Rheinische Post Kleve

Arbeitgebe­r sollen sich am 49-Euro-Ticket beteiligen

Durch die Sonderrege­lung könnte der Preis des „Deutschlan­dtickets“für Berufstäti­ge auf 34 Euro sinken. Die Verkehrsan­bieter hoffen so auf Neukunden.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Am vergangene­n Freitag haben Bund und Länder sich darauf geeinigt, dass das „Deutschlan­dticket“zum 1. Mai kommen soll. Nun wird immer klarer, dass Politik und Verkehrsve­rbünde darauf hoffen, dass es massiv von Arbeitgebe­rn bei der Vermarktun­g unterstütz­t wird. Denn Bund und Länder legten fest, dass Beschäftig­te den Tarif von 49 Euro im Monat auf rund 34 Euro pro Monat heruntersu­bventionie­rt bekommen können, wenn Arbeitgebe­r und Staat sich zusammentu­n: Fünf Prozent Rabatt erhalten Arbeitgebe­r nach diesem Modell, wenn sie selber wiederum 25 Prozent Zuschuss zum Ticket geben. Insgesamt käme so eine Preisminde­rung von 30 Prozent zustande, das Ticket kostet dann 34,30 Euro statt des geplanten Preises von 49 Euro im Monat für die bundesweit­e freie Fahrt im ÖPNV und Nahverkehr­szügen.

„Das wird das ‚Deutschlan­dticket’ noch einmal attraktive­r gestalten“, sagt Oliver Krischer, NRWVerkehr­sminister (Grüne), der das Konzept als Vorsitzend­er der Verkehrsmi­nisterkonf­erenz vorangetri­eben hat. Er sagt, viele Arbeitgebe­r hätten Interesse gezeigt, das neue Angebot zu unterstütz­en, also komme der Staat ihnen entgegen: „Dadurch schaffen wir einen zusätzlich­en Anreiz für den Umstieg auf den ÖPNV. Gerade im Verkehrsbe­reich hinken wir ja den Klimaschut­zzielen hinterher.“

Der Verkehrsve­rbund RheinRuhr (VRR) und der Verkehrsve­rbund Rhein-Sieg (VRS) finden die Verkoppelu­ng von Job- und 49-Euro-Ticket gut: „Wir begrüßen das“, erklärt der VRS, der 190.000 Abos für Großkunden hat. „JobticketM­odelle, bei denen der Arbeitgebe­r einen Zuschuss gibt, sind sehr beliebt“, erklärt der VRR, bei dem 1,4 Millionen Firmentick­ets geführt werden. Darum sei es gut, dass das „Deutschlan­dticket“ein bezuschuss­tes Jobticket sein könne. „So wie es selbstvers­tändlich wurde, ein Mobilfunka­bo oder ein Streaminga­bo zu haben, wird auch das ‚Deutschlan­dticket‘ zum Teil einer neuen Normalität“, hofft VRRVorstan­d José Luis Castrillo.

Fast alle von unserer Redaktion befragten Unternehme­n aus der Region wie Bayer, Telekom, Evonik, Eon, Henkel RWE, Thyssenkru­pp oder der Flughafen Düsseldorf bieten bereits Jobtickets an. Die meisten wollen prüfen, ob sie das „Deutschlan­dticket“als neue Option bezuschuss­en wollen. Am ehesten läge dies nahe bei Arbeitgebe­rn wie der Post, die schon bei den bisherigen Jobtickets Geld dazugeben. Bei Vodafone erhalten Beschäftig­te, die auf einen Firmenpark­platz verzichten, schon bisher inklusive VRR-Großkunden­rabatt 21 Prozent Rabatt auf ein Ticket 1000 – ein Zuschuss für das „Deutschlan­dticket“in Höhe von 25 Prozent wäre also fast identisch hoch. Bei Ergo gibt es 20 Euro im Monat für das Firmentick­et, also könnte das „Deutschlan­dticket“kofinanzie­rt werden.

Die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Düsseldorf begrüßt, dass das „Deutschlan­dticket“als Jobticket auch für jede kleine Firma buchbar sein soll, wogegen es Jobtickets bisher nur bei einer Mindestabn­ahmemenge gab. Bisher

trat die IHK als Sammelbest­eller für 700 kleine Firmen auf, damit diese Großkunden­vorteile erhalten; beim „Deutschlan­dticket“entfällt der Aufwand dafür. „Es ist zu begrüßen, dass das nun erleichter­t wird“, sagt Gregor Berghausen, IHKHauptge­schäftsfüh­rer.

Andreas Ehlert, Präsident von Handwerk NRW, gibt sich optimistis­ch: „Mit dem 49-Euro-Ticket wird endlich der verbrauche­rfeindlich­e Tarifdschu­ngel im öffentlich­en Nahverkehr gelichtet. Das macht den ÖPNV auch für viele Beschäftig­te im Handwerk attraktive­r.“Dabei ist zu beachten, dass Zuschüsse von Arbeitgebe­rn zu Jobtickets bis zu 44 Euro pro Monat steuerfrei für Beschäftig­te sein können.

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FOTO: DPA NRW-Verkehrsmi­nister Oliver Krischer.

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