmlinge brachten unbekannte Krankheiten, aber auch Alkohol und Opium. Die Spanische Grippe, die zwischen 1918 und 1920 grassierte, forderte auch in der kleinen Gruppe der Eyak viele Todesopfer. Jones gehörte zu den letzten Menschen, die mit Eyak als Muttersprache aufwuchsen. Den traditionellen Lebensstil ihrer Vorfahren lernte sie nie kennen: Statt Lachse zu jagen oder Fischfang im Prinz-William-Sund zu betreiben, musste sie schon als Kind in einer industriellen Fischzucht arbeiten. 1948 heiratete sie einen Fischer aus Oregon. Die neun gemeinsamen Kinder lernten Englisch statt Eyak – Jones hatte dies so entschieden, weil sie es für die Kinder nützlicher fand. 1970 zog Jones nach Anchorage, um einigen ihrer Kinder näher zu sein, die sich in der Stadt ein Leben aufgebaut hatten. Nachdem 1993 ihre Schwester starb, wurde sie zur letzten lebenden Muttersprachlerin des Eyak. Sie unterstützte die Wissenschaftler der Universität von Alaska in Fairbanks dabei, ein Wörterbuch und eine Grammatik zu erstellen. Durch diese Arbeit ist es einigen Menschen gelungen, die Sprache zu erlernen. Da es aber keine indigenen Sprecher mehr gibt, gilt Eyak seit dem Tod von Marie Smith Jones als „schlafend“.