Rheinische Post Kleve

Nancy Faeser kündigt Kandidatur an

Die SPD-Politikern will hessische Ministerpr­äsidentin werden – und bis zur Wahl Innenminis­terin bleiben.

- VON ANDREA LÖBBECKE UND ANNE-BÉATRICE CLASMANN

(dpa) Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser hat ihre Spitzenkan­didatur für die SPD bei der hessischen Landtagswa­hl im Oktober angekündig­t. „Ja, ich kandidiere“, schrieb sie am Donnerstag ihren Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen im Ministeriu­m in einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Ihr Ministeram­t wolle sie vorerst behalten, sagte sie auch dem „Spiegel“im Interview. „Ich bin die erste Frau an der Spitze des Bundesinne­nministeri­ums – und ich möchte die erste Ministerpr­äsidentin in Hessen sein“, schrieb Faeser in ihrem Brief. Darin stellte sie auch klar, dass sie bei einer Wahlnieder­lage im Bundeskabi­nett bleiben wolle.

Sie habe in schwierige­n Zeiten die Verantwort­ung für das Bundesinne­nministeri­um übernommen, schrieb Faeser. „Diese Verantwort­ung gebietet es mir, meine Aufgaben auch weiterhin ebenso klar und ernsthaft zu erfüllen wie bisher.“Sie werde ihr Amt „auch weiterhin mit voller Kraft und Leidenscha­ft ausfüllen“, sicherte sie zu.

Die Landtagswa­hl ist am 8. Oktober. Faeser erklärte, dass es in einer Demokratie eine Selbstvers­tändlichke­it sei, dass Kandidatin­nen und Kandidaten auch aus Ämtern heraus für Wahlen kandidiere­n.

In den vergangene­n Tagen war viel über eine mögliche Kandidatur Faesers spekuliert worden. Nicht nur die Union, sondern auch der Koalitions­partner

FDP mahnte, in Krisenzeit­en mit einem Krieg in Europa, großen Fluchtbewe­gungen und einer weiterhin hohen terroristi­schen Bedrohung könne man nicht gleichzeit­ig mit dem gebotenen Einsatz das Bundesinne­nministeri­um führen und in Hessen Wahlkampf machen.

„Für einen langen Wahlkampf sind die Zeiten ohnehin zu ernst“, schrieb Faeser mit Blick auf den russischen Angriffskr­ieg gegen die Ukraine. Zudem wolle sie weiter innenpolit­ische Reformen umsetzen, wie im Koalitions­vertrag angekündig­t.

Offen ist, wer Faeser im Amt nachfolgen würde, falls die SPD die Wahl in Hessen gewinnen sollte. Der frühere niedersäch­sische Innenminis­ter Boris Pistorius war eine Zeit lang als potenziell­er Nachrücker gehandelt worden. Der SPD-Politiker steht aber inzwischen an der Spitze des Verteidigu­ngsministe­riums. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) dürfte im Falle eines Sieges entweder in der Partei auf die Suche nach einer erfahrenen Frau gehen oder eine größere Kabinettsu­mbildung anstoßen.

In Hessen sind die Sozialdemo­kraten seit 1999 in der Opposition. Die Christdemo­kraten gehen mit dem amtierende­n Ministerpr­äsidenten Boris Rhein ins Rennen. Für die seit 2014 mitregiere­nden Grünen kandidiert Wirtschaft­sminister Tarek Al-Wazir.

Kritik an Faesers Verkündung kam nicht nur von anderen Parteien. Auch die Polizeigew­erkschaft sieht ihre Pläne skeptisch.

 ?? FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA ?? Ihr Ziel ist Hessen: Nancy Faeser will zurück in die Landespoli­tik – diesmal aber als Regierungs­chefin.
FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Ihr Ziel ist Hessen: Nancy Faeser will zurück in die Landespoli­tik – diesmal aber als Regierungs­chefin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany