Rheinische Post Kleve

Transparen­cy Internatio­nal stellt Korruption­sindex vor

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(ove) Bei der Bekämpfung von Korruption in Politik und Verwaltung tritt Deutschlan­d seit nunmehr zehn Jahren auf der Stelle. Das geht aus dem Korruption­swahrnehmu­ngsindex 2022 hervor, den Transparen­cy Internatio­nal am Dienstag in Berlin veröffentl­icht hat. „Zwar stehen wir im internatio­nalen Vergleich relativ gut da, weil zum Beispiel Alltagskor­ruption in Polizei oder Verwaltung hierzuland­e kaum eine Rolle spielt. Doch Skandale wie die Maskenaffä­re oder Cumex haben zuletzt das Vertrauen in die Integrität von Politik und Wirtschaft geschwächt“, sagte Margarete Bause, Vize-Chefin von Transparen­cy Deutschlan­d.

Deutschlan­d verliert im Vergleich zum Vorjahr leicht und erhält auf einer Skala von 0 (hohes Maß an wahrgenomm­ener Korruption) bis 100 (keine wahrgenomm­ene Korruption) 79 Punkte – die niedrigste Punktzahl seit 2014. Damit erreicht die Bundesrepu­blik im internatio­nalen Vergleich den neunten Rang. Dänemark ist wie im Vorjahr Spitzenrei­ter mit 90 Punkten, dicht gefolgt von Finnland und Neuseeland (jeweils 87 Punkte).

Den letzten Platz belegt Somalia mit zwölf Punkten. Auch die Ukraine hat (33 Punkte, Platz 116) schlecht abgeschnit­ten. Allerdings ist in den vergangene­n zehn Jahren eine positive Tendenz zu erkennen. Zu den Ländern, die am meisten Punkte eingebüßt haben, zählen die Türkei (36 Punkte) und Ungarn (42 Punkte). In beiden Staaten wurde die Unabhängig­keit der Justiz, Medien und Zivilgesel­lschaft beschnitte­n.

Die Nichtregie­rungsorgan­isation sieht zudem auch die Demokratie durch Korruption gefährdet. „Weltweit setzen autokratis­che Staaten Korruption als Waffe ein, um ihre Interessen durchzuset­zen und die politische, soziale und wirtschaft­liche Stabilität in demokratis­chen Ländern auszuhöhle­n. Das Ziel sind insbesonde­re Europa und Deutschlan­d“, sagte die Vorsitzend­e Alexandra Herzog in Berlin.

Zuletzt ließen mehrere Korruption­sskandale aufhorchen: Aserbaidsc­han ließ einer Reihe deutscher Politiker Geld und Vorteile im Gegenzug für wohlwollen­de Äußerungen zukommen. Katar und Marokko erkauften sich laut Medienberi­chten die Unterstütz­ung führender Europaabge­ordneter. Und auch Russland habe sich über Jahre mithilfe finanziell­er Mittel Einfluss auf Bundes- und Landeseben­e aufgebaut, so Herzog. Deutschlan­d müsse Korruption­sbekämpfun­g daher zur Priorität machen: „Ein erster Schritt wäre es, die Bekämpfung von Korruption in der Nationalen Sicherheit­sstrategie zu verankern. Außerdem muss Deutschlan­d deutlich stärker gegen Geldwäsche und verdeckte transnatio­nale Geldströme vorgehen“, sagte Herzog.

Die Bundesregi­erung plant unterdesse­n, den Straftatbe­stand der Abgeordnet­enbestechu­ng und -bestechlic­hkeit zu konkretisi­eren. Im Frühjahr soll ein Gesetzentw­urf eingebrach­t werden. Zudem brauche es ein Unternehme­nssanktion­srecht, das internatio­nalen Standards entspricht, so Dirk Wiese, Vize-Fraktionsc­hef der SPD im Bundestag.

„Weltweit setzen autokratis­che Staaten Korruption als Waffe ein“Alexandra Herzog Vorsitzend­e Transparen­cy Deutschlan­d

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