Leverkusen spielt zu schnell für Gladbach
Das Debüt des neuen Keepers Jonas Omlin gerät für die Borussen zum Dämpfer. Bayer ist lange Zeit fixer und siegt am Ende 3:2.
Seinen Bundesliga-Erstling hatte sich Jonas Omlin ganz anders vorgestellt. Der Schweizer und neue Torwart von Borussia Mönchengladbach, erst am Donnerstag verpflichtet, konnte die 2:3-Niederlage seines neuen Arbeitgebers gegen Bayer Leverkusen beim Re-Start in die Saison nicht verhindern.
Bayer hingegen setzte seine vor der WM-Pause begonnene Serie fort, schaffte den vierten Liga-Sieg in Serie und rückte damit in der Tabelle auf einen Punkt an die Gladbacher heran. Beide rheinischen Rivalen haben durchaus EuropaAmbitionen, Bayer unterstrich diese, Gladbach nicht.
Beide Trainer, Gladbachs Daniel Farke ebenso wie Bayers Xabi Alonso, überraschten mit ihren Aufstellungen. Dass Omlin gleich im Borussen-Tor stehen würde, war absehbar, Stefan Lainers StartelfEinsatz aber nicht. Das Fehlen von Top-Stürmer Marcus Thuram sollte dessen Landsmann Nathan Ngoumou kompensieren, den Farke im Testspiel gegen Bielefeld vorsorglich schon mal als vorderste Spitze ausprobiert hatte. Nun stand der Ernstfall an. Nicht aber für Leverkusens Rückkehrer Florian Wirtz. Den setzte Alonso nach starker Vorbereitung erstmal auf die Bank.
Für Omlin, den Ersatz des zum FC Bayern entschwundenen Yann Sommer, begann seine Bundesligazeit unschön. Beim ersten Schuss auf sein Tor hatte er Glück, Adam Hlozek traf den Pfosten. Doch den Abpraller trat Mitchel Bakker ins Netz. Nach etwas mehr als 20 Minuten war der neue Gladbach-Schweizer erstmals bezwungen. Indes ohne sein Verschulden.
Gladbach war bis dahin aktiver gewesen, hatte 58 Prozent Ballbesitz
gehabt und eine Torschuss-Statistik vom 5:0 erarbeitet. Bayer setzte derweil tieferstehend auf seinen SpeedVorteil auf dem Flügel, den Jeremie Frimpong vor dem 0:1 nutzte, um als Co-Produzent des Tores aufzutreten, nachdem er Ramy Bensebaini überlaufen hatte. Frimpong hatte dann auch die Chance zum 2:0. Doch da parierte Omlin und heimste den ersten Applaus der GladbachFans ein.
Fünfmal hatte Bayer zuletzt das Rheinland-Duell für sich entschieden und schien nun auf einem guten Weg, das halbe Dutzend vollzumachen. Gladbach hatte weiter um die 60 Prozent und auch einige Abschlüsse, doch allzu herbe Gefahrenmomente konnte die Offensive um Kapitän und Zehner Christoph Kramer nicht heraufbeschwören. Leverkusen hingegen setzte durchweg auf Konter und damit den Borussen
immer wieder zu.
Für Omlin war es ein extrem undankbares Spiel. In der 42. Minute lag der Ball zum zweiten Mal in seinem Tor, doch stand Moussa Diaby beim Steilpass Amine Adlis im Abseits, weswegen der Treffer Frimpongs nicht zählte. Eine Minute später rannte aber Adli Nico Elvedi weg und brachte den Ball an Omlin vorbei zum 0:2. Der hatte daher auf dem Gang in die Kabine viel Gesprächsstoff
mit seinem neuen Torwart-Trainer Fabian Otte.
Bayer machte alles richtig. Die Werkself verteidigte gut und schaltete scharf um, der Ballbesitz-Liebhaber Alonso setzte im Borussia-Park auf Konterfußball im Stil der legendären Gladbacher Fohlenelf. Die Jetztzeit-Borussen spielten zu behäbig, nach guten Pressingmomenten fehlten die Anschlussaktionen. So waren die ersten 45 Minuten des
Jahres nicht nur für Torwart-Neuling Omlin, sondern für Farkes gesamtes Team sehr ernüchternd.
Farke brachte Lars Stindl für Kramer und Hannes Wolf für Ngoumou, um der Offenive neue Impulse zu geben, auch das Lainer-Comeback endete vorzeitig, Joe Scally, der vor der WM-Pause den Job hinten rechts ständig hatte, löste ihn wieder ab.
Doch Bayer traf. Dieses Mal war es der eingewechselte Nadiem Amiri, der Omlin mit einem strammen Schuss in die kurze Ecke überwand, der in Neon-Gelb gedresste Eidgenosse machte sich vergebens ganz lang in der 67. Minute, in der Adli als Vorbereiter den nächsten Assist einsammelte.
Farkes Gladbach wollte daheim eine Macht bleiben, wollte wie in den Topspiel gegen RB Leipzig (3:0) und Borussia Dortmund (4:2) Ausrufezeichen setzen. Das tat Gladbach auch, aber in ungewollter Art. Harmlos bis hilflos wirkte Gladbach meist, Bayer hingegen voll im Saft.
In der 75. Minute gab es den vierten Jubelschrei der Bayer-Fans, dieses Mal, weil Florian Wirtz erstmals seit dem 13. März zum Einsatz kam, damals verletzte er sich gegen den 1. FC Köln schwer. Auch bei Gladbach kam ein Langzeitverletzter zurück: Florian Neuhaus. Am Ende musste Bayer tatsächlich kurz noch einmal zittern, weil Stindl spät noch zweimal traf.