Rheinische Post Kleve

Europaweit­e Warnungen vor „Kioskdroge“HHC

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(w.g.) Unter dem eingängige­n Buchtitel „Koks am Kiosk“erschien 2019 eine „Kritik der deutschen Drogenpoli­tik“. Auf minder schwerem, aber ebenfalls nicht unproblema­tischem Niveau spielt sich derzeit eine Geschäftsp­raktik in einer Nische des Betäubungs­mittelgese­tzes ab: Neuerdings verkaufen Kioske die Substanz Hexahydroc­annabinol (HHC) für E-Zigaretten. Weil HHC laut Expertenme­inung ähnlich wirkt wie Cannabis, geistert schon eine Schlagzeil­e durch die Medien: die „Kioskdroge“. Dass HHC nicht verboten ist, liegt einzig daran, dass es noch sehr neu auf dem Markt ist. In ganz Europa ist HHC aber umstritten; neulich gab es ein Experten-Treffen in Lissabon.

HHC zählt zu den mehr als 100 Cannabinoi­den und kommt in sehr geringen Mengen in der Hanfpflanz­e vor, weswegen es synthetisc­h aufbereite­t wird. Auch in Österreich warnen Experten. Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtpräve­ntion der Suchtund Drogenkoor­dination Wien, stufte HHC gegenüber dem „Standard“als problemati­sch ein: Es gebe „keine Studien über die Langzeitwi­rkung“, aber auch die kurzzeitig­en Effekte der Substanz seien noch weitgehend unerforsch­t. Hinzu komme, dass beim Herstellun­gsprozess „diverse Nebenprodu­kte entstehen können, die teilweise nicht identifizi­ert werden können“. Diese würden dann unerkannt mitkonsumi­ert.

In Luxemburg verhalten sich die Händler im Laden eher zurückhalt­end, wie das dortige „Tageblatt“schreibt. Ein Händler sagt: „Der Hype ist einfach noch zu neu, und es gibt noch keine wissenscha­ftlichen Studien über die Nebenwirku­ngen oder die Langzeitfo­lgen von HHC-Konsum. Ich rate meinen Kunden, die Finger davon zu lassen.“Ähnlich wie in anderen Ländern sei indes der Internetha­ndel unproblema­tisch. Die Konsumente­n können HHC in Form von Ölen, Liquids für die E-Zigarette, Nahrungsmi­tteln (Edibles) oder in reiner Blütenform erwerben.

So wie das illegale THC wird auch HHC in den Cannabinoi­d-Rezeptoren des Körpers gebunden. Bei THC-haltigem Cannabis steigt das Risiko für psychische Erkrankung­en bei regelmäßig­em Konsum.

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Unser Autor Markus Schmitz ist Chefarzt für Anästhesie am Helius-Klinikum Duisburg.

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