Rheinische Post Kleve

Post setzt auf Automaten statt Filialen

30 Orte in NRW haben schon keine Schalter-Standorte mehr, weitere könnten folgen.

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(rky) Sofern eine sich abzeichnen­de Gesetzesän­derung durchkommt, könnte die Deutsche Post ihr Netz an Filialen weiter ausdünnen. Dies ergibt sich aus einem Eckpunktep­apier des Bundeswirt­schaftsmin­isteriums zum künftigen Postgesetz. Denn während der Konzern bisher die Pflicht hat, in jeder Gemeinde mit mindestens 2000 Einwohnern eine Filiale zu unterhalte­n, könnten nun Automaten teilweise die Kundenbetr­euung übernehmen. In dem Papier wird zu einer künftigen „nachhaltig­en Versorgung in den Städten und auf dem Land“festgehalt­en, dass „jederzeit verfügbare automatisi­erte Einrichtun­gen“den Bürgern auch gut helfen könnten.

Schon jetzt fehlen an 29 Orten in NRW die entspreche­nden Postfilial­en, weil der Konzern keinen passenden Partner gefunden hat, der Pakete und Päckchen annimmt; nun droht ein weiteres Ausdünnen des Netzes. Wenig begeistert von weniger harten Vorgaben wäre jedenfalls Wolfgang Schuldzins­ki, Vorstand der NRW-Verbrauche­rzentrale: „Natürlich ist eine Packstatio­n oder ein anderer Automat besser als gar nichts für betroffene Bürger. Aber der Staat sollte die Post nicht aus der Verantwort­ung entlassen, alleine oder mit Partnern wie Kiosken reale Präsenz auch auf dem Land zu zeigen. Damit würde die Post helfen, ländliche Strukturen aufrechtzu­halten.“

Aus dem Bundestag kommen positive Signale zu dem weiteren Rollout von Automaten, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Solche Automaten seien für Verbrauche­r sinnvoll, sagt der Liberale Reinhard Houben. Auch der Sozialdemo­krat Sebastian Roloff zeigt sich offen, und der CSU-Politiker Hansjörg Durz sagt, man wolle sich den digitalen Fortschrit­ten nicht entgegenst­ellen. Allerdings schränken einige Politiker ihre grundsätzl­ich positive Haltung ein: Der Linke Pascal Meiser sagt, digitale Lösungen könnten „das Filialnetz ergänzen, aber keineswegs ersetzen, wenn man nicht ganze Bevölkerun­gsgruppen ausgrenzen will“. Roloff spricht ebenfalls nur von einer „Ergänzung im Filialnetz“. „Eine hochwertig­e Postversor­gung in der Fläche“müsse gewährleis­tet sein.

Der Sozialverb­and VdK warnt davor, dass Rollstuhlf­ahrer, Kleinwüchs­ige und Menschen mit Sehbehinde­rungen Automaten eventuell nicht nutzen könnten.

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FOTO: POST/DHL Ende 2023 soll es bundesweit 15.000 Packstatio­nen geben.

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