Ukrainische Lehrerin darf weitermachen
Marina Marynchuk ist mit ihrer Familie vor dem Krieg aus Kiew nach Kevelaer geflohen. Seit Ostern unterstützt sie hier das Kollegium an der St.-Antonius-Grundschule. Eine Ausnahme in der Region. Gerade wurde ihr Vertrag verlängert.
Die Freude von Marina Marynchuk ist ganz deutlich zu spüren. „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich bleiben darf. Es freut mich, den Kindern helfen zu können. Aber mir hilft das auch“, sagt sie. Marina Marynchuk kommt aus der Ukraine und ist so etwas wie eine Vorreiterin in der Region. Sie gehört zu den ganz wenigen Geflüchteten, die in Nordrhein-Westfalen jetzt unterrichten. Im Kreis Kleve ist Marina Marynchuk nach Auskunft des Schulamtes die einzige.
Seit Ostern ist sie nun an der St.Antonius-Grundschule in Kevelaer.
Ganz gezielt kümmert sie sich um die Kinder aus der Ukraine. Bis Marina Marynchuk kam, funktionierte die Verständigung oft nur per Google-Übersetzer. Mit der Frau
aus Kiew sind die Kinder gleich viel schneller auf einer Wellenlänge. „Sie ist ein echter Glücksfall für unsere Schule“, sagt der stellvertretende Schulleiter Mirco Tillmanns. „Für
die Kinder ist es einfach unheimlich wichtig, dass sie jemanden haben, der auch ihre Sprache spricht.“Marina Marynchuk sei weit mehr als eine Lehrerin. Sie sei auch ein Bindeglied
zu den Familien. „Sie übernimmt ganz viele sozialpädagogische Aufgaben und hilft auch, wenn es in den ukrainischen Familien zuhause Fragen und Probleme gibt“, erläutert der Konrektor.
Etwa 20 ukrainische Kinder gibt es an der Antonius-Grundschule. Marina Marynchuk macht mit ihnen ganz gezielten Förderunterricht. Vor allem geht es dabei darum, die deutsche Sprache zu vermitteln. Im Mittelpunkt steht, vor allem wichtige Begriffe des Alltags zu lernen: Einkaufen, Großeltern, Mutter, Lehrer.
Die Aufgabe hilft auch Marina Marynchuk selbst. Sie hilft ihr darüber hinweg, dass sie von ihrem Mann getrennt ist, der noch in der Ukraine ist. Täglich telefoniert sie mit ihm, lebt in Angst, wie sich die Lage in der Ukraine entwickelt.
Marina Marynchuk muss sich auch noch um ihre Mutter kümmern, die nahezu blind ist. Die beiden Kinder sind ebenfalls mit in Kevelaer. Der Sohn besucht die Antonius-Schule, die Tochter geht auf das Gymnasium. Diese Integration sei wichtig. „Mein Sohn lernt dadurch viel schneller Deutsch, meine Tochter hat hier viele Freunde gefunden und spielt auch im Orchester mit“, berichtet die Frau aus der Ukraine. Bald soll auch ihr Bruder kommen, der ihr bei der Betreuung der
Mutter helfen will.
Kevelaer sei inzwischen so etwas wie eine neue Heimat geworden. Dabei helfe auch die Aufgabe an der Schule.
Das Schulamt freut sich ebenfalls über die Unterstütuzng. „Die Lehrerin wurde durch die zusätzlichen Mittel ,Integration durch Bildung“mit 14 Stunden eingestellt und hat sich an der Schule bewährt“, so der Schulrat des Kreises, Andreas Czymay. Im Kreis Kleve gebe es keinen ähnlichen Fall. Erst einmal sei der Vertrag bis zum Sommer verlängert worden. „Ob Frau Marynchuk danach weiter an der Schule bleiben kann, wird dann im Sommer entschieden“, sagt Czymay.
Die Lehrkräfte aus der Ukraine seien eine willkommene Unterstützung, heißt es auch auf Anfrage vom NRW-Schulministerium. Aktuell unterrichten 98 Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine in NRW an den Schulen. Dabei handelt es sich um befristete Verträge.
Aktuell befinden sich laut Schulministerium rund 37.000 neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine in der schulischen Erstförderung. Diese Kinder und Jugendlichen aufzunehmen und zu unterrichten, sei eine enorme Leistung der Schulen in NordrheinWestfalen.