Rheinische Post Kleve

Deutsche Bank macht Milliarden­gewinn

Das Institut kommt gut aus der Krise. Trotz eines Überschuss­es von fünf Milliarden Euro stürzt der Aktienkurs ab.

- VON MISCHA EHRHARDT

Inmitten der Krise hat die Deutsche Bank ihr bestes Ergebnis seit 15 Jahren eingefahre­n. Um das gleich einzuordne­n: Mehr hat das Kreditinst­itut zuletzt 2007 verdient, also vor der großen Banken-, Finanz- und Wirtschaft­skrise infolge der Pleite von Lehman Brothers. Konzernche­f Christian Sewing führt das zurück auf die unter seiner Ägide vor drei Jahren gestartete Umstruktur­ierung des Instituts. „Die Transforma­tion der Deutschen Bank in den vergangene­n dreieinhal­b Jahren war ein Erfolg“, sagte Sewing am Donnerstag bei der Veröffentl­ichung der Geschäftsz­ahlen in Frankfurt. Der Vorstand sei stolz auf die Leistungen der Beschäftig­ten im Umfeld der Krise.

Unter dem Strich hat Deutschlan­ds größte Privatbank nach Abzug von Zinszahlun­gen an die Anleihe-Gläubiger rund fünf Milliarden Euro verdient. Damit hat die Deutsche Bank ihren Gewinn gegenüber den 1,9 Milliarden Euro im Vorjahr um insgesamt mehr als 160 Prozent erhöht.

Vorstandsc­hef Christian Sewing zeigte sich hochzufrie­den mit dem Erreichten. Der Milliarden­gewinn sei zum einen der Kostendisz­iplin des Instituts – sprich: den Sparanstre­ngungen – zu verdanken, betonte er. So konnte die Bank 2022 noch einmal fünf Prozent Kosten sparen und kam so auf zinsunabhä­ngige Ausgaben in Höhe von gut 20 Milliarden Euro. Damit sei die im Jahr 2019 in die Wege geleitete Transforma­tion so weit abgeschlos­sen. In den drei Jahren des Umbaus hat die Bank ihre bereinigte­n jährlichen Kosten von gut 22 auf 19 Milliarden Euro senken können. Im Zuge dieses Umstruktur­ierungspro­zesses sind Tausende Stellen gestrichen worden.

Zum anderen hat eine Steuerguts­chrift von fast eineinhalb Milliarden Euro zum hohen Gewinn der Bank im vergangene­n Jahr beigetrage­n. Und schließlic­h geben die von den Notenbanke­n im vergangene­n Jahr stark angehobene­n Zinsen der

Deutschen Bank wie auch anderen großen Instituten Rückenwind. Vor allem in der Unternehme­nsbank haben die hohen Zinsen dem Haus sprudelnde Gewinne verschafft: Der Zinsübersc­huss erhöhte sich im Geschäft mit Firmenkund­en um knapp 40 Prozent „dank des höheren Zinsniveau­s aber auch durch ein höheres Geschäftsv­olumen“, erklärte der Finanzchef der Bank, James von Moltke. So sind die Umsätze der Unternehme­nsbank um 23 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gestiegen, „und erreichten damit den höchsten Wert seit Gründung der Sparte“.

Auch im Geschäft mit Privatkund­en lief es für die Deutsche Bank im vergangene­n Jahr überaus gut. Hier haben sich die Gewinne sogar verfünffac­ht gegenüber dem Vorjahr. Damit haben Geschäfts- und Privatkund­en der Bank ein besseres Ergebnis eingebrach­t als das Investment­banking.

Aufgrund der aktuell hohen Unsicherhe­iten jedenfalls hat die Bank ihre Risikovors­orge deutlich in die Höhe geschraubt – von gut 500 Millionen

auf 1,2 Milliarden Euro. Sewing sieht die Bank damit auch für kommende Unsicherhe­iten gut gewappnet. Für 2023 sei die Bank „auf einem absoluten Wachstumsk­urs“, so Sewing mit Blick auf das laufende Geschäftsj­ahr 2023. „Keiner hat für möglich gehalten, dass die stabilen Geschäftsf­elder so wachsen, wie sie jetzt wachsen. Das gibt uns Zuversicht auch in die Zukunft“. Sollte es keine allzu großen neuen geopolitis­chen Verwerfung­en geben, rechnet die Deutsche Bank auch für 2023 mit Wachstum und einem noch höheren Vorsteuerg­ewinn als im vergangene­n Geschäftsj­ahr.

Aktionäre der Bank dürfen sich nach dem guten Geschäftsj­ahr auf eine um 50 Prozent steigende Dividende freuen, die aber mit 30 Cent pro Aktie noch vergleichs­weise bescheiden ausfällt. So reagierten Investoren denn auch eher zurückhalt­end auf das Zahlenwerk. An der Börse bildeten die Titel der Bank am Donnerstag mit einem Kursverlus­t von mehr als 5,6 Prozent bis zum Abend das Schlusslic­ht im Dax.

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