Mali-Soldaten leiden häufiger unter psychischen Problemen
Beim aktuell gefährlichsten Einsatz der Bundeswehr im afrikanischen Mali hat sich die Zahl der Bundeswehr-Soldaten mit psychischen Erkrankungen seit 2018 mehr als verdreifacht. Das geht aus dafür erstmals erhobenen Zahlen der Bundesregierung auf Anfrage des brandenburgischen AfD-Bundestagsabgeordneten René Springer hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Wurden im Jahr 2018 noch 29 Fälle psychischer Erkrankung bei Soldaten im Mali-Einsatz registriert, waren es 2022 bereits 101 solcher Fälle.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Montag einen früheren Abzug der Bundeswehr aus Mali ins Gespräch gebracht. Unter den gegenwärtigen Bedingungen sei der Einsatz praktisch ohne Sinn. Nach bisherigen Plänen soll die Bundeswehr bis Mai 2024 aus Mali abziehen. Voraussetzung dafür sei allerdings die Unterstützung der malischen Regierung.
Insgesamt litten 2022 nach Angaben der Bundesregierung 1115 deutsche Soldatinnen und Soldaten an psychischen Erkrankungen, die durch Auslandseinsätze ausgelöst worden sind. Davon meldeten sich den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 769 Soldaten wegen einer psychischen Erkrankung als Folge des Einsatzes in Afghanistan. Die Bundeswehr schloss ihren Afghanistan-Einsatz Ende August 2021 ab. Aus dem Einsatz im Kosovo waren 2022 demnach 106 deutsche Soldatinnen und Soldaten wegen psychischer Folgen aus der Militärmission in Behandlung. In der Rubrik „Sonstige Einsätze“meldeten sich im vergangenen Jahr demnach weitere 139 Militärs wegen einer psychischen Erkrankung. Insgesamt dürfte die Dunkelziffer psychisch erkrankter Soldaten weitaus höher liegen, mutmaßt Springer. Er forderte nach den nun von der Bundesregierung veröffentlichten Zahlen, den deutschen Mali-Einsatz umgehend zu beenden: „Ohne eine adäquate Betreuung werden unsere Soldaten seit über zwei Jahrzehnten in Auslandseinsätze geschickt, die oft einen sehr zweifelhaften Nutzen haben“, sagte er. Generell brauche es eine Strategie im Umgang mit einsatzbedingten psychischen Erkrankungen. Diese gebe es „bis heute nicht im Ansatz“.