Moskau revanchiert sich für die Hilfe aus Teheran
Die Ausrüstung der iranischen Luftwaffe ist museumsreif. Viele Flugzeuge stammen aus der Zeit vor der islamischen Revolution von 1979, als das Schah-Regime die Maschinen von den USA erhielt. Seit der Revolution liefern die Amerikaner keine Waffen mehr an Teheran, und die Iraner haben es auch sonst schwer, an moderne Kampfflugzeuge zu kommen. Ihr letzter Großeinkauf – etwa 40 Jets des russischen Typs Mig-29 – liegt mehr als 30 Jahre zurück. Doch jetzt steht ein Modernisierungsschub bevor: Nach der Lieferung iranischer Kampfdrohnen an Russland für den Einsatz im Ukraine-Krieg will sich Moskau mit dem Export neuer SU35-Kampfflugzeuge an Teheran revanchieren.
Die SU-35 würden ab März geliefert, sagte der iranische Parlamentsabgeordnete Schahriar Heidari der Nachrichtenagentur Tasnim, die der Revolutionsgarde nahesteht. Die iranische Luftwaffe kann laut Tasnim mit 24 neuen Jets rechnen. Teheran habe in Russland auch Flugabwehrsysteme, Raketen und Hubschrauber bestellt, sagte Heidari, Mitglied im Ausschuss für Sicherheitsund Außenpolitik des iranischen Parlamentes. Nach Angaben der britischen Denkfabrik ISW ist die Lieferung von russischen Kampfhubschraubern
der Typen MI-28 und KA-52 im Gespräch; der KA-52 ist der beste Angriffshubschrauber im russischen Arsenal.
Für die US-Regierung kommt Heidaris Ankündigung nicht überraschend. Schon im vergangenen Frühjahr hätten iranische Piloten in Russland mit der Ausbildung an den SU-35-Jets begonnen, ließ Washington verlauten. Im Gegenzug will Russland nach US-Angaben weitere iranische Drohnen sowie Kurzstreckenraketen für den Krieg in der Ukraine importieren. Russland und der Iran seien dabei, eine umfassende Partnerschaft im Rüstungsbereich aufzubauen.
Die westlichen Sanktionen gegen Russland und den Iran lassen die beiden Länder enger zusammenrücken. Kremlchef Wladimir Putin hat nach offiziellen Angaben seit Mitte Januar bereits zweimal mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi telefoniert. Am Montag kam der russische Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin bei einem Besuch in Teheran mit Raisi zusammen.
Selbst mit den Lieferungen könnte es der Iran nicht mit den Streitkräften des regionalen Erzfeindes Israel aufnehmen. Der jüdische Staat hat laut Experten rund 250 Kampfflugzeuge, darunter die modernsten Maschinen aus US-Herstellung. Auch Saudi-Arabien, mächtiger Gegenspieler des Iran, ist überlegen. Doch die iranische Einkaufstour in Russland zeigt, dass diese Überlegenheit nicht in Stein gemeißelt ist. Russische Flugzeuge und Hubschrauber könnten die Dauerkonfrontation im Nahen Osten weiter anfachen.