Manche Städte nehmen Energiekrise nicht ernst
Man kann den Frust der Bürger ja verstehen: Erst quälten sie sich drei Jahre durch Corona-Beschränkungen, dann bringt die Energiekrise neue Einschränkungen. Manche halten die Gaskrise bereits für überwunden, die Speicher sind gut gefüllt. Bei anderen ist die Wucht dieser Krise offenbar noch gar nicht richtig angekommen: Dass etwa die Stadt Düsseldorf gegen die Empfehlung der Experten weiter Außenbecken von Hallenbädern betreibt, ist ebenso erstaunlich, wie es die Eislaufbahn in der Weihnachtszeit war. Beide Attraktionen sind nicht nur Energiefresser, sie sind vor allem falsche Signale der Landeshauptstadt an die Bevölkerung. Kein Wunder, wenn die Krise von Bürgern nicht richtig ernst genommen wird, wie der Eon-Chef zu Recht konstatiert. Dieser Winter ist nicht mehr das Problem. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat Deutschland keine Gasmangellage zu erwarten, deshalb bleibt auch die große Rezession aus. Doch das liegt nicht an strukturellen Gas-Einsparungen, sondern an dem milden Wetter und ist damit Zufall. Darauf kann und darf kluge Politik nicht bauen. Es gibt keine Garantie, dass Petrus auch im nächsten Winter mit Deutschland und seinen Nachbarn so gnädig ist.
Der Winter 2023/2024 wird die eigentliche Herausforderung. Es wird kein russisches Gas mehr geben, mit dem Deutschland seine Speicher über den Sommer auffüllen kann. Zugleich könnte China nach der Überwindung seiner hausgemachten Corona-Krise wieder zu alter Stärke zurückkehren und damit die Nachfrage nach Flüssiggas kräftig erhöhen. Jeder LNGTanker, der nach Asien geht, landet nicht in Europa an, was durch den EU-Preisdeckel ohnehin schon droht. Kommunen müssen wie Bund und Land ihre Hausaufgaben machen – beim Sparen und beim Netzausbau. Die Blockade von Windrädern, Leitungen und Konvertern können wir uns weniger denn je leisten.