Die Privatversicherung wird deutlich teurer
Dieses Jahr ziehen die Beiträge für die Krankenversicherung teils kräftig an, zum Jahreswechsel haben mehrere Anbieter erhöht.
Privatpatienten müssen für ihren Krankenschutz ab diesem Jahr teilweise deutlich tiefer in die Tasche greifen. Zweistellige Erhöhungen sind im Einzelfall möglich. Ein Überblick:
Wie stark die Beiträge steigen
Die PKV-Tarife werden 2023 um durchschnittlich 3,7 Prozent steigen, wie der PKV-Verband mitteilt. Von diesen Beitragsanpassungen sind rund ein Drittel der Privatpatienten, also etwa 2,9 Millionen, betroffen. Sehr deutlich steigt zudem der Aufwand für die Pflegepflichtversicherung für alle Angestellte und Selbstständige. Er klettert von 75 Euro auf durchschnittlich 104 Euro pro Monat. Grund sind die gesetzlichen Leistungserhöhungen in den letzten Jahren. Die Pflegetarife für Beamte wurden bereits zum 1. Juli 2021 angepasst.
Warum es extreme Anpassungen im Einzelfall gibt
Die PKV erhöht die Beiträge in den meisten Fällen nicht jährlich, sondern in der Regel alle zwei bis drei Jahre. Denn eine Beitragsanpassung darf nur erfolgen, wenn die kalkulierten Versicherungsleistungen eine bestimmte Schwelle, meist fünf oder zehn Prozent, überschreiten. Grund für die Prämiensteigerungen sind höhere Kosten für Behandlung und Arzneimittel, die steigende Lebenserwartung sowie die niedrigen Zinsen für Kapitalanlagen.
Warum Durchschnittswerte wenig transparent sind
Vor allem Tarife, die für das Neugeschäft geschlossen wurden, können oft deutlich teurer werden. Denn es kommen keine neuen, gesünderen Kunden ins Kollektiv. Die Privatassekuranzen schweigen zu den Spitzenwerten und nennen nur durchschnittliche Erhöhungen. Positiv hebt sich Generali ab. Sie nennt nicht nur den Durchschnittswert, sondern auch den Höchstwert, der bei zwölf Prozent liegt. Höhere Anpassungen werden durch Ausschüttung von Überschüssen begrenzt. Wenig Transparenz gibt es bei anderen Anbietern. So nennt die Axa eine durchschnittliche Anpassung von 2,4 Prozent. In der Spitze gibt es aber Kunden, die einen Mehrbeitrag von fast 30 Prozent leisten müssen. Während die Allianz für alle Kunden ein Plus von drei Prozent verkündet, erhöht sie in Einzelfällen über 26 Prozent. Bei der Barmenia müssen Kunden teilweise fast 19 Prozent mehr zahlen, im Schnitt gibt die Versicherung aber nur eine Erhöhung von fünf Prozent an.
Was Kunden tun können
Wehren können sich Privatversicherte gegen Beitragserhöhungen nicht. Sie können die Anpassungen oft nur durch den Wechsel in einen anderen Tarif beim selben Unternehmen abschwächen. Das ist gesetzlich verankert. Dabei bleiben im Gegensatz zum Anbieterwechsel die angesparten Rückstellungen für das Alter erhalten. Der PKV-Verband verweist darauf, dass die Unternehmen zu einer kostenfreien Wechselberatung verpflichtet sind und bis zu zehn Alternativtarife anbieten können. Immer mit dabei ist der Tarif mit dem höchsten Neuzugang. Doch gerade dieser ist nicht immer sinnvoll für Altkunden. So warnt die Versicherungsmaklerin Anja Glorius, dass dieses Angebot meist ein Unisextarif ist. Wer dorthin wechselt und bereits vor dem Jahr 2013 privat versichert war, kann dann als Rentner nicht mehr in den günstigen Standardtarif wechseln. Daher rät Glorius: „Nehmen Sie niemals vorschnell ein Angebot von Versicherern an.“
Wer Hilfe bietet
Der Versicherungsmakler HC Consulting aus Köln bietet eine kostenlose Wechselberatung an, wenn die Kundin oder der Kunde sich künftig in allen Versicherungsangelegenheiten betreuen lässt. Während Versicherungsberater gegen ein Zeithonorar tätig werden, bieten viele Versicherungsmakler eine Beratung gegen Erfolgshonorar. Die Kunden müssen, falls ein günstiger Tarif gefunden wird, einen Teil ihrer Ersparnis abgeben. Fair ist zudem, dass falls ein Tarif mit höherem Selbstbehalt sinnvoll ist, dieser komplett von der Ersparnis abgezogen wird. Teilweise werden deutlich höhere Erfolgshonorare am Markt verlangt. Der PKV-Verband hat jetzt sogar gegen einen „Tarifoptimierer“wegen Betrugsverdachts Strafanzeige gestellt. Das Unternehmen soll Privatversicherte unter fadenscheinigen Gründen anrufen und extrem hohe Erfolgshonorare verlangen. Grundsätzlich sollten Kunden selbst auf Versicherungsberater und Versicherungsmakler zugehen. Seriöse Helfer sind im offiziellen Verzeichnis der Industrie- und Handelskammer verzeichnet. Kunden können einen Eintrag seit dem 2. Januar dieses Jahres selbstständig prüfen auf folgender Website: