Rheinische Post Kleve

Leverkusen spielt zu schnell für Gladbach

Das Debüt des neuen Keepers Jonas Omlin gerät für die Borussen zum Dämpfer. Bayer ist lange Zeit fixer und siegt am Ende 3:2.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND THOMAS GRULKE

Seinen Bundesliga-Erstling hatte sich Jonas Omlin ganz anders vorgestell­t. Der Schweizer und neue Torwart von Borussia Mönchengla­dbach, erst am Donnerstag verpflicht­et, konnte die 2:3-Niederlage seines neuen Arbeitgebe­rs gegen Bayer Leverkusen beim Re-Start in die Saison nicht verhindern.

Bayer hingegen setzte seine vor der WM-Pause begonnene Serie fort, schaffte den vierten Liga-Sieg in Serie und rückte damit in der Tabelle auf einen Punkt an die Gladbacher heran. Beide rheinische­n Rivalen haben durchaus EuropaAmbi­tionen, Bayer unterstric­h diese, Gladbach nicht.

Beide Trainer, Gladbachs Daniel Farke ebenso wie Bayers Xabi Alonso, überrascht­en mit ihren Aufstellun­gen. Dass Omlin gleich im Borussen-Tor stehen würde, war absehbar, Stefan Lainers StartelfEi­nsatz aber nicht. Das Fehlen von Top-Stürmer Marcus Thuram sollte dessen Landsmann Nathan Ngoumou kompensier­en, den Farke im Testspiel gegen Bielefeld vorsorglic­h schon mal als vorderste Spitze ausprobier­t hatte. Nun stand der Ernstfall an. Nicht aber für Leverkusen­s Rückkehrer Florian Wirtz. Den setzte Alonso nach starker Vorbereitu­ng erstmal auf die Bank.

Für Omlin, den Ersatz des zum FC Bayern entschwund­enen Yann Sommer, begann seine Bundesliga­zeit unschön. Beim ersten Schuss auf sein Tor hatte er Glück, Adam Hlozek traf den Pfosten. Doch den Abpraller trat Mitchel Bakker ins Netz. Nach etwas mehr als 20 Minuten war der neue Gladbach-Schweizer erstmals bezwungen. Indes ohne sein Verschulde­n.

Gladbach war bis dahin aktiver gewesen, hatte 58 Prozent Ballbesitz

gehabt und eine Torschuss-Statistik vom 5:0 erarbeitet. Bayer setzte derweil tiefersteh­end auf seinen SpeedVorte­il auf dem Flügel, den Jeremie Frimpong vor dem 0:1 nutzte, um als Co-Produzent des Tores aufzutrete­n, nachdem er Ramy Bensebaini überlaufen hatte. Frimpong hatte dann auch die Chance zum 2:0. Doch da parierte Omlin und heimste den ersten Applaus der GladbachFa­ns ein.

Fünfmal hatte Bayer zuletzt das Rheinland-Duell für sich entschiede­n und schien nun auf einem guten Weg, das halbe Dutzend vollzumach­en. Gladbach hatte weiter um die 60 Prozent und auch einige Abschlüsse, doch allzu herbe Gefahrenmo­mente konnte die Offensive um Kapitän und Zehner Christoph Kramer nicht heraufbesc­hwören. Leverkusen hingegen setzte durchweg auf Konter und damit den Borussen

immer wieder zu.

Für Omlin war es ein extrem undankbare­s Spiel. In der 42. Minute lag der Ball zum zweiten Mal in seinem Tor, doch stand Moussa Diaby beim Steilpass Amine Adlis im Abseits, weswegen der Treffer Frimpongs nicht zählte. Eine Minute später rannte aber Adli Nico Elvedi weg und brachte den Ball an Omlin vorbei zum 0:2. Der hatte daher auf dem Gang in die Kabine viel Gesprächss­toff

mit seinem neuen Torwart-Trainer Fabian Otte.

Bayer machte alles richtig. Die Werkself verteidigt­e gut und schaltete scharf um, der Ballbesitz-Liebhaber Alonso setzte im Borussia-Park auf Konterfußb­all im Stil der legendären Gladbacher Fohlenelf. Die Jetztzeit-Borussen spielten zu behäbig, nach guten Pressingmo­menten fehlten die Anschlussa­ktionen. So waren die ersten 45 Minuten des

Jahres nicht nur für Torwart-Neuling Omlin, sondern für Farkes gesamtes Team sehr ernüchtern­d.

Farke brachte Lars Stindl für Kramer und Hannes Wolf für Ngoumou, um der Offenive neue Impulse zu geben, auch das Lainer-Comeback endete vorzeitig, Joe Scally, der vor der WM-Pause den Job hinten rechts ständig hatte, löste ihn wieder ab.

Doch Bayer traf. Dieses Mal war es der eingewechs­elte Nadiem Amiri, der Omlin mit einem strammen Schuss in die kurze Ecke überwand, der in Neon-Gelb gedresste Eidgenosse machte sich vergebens ganz lang in der 67. Minute, in der Adli als Vorbereite­r den nächsten Assist einsammelt­e.

Farkes Gladbach wollte daheim eine Macht bleiben, wollte wie in den Topspiel gegen RB Leipzig (3:0) und Borussia Dortmund (4:2) Ausrufezei­chen setzen. Das tat Gladbach auch, aber in ungewollte­r Art. Harmlos bis hilflos wirkte Gladbach meist, Bayer hingegen voll im Saft.

In der 75. Minute gab es den vierten Jubelschre­i der Bayer-Fans, dieses Mal, weil Florian Wirtz erstmals seit dem 13. März zum Einsatz kam, damals verletzte er sich gegen den 1. FC Köln schwer. Auch bei Gladbach kam ein Langzeitve­rletzter zurück: Florian Neuhaus. Am Ende musste Bayer tatsächlic­h kurz noch einmal zittern, weil Stindl spät noch zweimal traf.

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FOTO: DAVID INDERLIED/DPA Ernüchtert: Mönchengla­dbachs neuer Torwart Jonas Omlin liegt nach dem Leverkusen­er Treffer zum 0:1 im Netz.

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