Rheinische Post Kleve

Wüst kritisiert Bund wegen Energiehil­fen

In Härtefälle­n sollte es Unterstütz­ung für Firmen geben, die etwa mit Öl heizen. Dies droht zu scheitern.

- VON JAN DREBES

NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) hat die Bundesregi­erung dafür kritisiert, entgegen ihre Zusagen nicht für eine Entlastung von kleinen und mittleren Unternehme­n gesorgt zu haben, die mit Öl und Pellets heizen: „Gerade unsere kleinen und mittleren Unternehme­n brauchen in der Krise Klarheit. Sie müssen in die Ankündigun­gen der Bundesregi­erung vertrauen können“, sagte Wüst unserer Redaktion. „Die Entlastung unserer mittelstän­dischen Unternehme­n bei den Kosten für Öl und Pellets hatte der Bundeskanz­ler im Dezember fest zugesagt. Die jetzt erfolgte Sperrung der dafür notwendige­n Gelder ist ein politische­r Wortbruch und ein großer Fehler.“

Hintergrun­d der Kritik ist ein Beschluss des Haushaltsa­usschusses von vergangene­r Woche, in dem mit Mehrheit der Ampel-Fraktionen entspreche­nde Gelder nicht entsperrt worden waren, weil offenbar die gesetzlich­e Grundlage dafür fehlte. Aus Kreisen des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums hieß es, die mit den Ländern abgestimmt­e Verwaltung­svereinbar­ung müsse nun angepasst werden. Ziel der Härtefallh­ilfen ist es, dass kleinere und mittlere Unternehme­n zusätzlich­e Hilfen erhielten, wenn sie die Energiekri­se besonders hart treffe. Der Bund stellt den Ländern Gelder dafür zur Verfügung.

„Viele betroffene Unternehme­n, gerade im ländlichen Raum, haben fest mit der Entlastung geplant und kommen jetzt in schweres Fahrwasser“, sagte Wüst. „Zudem werden nun ausgerechn­et die Unternehme­n ausgeschlo­ssen, die durch die Nutzung von Öl oder Pellets dazu beitragen, dass sich die Lage am Gasmarkt entspannt“, so der NRW-Ministerpr­äsident. „Die Gerechtigk­eitslücke“bei den Entlastung­spaketen sei im Dezember

„nur mühsam und auf

Drängen der Länder geschlosse­n“worden. „Die Bundesregi­erung darf nicht zulassen, dass sie nun wieder aufreißt“, mahnte Wüst.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion laufen in dieser Woche Gespräche innerhalb der Ampelkoali­tion, ob und wie die gesetzlich­e Grundlage für die Hilfen rasch erweitert werden kann. Zuständig sind die Häuser von Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP). Aktuell gibt es zudem Verhandlun­gen auf Führungseb­ene der Ampel-Fraktionen. Möglicherw­eise könnte es bereits in der kommenden Woche im Bundestag Beschlüsse dazu geben. Bayerns Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) und Handwerksp­räsident Jörg Dittrich hatten die Ausnahme

am Dienstag ebenfalls kritisiert. Dittrich sagte am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur, es treffe auf Unverständ­nis, dass der Haushaltsa­usschuss des Bundestags die Hilfen auf Strom und leitungsge­bundene Energieträ­ger wie Gas und Wärme begrenzen und leitungsun­gebundene wie Öl und Holzpellet­s nicht einbeziehe­n will.

Dittrich sagte, der Haushaltsa­usschuss torpediere den im Konsens getroffene­n Beschluss von Bund und Ländern vom Dezember. „Eine zeitnahe Auszahlung der Hilfen rückt durch diesen Beschluss erst einmal in die Ferne, zudem werden die Unterstütz­ungsmöglic­hkeiten für die Länder dadurch erheblich eingeschrä­nkt.“

Bayerns Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) sagte, die Entscheidu­ng des Haushaltsa­usschusses widersprec­he auch einer Vereinbaru­ng des Bundes mit den Ministerpr­äsidenten der Länder und müsse deshalb revidiert werden.

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FOTO: DPA NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU).

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