Das zeigt Moyland im neuen Jahr
Moylands Museumsdirektorin Antje-Britt Mählmann stellt vor, welche Ausstellungen und Künstler das Museum 2023 präsentiert. Alle Ausstellungen sind weiterhin im Schloss, weil die Ausstellungshalle weiter geschlossen bleibt.
Weiß schlägt die See ihre Wellen an den dunklen Felsen vor Quiberon, dunkel hängen die Wolken tief über Land und Meer. Nur das Wasser leuchtet helltürkis hinter spritzender Gischt hervor. Anfang des vorigen Jahrhunderts malte Emmy Lischke das Bild vom Meer, das sich an den Felsen der Bretagne austobt. Es ist ein ÖlGemälde mittleren Formats aus der Sammlung des Museums Kurhaus. Das Bild einer Künstlerin, die – in der Nachfolge des großen Gustave Courbet stehend – erforscht werden will, sagt Moyland-Museumsdirektorin Antje-Britt Mählmann. Vielleicht wird sie, die Mählmann aus dem Tiefen des Hauses gefischt hat, noch zur Entdeckung. Doch zuerst dürfen die Besucher des Schlosses das eindrucksvolle Gemälde Lischkes entdecken: Es gehört zu den Werken, die Moyland in der Landschaftsausstellung ab März präsentieren wird. Zusammen mit einem wunderbaren Werk von Beuys-Fotografin Ute Klophaus aus dem Jahr 1961, für das die Fotografin damals einen Preis bekam, wie die Moyländer Museumsleiterin weiß: Drei Wanderer vor bombastischer Gebirgskulisse und wabernden Wolken, die einen Bergkamm hinuntergehen.
Klophaus Bilder – dieses Mal als jene der Dokumentarin des Schaffens Beuys – sind auch das Bindeglied zur Moyländer Hauptausstellung des Jahres „Elina Brotherus, Joseph Beuys und der Galerist René Block: Kartoffelpflanzen – Transformationen“. „Die bekannte finnische Foto- und Videokünstlerin Elina Brotherus beschäftigt sich mit ikonischen Motiven der Kunstgeschichte sowie mit der Neuinterpretation von Fluxus-Aktionen und den Aufzeichnungen von Performances. In diesem Zusammenhang hat die Künstlerin auch Joseph Beuys‘ Aktion Kartoffelernte neu interpretiert“, sagt Mählmann. Brotherus war in Moyland und forschte über Beuys, sie fotografierte das Atelier im Kurhaus, sie besuchte BeuysFreund und Galerist René Bock in Berlin. Und interpretierte die Kartoffelernte von Beuys neu. Der war 1977 vor der Dokumenta in Berlin bei Block und pflanzte vor dessen Galerie auf einer Brache Kartoffeln, die dann später geerntet, gegessen und zur Kunstaktion wurden.
„Am Ende ihrer Recherchen werden neue Fotografien und Videoinstallationen an von Beuys frequentierten Orten in der Region sowie neue Arbeiten mit René Block entstehen.
Diese spezifischen Neuproduktionen werden erstmals im Museum Schloss Moyland gezeigt werden“, verspricht Mählmann. Die Eröffnung soll am 16. September
sein (zu sehen bis 21. Januar 2024). Parallel dazu gibt es eine Schau zum Thema Fluxus, die bereits am 6. August eröffnet wird und in der neben Beuys und den Fluxus-Künstlern auch Block wieder eine zentrale Rolle spielen soll.
Beide großen Ausstellungen werden im Erdgeschoss des Schlosses gezeigt. Denn die große Ausstellungshalle des Museums bleibt auch 2023 geschlossen – die Arbeiten an Depot und Klimatisierung werden fortgesetzt, so dass sie nicht für Ausstellungen zur Verfügung steht. Das muss sich aber 2024 ändern, weil Mählmann ab 2025 Ausstellungen im Blick hat, die die große Halle voraussetzen.
„Landscapes: Florenz & Istanbul“titelt die Ausstellung fürs Frühjahr, die am 19. März eröffnet wird und
nicht nur die Neuentdeckung Lischke präsentiert, sondern vor allem einen Blick auf Landschaft. Und warum wer wie auf Landschaft blickt. „Wir möchten hier auch zeigen, wie Landschaft sich im Klimawandel ändert, wie sich der Blick der Künstler ändert und wie beispielsweise Künstler darauf schauen, die in Vorderasien oder Afrika leben, die noch viel stärker vom Klimawandel betroffen sind“, sagt Mählmann. Es geht um die die Natur und ihren fragilen Status, darum, wie Perspektive das westeuropäische Naturmotiv beeinflusst und wie der orientalische Blick auf Landschaft ist. „In der Schau treten Ost und West, Gegenwart und Vergangenheit in einen sinnlich erfahrbaren, immersiven und vielschichtigen Dialog“, verspricht Mählmann. Unter den
ausgestellten Künstlern sind Marwan Bassouni, Bernd und Hilla Becher, Joseph Beuys, Elmas Deniz, Shila Khatami, Emmy Lischke und Yasam Sasmazer. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Parallel zur Landsacpe-Ausstellung zeigt das Museum auch den regionalen Künstler Johan Peter Heek und seine Interpretation der Landschaft zwischen Rhein und Reichswald.
Den sammelnden Brüdern Hans und Franz-Joseph van der Grinten widmet sich eine Sonderausstellung zum 90. Geburtstag von Franz-Joseph van der Grinten. Es ist ein Forschungsund Ausstellungsprojekt, um zunächst den Sammler Franz Joseph van der Grinten anhand des eigenen Bestands klarer herauszuarbeiten.