Zeitzeugin Eva Weyl spricht vor Schülerschaft
Nach zwei Jahren sprach die Niederländerin am Willibrord-Gymnasium wieder über ihre Zeit im Konzentrationslager.
(RP) Nach zwei Jahren Corona-Pause war es endlich wieder so weit: Die niederländische Zeitzeugin Eva Weyl konnte im Willibrord-Gymnasium willkommen geheißen werden.
Die Schüler der Jahrgänge 9 und Q1 folgten dem Vortrag der Niederländerin mit Klever Wurzeln, in dem es um die Geschichte ihrer Familie vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in den Niederlanden ging. Im Rahmen ihres Vortrags verstand sie es, ihre eigenen familiären Erfahrungen immer wieder auf die Historie zu beziehen. Dabei beeindruckte sie die Schüler insbesondere durch ihre offene Art, mit der sie ohne Groll auch über sehr persönliche Erinnerungen sprach.
Durch den regionalen Bezug wurde vieles veranschaulicht, was bereits aus dem Geschichtsunterricht oder Dokumentationen bekannt war. Die Flucht ihrer Familie aus Kleve nach der „Machtergreifung“verdeutlichte, mit welch einem Meinungsklima Juden in Deutschland konfrontiert waren. Besonders eindrucksvoll wirkte aber die Schilderung der Situation im Konzentrationslager. Hier überraschte, dass es im Judendurchgangslager Westerbork kaum zu offener Grausamkeit oder Misshandlungen kam. Stattdessen legte der Lagerkommandant Gemmeker sehr viel Wert darauf den „schönen Schein“zu wahren, um den Ablauf der Deportationen in die Arbeits- und Vernichtungslager im Osten so reibungslos wie möglich verlaufen zu lassen.
Immer wieder wurde deutlich, wie viel Glück die Familie Weyl hatte, die selbst dreimal beinahe deportiert wurde. Genau dies sei auch der
Grund, weswegen sie so offen über diese Zeit sprechen könne, ihre Geschichte habe nämlich ein „Happy End“: Nicht nur Eva Weyl, sondern auch ihre Eltern und Großväter überlebten den Krieg. Nichtsdestoweniger begreife sie es aber als „ihre Mission“den Jugendlichen klarzumachen, was in dieser schrecklichen Zeit passierte, damit so etwas nie wieder geschehen werde. Deshalb sollten die Schüler nun als „Zweitzeugen“fungieren und selbst von dieser Zeit berichten können.
Dass dieser Vortrag für die Schüler nicht einfach nur eine Pflichtveranstaltung
war, konnte man leicht an den gespannten Gesichtern und den Fragen im Anschluss an den Vortrag erkennen. Doch auch nach der Unterrichtsstunde suchten viele noch den persönlichen Kontakt mit Weyl. So wurde ihr mehrfach Dank ausgesprochen für ihren Besuch in Emmerich, es wurden weitergehende Nachfragen gestellt oder Erinnerungsfotos gemacht.
Dieses große Interesse war vermutlich der beste Weg, sich bei Eva Weyl für ihre Mühe zu bedanken. Im Anschluss an ihren Vortrag zeigte sich Weyl zufrieden über die Veranstaltung und die Aufmerksamkeit, die Schüler ihr entgegengebracht haben. Schüler und Lehrer waren sich einig, dass diese Form der Aufarbeitung dieses Teils der deutschen Geschichte auch künftig fortgesetzt werden soll und muss.