Licht statt Blut
Mischa Kuball hat einen interaktiven Kubus in Monheim installiert. Er erweitert eine Freiluft-Galerie voll prominenter Beiträge.
Mischa Kuball verabredet sich am liebsten nach Einbruch der Dunkelheit. Allerdings nicht, weil er etwas zu verbergen hätte. Der Grund ist: Erst nachts kommt seine Kunst zur Geltung, denn darin spielt Licht eine entscheidende Rolle. Nach Monheim fährt man mit ihm also am besten, wenn es dämmert.
Monheim Cube („monheim_ cube“) heißt das Werk, das der Düsseldorfer dort aufgestellt hat. Wobei das Wort „aufstellen“es nicht trifft. Kuball pflegte die Arbeit vielmehr ein, er integrierte sie in das Stadtleben,
Wer Zeit mit dem Objekt verbringt, mag erkennen, dass Kuball der Stadt ein schlagendes Herz eingepflanzt hat
in den Alltag der Bürger. Den Mittelpunkt des aus vier Teilen bestehenden Objekts bildet ein begehbarer Kubus aus weißen Röhren, die fünf Meter in die Höhe ragen. Wenige Schritte davor ist ein weißes Quadrat in den Boden gelassen. Das Objekt ist darauf ausgelegt, dass man es durchschreitet und betritt. Es empfängt Passanten mit einem von dem Klangkünstler Frank Schulte komponierten Sound, dessen Lautstärke sich an die Bewegung anpasst. „Responsivität“nennt Kuball das. Die Menschen sollten das Gefühl bekommen: „Ich löse etwas aus.“
Wenn man mit Kuball auf dem Marktplatz steht und auf das Werk blickt, fällt auf, wie schwierig dieser Ort zu bespielen ist. Der Kubus tritt in Konkurrenz zu illuminierten Schaufenstern, zu beleuchteten Werbeschildern und dem üblichen Lichtgewusel einer Innenstadt. Dass es dennoch funktioniert, zeigen die Reaktionen von Passanten. Ein Mädchen bittet seine Mutter, noch einmal durch den Kubus zu schreiten, weil es so toll findet, wie der Sound anspringt. Dass die Monheimer die Kunst angenommen haben dürften, darauf deutet auch die Tatsache, dass manche sie als Treffpunkt angeben: „Wo bist du?“– „Am Kubus“.
Auf der Straße, die den Busbahnhof mit dem Eierplatz verbindet, vollendet Kuball gewissermaßen
einen Kunst-Parcours – zumindest vorläufig. Der Künstler Jeppe Hein gestaltete ein Wasserspiel und einen Kinderspielplatz. Tony Cragg stellte „Drei tanzende Säulen aus Bronze“auf. Und nächstes Jahr soll eine Arbeit von Alicja Kwade folgen. Ein Freilichtmuseum ist das also, wobei Kuballs Arbeit weiter ausgereift ist als die seiner namhaften Kolleginnen und Kollegen.
Kuball hat nämlich noch einen weiteren Kubus in Monheim installiert, und zwar in drei Teile zerlegt und auf drei Plätze an der Peripherie verteilt. Sie begrüßen Monheims Besucher und Heimkehrer
an den Ortseingängen Krischerstraße, Opladener Straße und am Berliner Ring. Sie weisen wie Achsen zum Zentrum: an der Moschee, vor einem Supermarkt und in einem Wohngebiet. Wer ein Modell der Stadt vor sich hätte, könnte die drei Teile mit den Händen zusammenschieben, und sie würden ein Ganzes ergeben.
Kuball stoppt sein Auto an der Opladener Straße, nahe der Moschee. Die Bestandteile des zweiten Kubus sollten nicht an Kunst- oder Kulturstandorten platziert werden, sagt er. Sondern gleichsam im Leben. Sie sollten Verbindungen herstellen,
die Ränder an die Mitte führen, ein Zusammen erzeugen. Das dreidimensionale und leuchtende Quadrat als Symbol des Zuhauses. Dass es nicht starr ist, sondern in puncto Helligkeit und Klang variabel, verweist auf die Dynamik des Begriffs.
Vier Millionen Euro hat der Stadtrat für die Kunst im Stadtraum zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Daniel Zimmermann von der kleinen Peto-Partei sagt: „Mir geht es darum, dass die Leute die Kunst wertschätzen.“Die Voraussetzungen dafür seien ideal: „Monheim kommt von der Kultur.“Er nennt
als Beleg das Ulla-Hahn-Haus, das nach der in Monheim aufgewachsenen Schriftstellerin benannt wurde. Außerdem würden 60 Prozent aller Grundschüler ein Instrument lernen. Und das Interesse an den Angeboten der städtischen Kunstschule in den Schulen sei groß.
Sind wirklich alle Feuer und Flamme? Gibt es denn keine Kritik? Doch, immer. Zimmermann erinnert an den im Oktober 2020 von Thomas Stricker entworfenen und 640.000 Euro teuren Geysir im Kreisverkehr. Das in unregelmäßigen Abständen Fontänen in die Luft schießende Objekt habe Monheim deutschlandweit