Zwei Teams unter Druck
Die Saisonziele von Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund sind nach schwacher bis mäßiger Hinrunde in Gefahr.
Für Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund steht in der Rückrunde ihre Position im Machtgefüge der Fußball-Bundesliga auf dem Spiel. Der letztjährige Dritte und der Vizemeister haben die Hinserie jeweils auf Plätzen außerhalb der Champions-League-Ränge beendet. Das Verpassen der Königsklasse hätte für beide Klubs weitreichende Folgen. Am Sonntag (17.30 Uhr/Dazn) kommt es in der BayArena zum direkten Duell der Hinterherläufer.
Die positive Lesart mit Blick auf die Hinrunde des BVB lautet wie folgt: Das Team von Trainer Edin Terzic hat das Achtelfinale der Champions League erreicht, ist noch im DFBPokal vertreten und liegt in der Liga nur wenige Zähler hinter dem Dauermeister aus München. Warum viele Anhänger der Schwarz-Gelben derzeit dennoch nicht wirklich zufrieden mit ihrem Team sind, wird beim genaueren Hinsehen aber offensichtlich – denn Dortmund überzeugt trotz ordentlicher Punktausbeute bislang nur selten.
Exemplarisch dafür stehen die beiden jüngsten Siege gegen Augsburg (4:3) und in Mainz (2:1). Gegen die vermeintlich schwächeren Gegner benötigte der BVB jeweils eine gute Portion Glück sowie jeweils zwei späte Treffer durch Giovanni Reyna, um die volle Punktzahl einzufahren. Für ein Team, dessen Kader auf einen Gesamtwert von mehr als eine halbe Milliarde Euro taxiert wird, ist das für den eigenen Anspruch und auch das Selbstverständnis deutlich zu wenig.
Konnte sich Dortmund in den zurückliegenden Jahren stets auf einen Torjäger der Extraklasse wie Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder zuletzt Erling Haaland verlassen, fehlt ihnen dieser in der aktuellen Spielzeit. Viel – womöglich zu viel – hängt vom 19-jährigen TopTalent Jude Bellingham aus England ab. Schon jetzt stellt sich die Frage, wie es um den BVB bestellt ist, wenn der Youngster bald dem Lockruf eines absoluten Top-Klubs folgt.
Andere für viel Geld unter Vertrag
genommene Profis wie Donyell Malen oder Karim Adeyemi haben bisher nicht so überzeugt, wie sich das die Verantwortlichen beim BVB erhofft hatten. Zudem suchen die Dortmunder noch nach der richtigen Balance. Häufig kommt es vor, dass die Abwehr stabil steht, aber es im Angriff nicht läuft – oder eben umgekehrt. Das Ziel der Westfalen für die zweite Saisonhälfte muss sein, die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu schließen. Alles andere als ein Champions-LeaguePlatz wäre dafür zu wenig.
Mit diesem Anspruch ist auch Leverkusen in die Saison gestartet. Es folgten eine weitgehend desaströse Hinrunde, die in den Tabellenkeller führte, der Trainerwechsel von Gerardo Seoane zu Xabi Alonso und nun der Aufschwung mit fünf Siegen in Serie. Das gelang Bayer zuletzt vor mehr als zwei Jahren. Damals hieß
der Coach noch Peter Bosz. Sechs Siege nacheinander schafften die Rheinländer zuletzt vor fast sieben Jahren unter Roger Schmidt.
Dank ihres aktuellen Laufs hat die Werkself den Großteil ihrer bislang 24
Punkte nach dem zwölften Spieltag geholt. Das spricht dafür, dass Alonso einiges bei Bayer bewegt hat. Seit seinem Amtsantritt im Oktober hat er vor allem die Defensive gestärkt und die Statik der Mannschaft verbessert. Spielerisch ist das nur bedingt überzeugend, aber während ihrer aktuellen Serie kassierte Bayer nur beim 2:1 in Köln und 3:2 in Mönchengladbach Gegentore. Bei den Siegen gegen Union Berlin (5:0), Stuttgart (2:0) und zuletzt Bochum (2:0) stand die Null. Dennoch steht nach 17 Spieltagen eines der schwächsten Hinrundenergebnisse seit der Jahrtausendwende in der Bilanz. Die Partie gegen Dortmund gleicht daher auch einem Härtetest für den zuletzt erfreulichen Trend.
Ähnlich wie der BVB läuft Bayer aber nach wie vor den eigenen Zielen hinterher – und analog zum zehnmaligen Vizemeister ist ein 19-Jähriger
der Hoffnungsträger für die Rückrunde: Florian Wirtz. Das Offensivjuwel musste bis zu seinem Comeback zum Start des neuen Jahres in Gladbach rund zehn Monate pausieren. Der Kreuzbandriss im März 2022 war die erste schwere Verletzung des Teenagers, den viele neben Münchens Jamal Musiala für den talentiertesten deutschen Fußballer halten. Nun ist er auf dem Weg zurück zur Topform. Gegen Bochum glänzte er bereits wieder als Vorbereiter.
Das mit reichlich Tempo auf der Außenbahn ausgestattete Leverkusen ist auch abhängig von den Ideen des jungen Spielmachers – zumal in Patrik Schick der Toptorjäger der Vorsaison bereits seit gut drei Monaten mit hartnäckigen Leistenproblemen ausfällt und weder Adam Hlozek noch WM-Teilnehmer Sardar Azmoun adäquater Ersatz sind.