Vor dem Umzug steht die TÜV-Prüfung
Um an den Karnevalsumzügen im Kleverland teilnehmen zu dürfen, müssen die Wagen vorher eine Prüfung des TÜV Nord bestehen. Worauf achtet Stationsleiter Heinz Willi van de Loo dabei? Und wie ist der Zustand der Wagen?
Die „KC Fette Party“möchte hoch hinaus. Zu hoch für die Werkstatt von Autoservice Elsmann an der Steinstraße in Kleve. Mit mehr als vier Metern Höhe passt der Karnevalswagen nicht in die Halle – also wird die TÜV-Inspektion kurzerhand auf den Vorplatz verlagert. Dort kriecht Prüfer Heinz Willi van de Loo dann eben auf dem Rücken unter den Wagen. „Dafür bin ich zwar eigentlich nicht sportlich genug, aber mein Sicherheitsbedürfnis ist einfach zu groß, um hier unten nicht nachzuschauen“, sagt er. Nichts soll seinem geschulten Auge entgehen.
Auch wenn es während des Karnevals noch so jeck zugeht, sind spezielle TÜV-Gutachten für die bunten Umzugswagen Pflicht. Erst wenn die Fahrzeuge die Prüfung bestanden haben, dürfen sie an den Umzügen teilnehmen. „So stellen wir die größtmögliche Verkehrssicherheit auf den Veranstaltungen sicher“, sagt der Leiter der TÜV Nord Station in Kleve. Das Besondere: Geprüft wird nach der Brauchtumsverordnung. Darin sind spezielle Ausnahmeregelungen für den Karneval definiert. Zum Beispiel müssen die Gespanne so konzipiert sein, dass niemand unter den Wagen geraten kann. Auch die maximale Personenanzahl eines Fahrzeugs wird erst bei der Prüfung festgelegt. Und neben der Kippsicherheit werden natürlich auch die Bremsen, Achsen und die Beleuchtung kontrolliert.
Um an Karnevalszügen teilnehmen zu dürfen, müssen die Wagen überall in Deutschland eine Sicherheitsprüfung über sich ergehen lassen. Einheitliche Standards gibt es
dafür nicht, allein in NRW hat jede Bezirksregierung eigene Regeln. „In Düsseldorf sind sie zum Beispiel viel weniger streng als in Köln“, sagt van de Loo. In Rheinland-Pfalz seien die Auflagen erst kurz vor den närrischen Tagen verschärft worden. Hier reichen künftig die speziellen TÜV-Gutachten nicht mehr aus. Die Vorschriften besagen nun, dass alle am Umzug teilnehmenden Fahrzeuge eine offizielle Betriebserlaubnis benötigen. „Dann hätten 90 Prozent der Wagen bei uns keine Chance“, sagt van de Loo. Mit der Folge, dass die Wagen wohl auch nicht mehr an den Umzügen teilnehmen könnten.
Schon jetzt ist der Andrang der Gruppen bei weitem nicht mehr so stark wie vor der Corona-Pandemie, sagt Heinz Willi van de Loo. „Ich habe in diesem Jahr Termine für 60 Wagen, deutlich weniger als früher“, sagt er. Drei hintereinander sind es an diesem Samstagmorgen im Januar. Übrigens: Auch die niederländischen Zugteilnehmer müssen die strenge Prüfung des deutschen TÜV durchlaufen. „Dafür fahren wir dann nach Groesbeek“, sagt der Prüfer. Hier sei die Nachfrage auch noch ungebrochen. „Und technisch sind das wirklich Höhepunkte. Die legen sich richtig ins Zeug, bauen aufwendige Sachen, jedes Jahr neu“, sagt van de Loo.
Insgesamt sei der Zustand der Anhänger deutlich besser als noch zu Beginn der Prüfungen. „Als wir vor Jahren angefangen haben, waren die Anhänger alle Kernschrott, da hat es kaum einer im ersten Anlauf ohne Beanstandung durch die Prüfung geschafft“, sagt van de Loo. „Heute sind alle im Prinzip durchsaniert.“Der Prüfer kennt die Karnevalisten, findet auch im Umgang mit ihnen den richtigen Ton. In Kranenburg und Kleve ist der Wagen von „KC Fette Party“unterwegs. Der Verein bekommt als Auflage, dass sich alle gleichmäßig auf dem Wagen verteilen. „Wenn zehn oder 15 Leute von links nach rechts laufen, weil da ein paar hübsche Mädchen stehen, ist das eine Verlagerung von einer Tonne Gewicht“, sagt van de Loo. „Das muss der Wagen aushalten.“
Die Ansprache kommt bei den Vereinen an. Denn auch hier sieht man am Ende des Tages ein, dass die Prüfungen ihren Sinn haben. Schließlich soll an den närrischen Tagen ausgelassen gefeiert werden – ganz ohne Sorge um die Sicherheit der bunten Wagen.