Originale Picasso-Plakate im PAN
Der Sammler Werner Röthlisberger zeigt bis zum 23. April 55 Original-Plakate Pablo Picassos im PAN. Der Schweizer besitzt weltweit die umfangreichste Kollektion an Plakaten des wohl berühmtesten Künstlers des 20. Jahrhunderts.
Die erste Ausstellung des Jahres, die ab Freitag im PANKunstforum zu sehen ist, dürfte wahrscheinlich auch die publikumsträchtigste in dieser Saison des Museums an der Agnetenstraße werden. „Pablo Picasso Seine Plakate“, heißt die Schau, die der Schweizer Werner Röthlisberger nach Emmerich brachte. Der Baseler Galerist besitzt nach eigenen Angaben die weltweit umfangreichste Sammlung on Original-Plakaten des wohl berühmtesten Künstlers des 20. Jahrhunderts: „Ich kann sagen, dass ich alle 120 Plakate Picassos habe, darauf bin ich stolz.“55 davon sind in Emmerich zu sehen.
Röthlisberger ist ein Sammler aus Leidenschaft. „Grafiken haben mich schon immer fasziniert, aber als mir ein Freund einmal Plakate Picassos zeigte, war es um mich geschehen. Das war Liebe auf den ersten Blick“, sagt der Schweizer. Seit 30 Jahren geht er seiner Sammlerleidenschaft nach. „Das Sammeln ist das eine, aber das Dokumentieren das andere“, erklärt er. Viel Zeit investiere er für Recherche. Weltweit ist er unterwegs, besucht Museen und Archive, um möglichst viel über die Geschichte der Plakate zu erfahren.
Das Besondere an der Ausstellung im PAN: Die hier zu sehenden Plakate sind nicht nur nach einem Entwurf von Picasso gedruckt oder nachgedruckt worden, sondern der Künstler hat sie eigenhändig auf den Linolstein übertragen oder die Linolplatte selber geschnitten. Es handelt sich also um Originale. Werner Röthlisberger ist der Auffassung, dass man durch die Plakatarbeiten einen ganz anderen Picasso kennenlernen kann. Unter anderem auch deshalb, weil der Künstler nur in ganz wenigen Fällen bereits bekannte Motive, sondern meist vollkommen neue verwendete, die er eigens für die Plakate schuf. Und genau das mache diese Werkgruppe auch so interessant. „Bei einem Plakat muss der Künstler auf den Betrachter zugehen, er muss sich besondere Mühe geben, um ihn zu fangen“, sagt Röthlisberger.
Dass es sich bei den Plakaten Picassos um Original-Grafiken handelte, habe man in der Kunstwelt erst spät erkannt. Deshalb sind sie auch rar, weil sie oft entsorgt wurden, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten. Ein Motiv etwa, das ein russisches Ballett bewarb, sei in den 1950er Jahren millionenfach gedruckt worden. Heute existiere es nur noch in Kopien.
Die Exponate, die in Emmerich zu sehen sind, unterteilen sich in vier Kategorien. Da sind zum einen die Plakate, die Picasso schuf, als er 1948 in dem französischen Töpferstädtchen Vallauris lebte. Sie gehören zu seinen frühesten Plakatarbeiten. Zum anderen hat Picasso auch etliche Plakate für seine eigenen Ausstellungen oder die befreundeter Künstler entworfen. Eine dritte Themengruppe deckt Motive aus Picassos Friedensengagement ab, eine vierte seine Liebe für den Stierkampf.
Und genau jene Plakate sind auch die schönsten der Ausstellung. Sie sind die ausdrucksstärksten, stecken voller Leidenschaft. „Es sind meine Lieblings-Plakate“, sagt der Schweizer Sammler.
Umrahmt wird die Ausstellung von Original-Zitaten Picassos an den Wänden, die je nach Themengruppe in unterschiedlichen Farben gehalten sind. Auch Raritäten gibt es zu sehen. Etwa die Kopie des ersten Plakates, das Picasso als 17-Jähriger für den Wettbewerb einer Bar in Barcelona
geschaffen hatte. Picasso belegte dabei zwar nur den zweiten Platz, aber dem Betreiber gefiel das Werk so gut, dass er es anderweitig verwendete. Und so wurde ein echter Picasso zum Deckblatt für eine Speisekarte.
Es sind Geschichten wie diese, die Werner Röthlisberger voller Hingabe zu erzählen weiß. Daher ist für Museumsbesucher auch eine Führung empfehlenswert. Röthlisberger will sie nach Möglichkeit alle zwei Wochen von freitags bis sonntags anbieten. Mit viel Kenntnisreichtum und Humor führt er unterhaltsam durch die einzelnen Schaffensphasen.
„Ein Crash-Kurs, bei dem man mehr über die Plakate Picassos erfährt, als nach vier Semestern Kunstgeschichte“, sagt er dazu augenzwinkernd.
Die Ausstellung, die heute um 16 Uhr eröffnet wird, endet am 23. April. Danach wandern die Exponate wieder in die Schweiz, wo sie im historischen Pumpenhaus am Genfer See zu sehen sein werden. Parallel bestückt Röthlisberger mit weiteren Exponaten eine Ausstellung in Athen in einem Schlösschen, das im 19. Jahrhundert zur Wiederbelebung der Olympischen Spiele gebaut wurde.