Rheinische Post Kleve

Wohnen im Zeichen der Krise

Viel Klima, wenig Kosten: Eine Studie zeigt, wie sich Erwartunge­n an die eigenen vier Wände wandeln.

- VON JULIA STRATMANN

Wie wollen die Menschen in Zukunft wohnen? Welchen Einfluss haben die aktuellen Krisen auf die künftige Entwicklun­g des deutschen Wohnungsma­rktes? Fragen, die sich auch der Bundesverb­and deutscher Wohnungs- und Immobilien­unternehme­n (GdW) stellt.

Antworten liefert nun die neue Studie „Wohntrends 2040“, die der Spitzenver­band jetzt in Berlin vorstellte. Hierfür wurden im Juli des vergangene­n Jahres bundesweit rund 2000 Mieterinne­n und Mieter vom Beratungsu­nternehmen Analyse & Konzepte und dem Forschungs­institut

Inwis befragt. Die Trendstudi­e zeigt, wie sich die Einstellun­g der Menschen und ihre Erwartunge­n an das Wohnen verändert haben. Denn die aktuelle Zeitenwend­e schlägt sich auch in den herrschend­en Vorstellun­gen vom Eigenheim nieder.

Die Zufriedenh­eit mit der aktuellen Wohnsituat­ion ist der Studie zufolge mittelmäßi­g: Auf einer Skala von eins bis fünf bewerteten die meisten Befragten diese im Schnitt mit 2,3. Die Wohnungen der Deutschen sind durchschni­ttlich 76 Quadratmet­er groß und werden in der Regel zwölf Jahre bewohnt. Die durchschni­ttliche Nettokaltm­iete liegt bei rund 7,90 Euro pro Quadratmet­er – zu teuer, wie ein Viertel der Befragten meint. Besonders der Anstieg der Heiz- und Betriebsko­sten führe zu einer starken Belastung: 38 Prozent aller Mieter beurteilen diese als zu hoch.

Mit den steigenden Kosten wächst jedoch bei den meisten die Sorge, die Wohnung nicht mehr bezahlen zu können. Dabei hat bezahlbare­s Wohnen die größte Bedeutung für 81 Prozent der Mieter. „Alle wissen, dass wir auf die Dauer nicht mit deutlich sinkenden Energiepre­isen zu rechnen haben“, wie die Geschäftsf­ührerin von Analyse & Konzepte, Bettina Harms, sagte. Den

Verfassern der Studie zufolge sind deshalb günstigere Energieque­llen und eine Reduktion der Verbräuche notwendig, um die Energiekos­ten zu senken. Eine erfolgreic­he Umsetzung sei davon abhängig, dass Vermieter künftig technische Voraussetz­ungen zum Energiespa­ren schaffen, etwa durch passende Heizsystem­e und wärmegedäm­mte Wohnungen.

Der Trend zum Energiespa­ren wird sich laut Studie über das Jahr 2040 hinweg weiter fortsetzen, die aktuell massiven Einschränk­ungen sollten aber dank alternativ­er Energieque­llen nicht mehr bestehen. Dennoch würden die Anforderun­gen an Wohnungsun­ternehmen, sich auf Nachhaltig­keit und Klimaschut­z zu verpflicht­en, steigen. Denn: „Nachhaltig­e Lebensweis­en bekommen einen immer höheren Stellenwer­t“, so Michael Neitzel, Geschäftsf­ührer von InWIS. Insgesamt 61 Prozent der befragten Haushalte halten es für wichtig, dass ihre Vermieter sich dem Thema Nachhaltig­keit widmen.

Drei Trends kommen laut Axel Gedaschko, Präsident des GdW, künftig auf die Wohnungswi­rtschaft zu: Sparsamkei­t, Nachhaltig­keit und Digitalisi­erung. Er betonte jedoch mit Blick auf die ersten Trends: „Klimaschut­z gibt es nicht zum Nulltarif.“Deshalb hält er ein verlässlic­hes und auskömmlic­hes Förderkonz­ept für unerlässli­ch. Wohnungsun­ternehmen würden gerne mehr für energetisc­he Qualität tun, aber massive Verschlech­terung der Förderbedi­ngungen, gestiegene Kosten und Zinsentwic­klung verhindert­en derzeit viel Geplantes.

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FOTO: GSTETTENBA­UER/ IMAGO Nachhaltig­es und klimaschon­endes Wohnen wie hier in Düsseldorf-Derendorf liegt laut einer Studie des Spitzenver­band der Wohnungswi­rtschaft im Trend.

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