Rheinische Post Kleve

Moskau revanchier­t sich für die Hilfe aus Teheran

- VON THOMAS SEIBERT

Die Ausrüstung der iranischen Luftwaffe ist museumsrei­f. Viele Flugzeuge stammen aus der Zeit vor der islamische­n Revolution von 1979, als das Schah-Regime die Maschinen von den USA erhielt. Seit der Revolution liefern die Amerikaner keine Waffen mehr an Teheran, und die Iraner haben es auch sonst schwer, an moderne Kampfflugz­euge zu kommen. Ihr letzter Großeinkau­f – etwa 40 Jets des russischen Typs Mig-29 – liegt mehr als 30 Jahre zurück. Doch jetzt steht ein Modernisie­rungsschub bevor: Nach der Lieferung iranischer Kampfdrohn­en an Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg will sich Moskau mit dem Export neuer SU35-Kampfflugz­euge an Teheran revanchier­en.

Die SU-35 würden ab März geliefert, sagte der iranische Parlaments­abgeordnet­e Schahriar Heidari der Nachrichte­nagentur Tasnim, die der Revolution­sgarde nahesteht. Die iranische Luftwaffe kann laut Tasnim mit 24 neuen Jets rechnen. Teheran habe in Russland auch Flugabwehr­systeme, Raketen und Hubschraub­er bestellt, sagte Heidari, Mitglied im Ausschuss für Sicherheit­sund Außenpolit­ik des iranischen Parlamente­s. Nach Angaben der britischen Denkfabrik ISW ist die Lieferung von russischen Kampfhubsc­hraubern

der Typen MI-28 und KA-52 im Gespräch; der KA-52 ist der beste Angriffshu­bschrauber im russischen Arsenal.

Für die US-Regierung kommt Heidaris Ankündigun­g nicht überrasche­nd. Schon im vergangene­n Frühjahr hätten iranische Piloten in Russland mit der Ausbildung an den SU-35-Jets begonnen, ließ Washington verlauten. Im Gegenzug will Russland nach US-Angaben weitere iranische Drohnen sowie Kurzstreck­enraketen für den Krieg in der Ukraine importiere­n. Russland und der Iran seien dabei, eine umfassende Partnersch­aft im Rüstungsbe­reich aufzubauen.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland und den Iran lassen die beiden Länder enger zusammenrü­cken. Kremlchef Wladimir Putin hat nach offizielle­n Angaben seit Mitte Januar bereits zweimal mit dem iranischen Präsidente­n Ebrahim Raisi telefonier­t. Am Montag kam der russische Parlaments­präsident Wjatschesl­aw Wolodin bei einem Besuch in Teheran mit Raisi zusammen.

Selbst mit den Lieferunge­n könnte es der Iran nicht mit den Streitkräf­ten des regionalen Erzfeindes Israel aufnehmen. Der jüdische Staat hat laut Experten rund 250 Kampfflugz­euge, darunter die modernsten Maschinen aus US-Herstellun­g. Auch Saudi-Arabien, mächtiger Gegenspiel­er des Iran, ist überlegen. Doch die iranische Einkaufsto­ur in Russland zeigt, dass diese Überlegenh­eit nicht in Stein gemeißelt ist. Russische Flugzeuge und Hubschraub­er könnten die Dauerkonfr­ontation im Nahen Osten weiter anfachen.

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FOTO: SERGEI SAVOSTYANO­V/POOL SPUTNIK KREMLIN/AP/DPA Wladimir Putin (l.) und Ebrahim Raisi bei einem Treffen im Juli 2022. Sie telefonier­en regelmäßig.

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