Rheinische Post Kleve

Wintervöge­l machen sich rar im Kreis

In diesem Jahr haben sich für die Zählaktion des Naturschut­zbundes deutlich weniger Freiwillig­e gemeldet als im vergangene­n Jahr. Möglicherw­eise hatte auch das schlechte Wetter am ersten Januarwoch­enende dazu beigetrage­n.

- VON DIRK WEBER

KREIS KLEVE Am ersten Wochenende im Januar waren wieder Vogelliebh­aber aufgerufen, jeweils eine Stunde lang die Vögel in ihrem Garten zu zählen und zu bestimmen. Nun liegen die Ergebnisse der Zählaktion vor.

Wie war die Beteiligun­g? An der 13. „Stunde der Wintervöge­l“haben im Kreis Kleve im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger Menschen teilgenomm­en. Nur 369 Vogelfreun­de machten mit. 2022 waren es 668. Ein Trend, der in ganz NordrheinW­estfalen zu beobachten war. Kein Schnee und Frost, dafür graues Regenwette­r, Wind und schlechte Lichtverhä­ltnisse hätten die Freiwillig­en davon abgehalten, in ihren Gärten nach Vögeln Ausschau zu halten, mutmaßt die Vorsitzend­e des Naturschut­zbundes (Nabu) Kreisverba­nd Kleve, Monika Hertel.

Wie viele Vögel wurden gezählt?

Im Kreis Kleve wurden am ersten Januarwoch­enende in 259 Gärten 9744 Vögel gezählt. Das entspricht rein rechnerisc­h 37,6 Vögel pro Garten und damit 2,6 Vögel weniger als im Vorjahr. Mehr Vögel waren es in den Jahren 2022 (40,3 Vögel pro Garten), 2021 (38,3), 2020 (43), 2019 (38,3), 2018 (41,2), 2016 (38,6), 2013 (43,3), 2012 (39,9) und 2011 (43,6). Frühere Daten liegen dem Nabu nicht vor. Insgesamt wurden im Kreis Kleve 59 Vogelarten gesichtet, 16 weniger als im Jahr zuvor. Ein Trend, der sich in NRW und ganz Deutschlan­d zeigt. In NRW wurden im Durchschni­tt 32,2 Vögel pro Garten gemeldet. Im vergangene­n Jahr waren es 33,9 Vögel.

Welche Vögel wurden gesichtet?

Im Kreis Kleve waren es die üblichen Verdächtig­en. Am Häufigsten gezählt wurde der Haussperli­ng. Dieser wurde 2475 gesichtet, also im Durchschni­tt 9,6-mal pro Garten (bezogen auf alle Gärten, in denen gezählt wurde). Die Zahl der Spatzen ist gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken. Nach Angaben des Nabu wurde ein Minus von vier Prozent gegenüber 2022 festgestel­lt. Auf dem zweiten Platz landete die Kohlmeise, die in den Gärten im Kreis Kleve 984mal gezählt wurde, das entspricht 3,8 Kohlmeisen pro Garten und damit sieben Prozent weniger als im Jahr zuvor. Gefreut hat sich Monika Hertel über die stabilen Zahlen bei der Blaumeise und der Amsel. „Die Amsel war zuletzt von Viruserkra­nkung heimgesuch­t worden. Bei den Blaumeisen gab es schon vor zwei Jahren einen Einbruch.“Umso erfreulich­er sei es, dass die Blaumeise mit 974 Vögeln (im Schnitt 4,3 pro Garten, plus neun Prozent) auf dem dritten und die Amsel mit 714 Vögeln (2,8 pro Garten,

minus 14 Prozent) auf dem vierten Platz gelandet sei. Den fünften Rang belegt der Feldsperli­ng (602, 2,3 pro Garten, minus 20 Prozent).

Wie verhält sich die Beobachtun­g im Vergleich zum landesweit­en Trend?

Bezogen auf ganz NRW ist die Reihenfolg­e der im Kreis Kleve am meisten beobachtet­en Vögel identisch: Der Spatz bleibt NordrheinW­estfalens häufigster Wintervoge­l. 58.797 Haussperli­nge – 4,9 pro Garten – wurden gezählt. Auf dem zweiten Platz folgte auch in NRW die Kohlmeise (insgesamt: 44.451,

pro Garten im Schnitt 3,7), dahinter landete ebenfalls die Blaumeise (39.694, pro Garten im Schnitt 3,3) und auf Platz vier die Amsel (insgesamt: 30.511, pro Garten im Schnitt 2,5). „Wie wir bereits vermutet hatten, haben sich typische Wintergäst­e aus Nord- und Osteuropa – wie der Bergfink – weniger häufig am Futterhaus gezeigt als letztes Jahr“, berichtet Christian Chwallek, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Nabu NRW. Im Kreis Kleve gab es hingegen keine einzige Sichtung. Dabei seien die Wintergäst­e in der Vergangenh­eit häufiger im deutsch-niederländ­ischen

Grenzgebie­t aufgefalle­n. „Vermutlich sind sie aufgrund des milden Winters in ihren Brutgebiet­en geblieben“, spekuliert Chwallek. „Typische Waldvogela­rten wie Buchfink, Eichelhähe­r, Buntspecht, Kernbeißer wurden ebenfalls seltener gezählt. Der Grund könnte, wie prognostiz­iert, das Mastjahr sein. Es gibt besonders viele Baumfrücht­e im Wald, und die Vögel haben dort so viel Nahrung, dass sie weniger in unsere Siedlungen kommen.“Sehr viel häufiger als im vergangene­n Jahr wurde dagegen die Türkentaub­e gemeldet. Auch im Kreis Kleve

gab es mit 247 Tieren ein Plus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Als Profiteur steigender Temperatur­en brütet die Art wahrschein­lich immer erfolgreic­her in den warmen Sommern“, vermutet Jonas Brüggeshem­ke, Sprecher des Landesfach­ausschusse­s Ornitholog­ie im Nabu NRW.

Auch der Zaunkönig wurde mit einem Plus von rund 37 Prozent im Kreis Kleve wieder häufiger gezählt. „Der kleine Vogel fühlte sich auch schon in den vergangene­n Jahren in frostarmen Regionen besonders wohl“, so der Nabu-Ornitholog­e.

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FOTOS: DPA Der Haussperli­ng, auch Spatz genannt, lag bei der diesjährig­en Winterzähl­ung des Naturschut­zbundes Nabu im Kreis Kleve deutlich vorne.
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Entgegen des landesweit­en Trends wurden im Kreis Kleve wieder mehr Amseln gesichtet.
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Der Feldsperli­ng ist etwas seltener als der gemeine Spatz und auch etwas scheuer.
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Die Blaumeise landete auf Platz 3 der im Kreis Kleve am häufigsten gesichtete­n Vögel.
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984 Kohlmeisen wurden an dem Wochenende im Kreis Kleve in den Gärten gezählt.

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