Rheinische Post Kleve

Ein Buch über weibliches Sehen

Die Fotografin Kirsten Becken aus Kleve ist Mitgründer­in des internatio­nalen Fotografin­nen-Kollektivs „Femxphotog­raphers.org“. Jetzt erschien der zweite Fotoband der Gruppe „Mind over Matter“.

- VON MATTHIAS GRASS

Das Kollektiv der Frauen funktionie­rt: 2018 wurde „Femxphotog­raphers.org“gegründet, das sich als unabhängig­es, nicht hierarchis­ches Kollektiv internatio­naler Fotografin­nen versteht, das den zeitgenöss­ischen Diskurs über Fotografie führen, Ausstellun­gen organisier­en und Publikatio­nen herausgebe­n will. Das Fotografin­nen ein solidarisc­hes Netzwerk bieten will. Mitgründer­in von „Femxphotog­raphers.org“ist die Gocher Fotografin Kirsten Becken, die in Kleve ihr Atelier hat.

Das waren starke Ziele, die sich Becken und ihre Mitstreite­rinnen damals gesetzt hatten. 2020 erschien dann der erste Band der Gruppe: „Body Issue“. Die Fotografie­n in dem Buch setzen sich mit dem Blick auf den weiblichen Körper auseinande­r und erschienen beim Hatje-Cantz-Verlag. Das Buch machte mit seinem grellgelbe­n Einband von sich reden.

Jetzt, zwei Jahre später, liegt der nächste Band vor: „Mind over Matter“titelt das Buch. Ein Vorabdruck war bereits zur Fotografin­nen-Ausstellun­g „Female View“in Museum Schloss Moyland zu sehen, die jüngst zu Ende ging, jetzt ist das Buch auch im Buchhandel zu haben. In Moyland hatte Katharina Bosse, ebenfalls Mitglied von „Femxphotog­raphers.org“, als Interventi­on in der großen Fotoausste­llung, ein eigenes Kabinett.

„,Mind Over Matter‘ ist ein Buch über weibliches Sehen. Es geht um die Kraft des Geistes, ebenso wie um Träume und Fantasien, Logik und Intuition. Es ist eine Erforschun­g innerer Stärke, Mut, Entschloss­enheit, Willenskra­ft und Unterstütz­ung in

komplexen und individual­istischen Serien“, wirbt der Verlag. Zwei Jahre haben Becken und die anderen Fotografin­nen daran gearbeitet.

„Wir hatten von Beginn an vor, dass wir eine Serie mit Publikatio­nen herausgebe­n“, sagt Becken. Es seien sechs Bände geplant, die dann in einem Rhythmus von rund zwei

Jahren erscheinen sollen. In diesem Jahr haben die Fotografin­nen auch die US-Amerikanis­che Fotokünstl­erin Cindy Sherman, von der eine Arbeit auch in der „Freischwim­mer“Ausstellun­g im Museum Kurhaus zu sehen war, mit ins Boot geholt. Daneben sind weitere Gast-Fotografin dabei, die das Spektrum erweitern

sollen. Becken hatte den Kontakt zu Sherman über Instagram aufgenomme­n: Sherman sei direkt auf das Angebot eingegange­n, die Abstimmung­en über den Druck seien dann mit der Galerie geklärt worden, sagt Becken. „Femxphotog­raphers.org“vereint viele Fotografin­nen im Team, die Organisati­on

übernimmt aber ein Kernteam von acht Frauen, die Herausgabe werde immer vergeben und die Gestaltung macht ein Londoner Studio, so Becken. Regelmäßig treffe man sich in virtuellen Konferenzr­äumen, wo man sich austausche­n und Themen setzen könne.

Zusammen mit ihren Kollegen vom Organisati­ons-Team, Lilly Urbat, Katharina Bosse und Paula Winkler hat sie den Band jetzt in Hamburg in den Deichtorha­llen vorgestell­t. Der dortige Freundeskr­eis war bereits auf den ersten Band aufmerksam geworden - aber wegen des großen Interesses konnte das zu Corona-Bestimmung­en nicht umgesetzt werden. Jetzt fuhren Becken, Urbat, Bosse und Winkler also mit Band zwei unterm Arm nach Hamburg und konnten das Buch vor vollem Haus vorstellen.

Auch Becken hat dazu aktuelle Fotos beigesteue­rt, wie auch die meisten anderen Fotografin­nen neue Arbeiten gemacht haben zum Buch – eben um den zeitgenöss­ischen Diskurs führen zu können. „Das schließt natürlich nicht aus, dass auch ältere Werke dabei sind“, sagt Becken. Letzten Endes gehe immer um aktuelle weibliche Positionen zur Fotografie.

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FOTO: ADA ROMANOVA Die Fotografin­nen Lilly Urbat, Katharina Bosse, Kirsten Becken und Paula Winkler (v.l.) vor der Buchvorste­llung in den Hamburger Deichtorha­llen.

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