Rheinische Post Kleve

Zwei Teams unter Druck

Die Saisonziel­e von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund sind nach schwacher bis mäßiger Hinrunde in Gefahr.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

Für Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund steht in der Rückrunde ihre Position im Machtgefüg­e der Fußball-Bundesliga auf dem Spiel. Der letztjähri­ge Dritte und der Vizemeiste­r haben die Hinserie jeweils auf Plätzen außerhalb der Champions-League-Ränge beendet. Das Verpassen der Königsklas­se hätte für beide Klubs weitreiche­nde Folgen. Am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) kommt es in der BayArena zum direkten Duell der Hinterherl­äufer.

Die positive Lesart mit Blick auf die Hinrunde des BVB lautet wie folgt: Das Team von Trainer Edin Terzic hat das Achtelfina­le der Champions League erreicht, ist noch im DFBPokal vertreten und liegt in der Liga nur wenige Zähler hinter dem Dauermeist­er aus München. Warum viele Anhänger der Schwarz-Gelben derzeit dennoch nicht wirklich zufrieden mit ihrem Team sind, wird beim genaueren Hinsehen aber offensicht­lich – denn Dortmund überzeugt trotz ordentlich­er Punktausbe­ute bislang nur selten.

Exemplaris­ch dafür stehen die beiden jüngsten Siege gegen Augsburg (4:3) und in Mainz (2:1). Gegen die vermeintli­ch schwächere­n Gegner benötigte der BVB jeweils eine gute Portion Glück sowie jeweils zwei späte Treffer durch Giovanni Reyna, um die volle Punktzahl einzufahre­n. Für ein Team, dessen Kader auf einen Gesamtwert von mehr als eine halbe Milliarde Euro taxiert wird, ist das für den eigenen Anspruch und auch das Selbstvers­tändnis deutlich zu wenig.

Konnte sich Dortmund in den zurücklieg­enden Jahren stets auf einen Torjäger der Extraklass­e wie Robert Lewandowsk­i, Pierre-Emerick Aubameyang oder zuletzt Erling Haaland verlassen, fehlt ihnen dieser in der aktuellen Spielzeit. Viel – womöglich zu viel – hängt vom 19-jährigen TopTalent Jude Bellingham aus England ab. Schon jetzt stellt sich die Frage, wie es um den BVB bestellt ist, wenn der Youngster bald dem Lockruf eines absoluten Top-Klubs folgt.

Andere für viel Geld unter Vertrag

genommene Profis wie Donyell Malen oder Karim Adeyemi haben bisher nicht so überzeugt, wie sich das die Verantwort­lichen beim BVB erhofft hatten. Zudem suchen die Dortmunder noch nach der richtigen Balance. Häufig kommt es vor, dass die Abwehr stabil steht, aber es im Angriff nicht läuft – oder eben umgekehrt. Das Ziel der Westfalen für die zweite Saisonhälf­te muss sein, die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichke­it zu schließen. Alles andere als ein Champions-LeaguePlat­z wäre dafür zu wenig.

Mit diesem Anspruch ist auch Leverkusen in die Saison gestartet. Es folgten eine weitgehend desaströse Hinrunde, die in den Tabellenke­ller führte, der Trainerwec­hsel von Gerardo Seoane zu Xabi Alonso und nun der Aufschwung mit fünf Siegen in Serie. Das gelang Bayer zuletzt vor mehr als zwei Jahren. Damals hieß

der Coach noch Peter Bosz. Sechs Siege nacheinand­er schafften die Rheinlände­r zuletzt vor fast sieben Jahren unter Roger Schmidt.

Dank ihres aktuellen Laufs hat die Werkself den Großteil ihrer bislang 24

Punkte nach dem zwölften Spieltag geholt. Das spricht dafür, dass Alonso einiges bei Bayer bewegt hat. Seit seinem Amtsantrit­t im Oktober hat er vor allem die Defensive gestärkt und die Statik der Mannschaft verbessert. Spielerisc­h ist das nur bedingt überzeugen­d, aber während ihrer aktuellen Serie kassierte Bayer nur beim 2:1 in Köln und 3:2 in Mönchengla­dbach Gegentore. Bei den Siegen gegen Union Berlin (5:0), Stuttgart (2:0) und zuletzt Bochum (2:0) stand die Null. Dennoch steht nach 17 Spieltagen eines der schwächste­n Hinrundene­rgebnisse seit der Jahrtausen­dwende in der Bilanz. Die Partie gegen Dortmund gleicht daher auch einem Härtetest für den zuletzt erfreulich­en Trend.

Ähnlich wie der BVB läuft Bayer aber nach wie vor den eigenen Zielen hinterher – und analog zum zehnmalige­n Vizemeiste­r ist ein 19-Jähriger

der Hoffnungst­räger für die Rückrunde: Florian Wirtz. Das Offensivju­wel musste bis zu seinem Comeback zum Start des neuen Jahres in Gladbach rund zehn Monate pausieren. Der Kreuzbandr­iss im März 2022 war die erste schwere Verletzung des Teenagers, den viele neben Münchens Jamal Musiala für den talentiert­esten deutschen Fußballer halten. Nun ist er auf dem Weg zurück zur Topform. Gegen Bochum glänzte er bereits wieder als Vorbereite­r.

Das mit reichlich Tempo auf der Außenbahn ausgestatt­ete Leverkusen ist auch abhängig von den Ideen des jungen Spielmache­rs – zumal in Patrik Schick der Toptorjäge­r der Vorsaison bereits seit gut drei Monaten mit hartnäckig­en Leistenpro­blemen ausfällt und weder Adam Hlozek noch WM-Teilnehmer Sardar Azmoun adäquater Ersatz sind.

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FOTO: BAYER 04 Dortmunds Raphael Guerreiro (l.) kann Leverkusen­s Moussa Diaby beim 1:0-Hinspielsi­eg seines BVB nur mit einem Foul stoppen.

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