Rheinische Post Kleve

Ukrainisch­e Lehrerin darf weitermach­en

Marina Marynchuk ist mit ihrer Familie vor dem Krieg aus Kiew nach Kevelaer geflohen. Seit Ostern unterstütz­t sie hier das Kollegium an der St.-Antonius-Grundschul­e. Eine Ausnahme in der Region. Gerade wurde ihr Vertrag verlängert.

- VON SEBASTIAN LATZEL

Die Freude von Marina Marynchuk ist ganz deutlich zu spüren. „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich bleiben darf. Es freut mich, den Kindern helfen zu können. Aber mir hilft das auch“, sagt sie. Marina Marynchuk kommt aus der Ukraine und ist so etwas wie eine Vorreiteri­n in der Region. Sie gehört zu den ganz wenigen Geflüchtet­en, die in Nordrhein-Westfalen jetzt unterricht­en. Im Kreis Kleve ist Marina Marynchuk nach Auskunft des Schulamtes die einzige.

Seit Ostern ist sie nun an der St.Antonius-Grundschul­e in Kevelaer.

Ganz gezielt kümmert sie sich um die Kinder aus der Ukraine. Bis Marina Marynchuk kam, funktionie­rte die Verständig­ung oft nur per Google-Übersetzer. Mit der Frau

aus Kiew sind die Kinder gleich viel schneller auf einer Wellenläng­e. „Sie ist ein echter Glücksfall für unsere Schule“, sagt der stellvertr­etende Schulleite­r Mirco Tillmanns. „Für

die Kinder ist es einfach unheimlich wichtig, dass sie jemanden haben, der auch ihre Sprache spricht.“Marina Marynchuk sei weit mehr als eine Lehrerin. Sie sei auch ein Bindeglied

zu den Familien. „Sie übernimmt ganz viele sozialpäda­gogische Aufgaben und hilft auch, wenn es in den ukrainisch­en Familien zuhause Fragen und Probleme gibt“, erläutert der Konrektor.

Etwa 20 ukrainisch­e Kinder gibt es an der Antonius-Grundschul­e. Marina Marynchuk macht mit ihnen ganz gezielten Förderunte­rricht. Vor allem geht es dabei darum, die deutsche Sprache zu vermitteln. Im Mittelpunk­t steht, vor allem wichtige Begriffe des Alltags zu lernen: Einkaufen, Großeltern, Mutter, Lehrer.

Die Aufgabe hilft auch Marina Marynchuk selbst. Sie hilft ihr darüber hinweg, dass sie von ihrem Mann getrennt ist, der noch in der Ukraine ist. Täglich telefonier­t sie mit ihm, lebt in Angst, wie sich die Lage in der Ukraine entwickelt.

Marina Marynchuk muss sich auch noch um ihre Mutter kümmern, die nahezu blind ist. Die beiden Kinder sind ebenfalls mit in Kevelaer. Der Sohn besucht die Antonius-Schule, die Tochter geht auf das Gymnasium. Diese Integratio­n sei wichtig. „Mein Sohn lernt dadurch viel schneller Deutsch, meine Tochter hat hier viele Freunde gefunden und spielt auch im Orchester mit“, berichtet die Frau aus der Ukraine. Bald soll auch ihr Bruder kommen, der ihr bei der Betreuung der

Mutter helfen will.

Kevelaer sei inzwischen so etwas wie eine neue Heimat geworden. Dabei helfe auch die Aufgabe an der Schule.

Das Schulamt freut sich ebenfalls über die Unterstütu­zng. „Die Lehrerin wurde durch die zusätzlich­en Mittel ,Integratio­n durch Bildung“mit 14 Stunden eingestell­t und hat sich an der Schule bewährt“, so der Schulrat des Kreises, Andreas Czymay. Im Kreis Kleve gebe es keinen ähnlichen Fall. Erst einmal sei der Vertrag bis zum Sommer verlängert worden. „Ob Frau Marynchuk danach weiter an der Schule bleiben kann, wird dann im Sommer entschiede­n“, sagt Czymay.

Die Lehrkräfte aus der Ukraine seien eine willkommen­e Unterstütz­ung, heißt es auch auf Anfrage vom NRW-Schulminis­terium. Aktuell unterricht­en 98 Lehrerinne­n und Lehrer aus der Ukraine in NRW an den Schulen. Dabei handelt es sich um befristete Verträge.

Aktuell befinden sich laut Schulminis­terium rund 37.000 neu zugewander­te Schülerinn­en und Schüler aus der Ukraine in der schulische­n Erstförder­ung. Diese Kinder und Jugendlich­en aufzunehme­n und zu unterricht­en, sei eine enorme Leistung der Schulen in NordrheinW­estfalen.

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RP-FOTOS: LATZEL Marina Marynchuk ist mit ihrer Familie aus der Ukraine geflohen. Sie unterricht­et an der Antonius Grundschul­e in Kevelaer.

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