Ein Zuhause für den Wiedehopf
Er ist ebenso schön wie selten – zumindest am Niederrhein. Nach ersten Sichtungen im vergangenen Jahr soll der Wiedehopf nun in Uedem angesiedelt werden. Naturschützer hängen auf landwirtschaftlichen Flächen zehn Nistkästen auf.
Wer so eine tolle Haube hat, der fällt einfach auf. Zwei Mal wurde der Wiedehopf im vergangenen Jahr rund um Uedem gesichtet. Naturschützer Hubert Lemken vom Verein Landschaftspflege im Kreis Kleve (LiKK) wurde beide Mal hinzugezogen, um zu bestätigen, dass es sich wirklich um den am Niederrhein eigentlich gar nicht vorkommenden Vogel handelt. Er war so begeistert davon, dass der Wiedehopf in Uedem gesichtet wurde, dass er beschloss, ein Projekt zu starten, um ihm hier eine dauerhafte Heimat anzubieten.
„Nachdem sich der Wiedehopf 2022 in den Uedemer Obstwiesen offenbar sehr wohl gefühlt hat, wollen wir ihn mit einem interessanten Nistkastenangebot willkommen heißen. Denn in den niederrheinischen Ostbongerten findet er ein reichhaltiges Nahrungsangebot.“Den Bau der zehn Nistkästen hat die Schreinerei des Petrusheims in Weeze übernommen. Schreinermeister Janis Lemken hat die wohnungslosen Menschen des Petrusheims bei den Arbeiten angeleitet. Die Finanzierung des Projekts wurde maßgeblich durch den in Uedem ansässigen IT-Dienstleister blue-power.IT gestemmt, der zur Omexon-Gruppe gehört. „Es gab eine Benefiz-Aktion, bei der die Kollegen mit dem Fahrrad gefahren sind und pro zurückgelegtem Kilometer Spenden gesammelt haben“, erläutert Mitarbeiter Christian Cox.
Die Bauanleitung für die Nistkästen hat der Naturschutzbund Nabu geliefert. Besonderes Merkmal: Die dreieckige Aussparung auf der Vorderseite. „Da sollte der Wiedehopf auch trotz seiner großen Federhaube hindurchpassen, ohne dass die Frisur kaputt geht“, sagt Lemken mit einem Augenzwinkern. Auch ansonsten ist der Wiedehopf durchaus markant, geradezu unverwechselbar.
Der lange Schnabel und der orange-farbenen Scheitelfedern mit den schwarzen Punkten, die er bei Erregung aufrichtet, zählen zu seinen Wiedererkennungsmerkmalen.
Hubert Lemken beschreibt den rund 30 Zentimeter großen Wiedehopf als „wunderschönen Charaktervogel der Streuobstwiesen“. Der Wärme liebende Vogel verbringt den Winter in Afrika. Im Frühjahr kehrt er zurück, unter anderem nach Deutschland. Am unteren Niederrhein ist der Wiedehopf allerdings schon längst kein alter Bekannter mehr. 1977 brütete im Kreis Wesel der letzte Wiedehopf in NordrheinWestfalen,
bevor er für mehrere Jahrzehnte in NRW nicht mehr als Brutvogel gesehen wurde.
„Begünstigt wird die Ausbreitung des Wiedehopfs offensichtlich durch den Klimawandel“, sagt Lemken. Zuletzt habe man Brutpaare in Wesel und im Münsterland auffinden können. Heimisch fühlt er sich eigentlich am ehesten in den warmen Regionen Deutschlands, etwa im Breisgau. Lemken hält die Voraussetzungen, dass er sich in Uedem dauerhaft ansiedelt, trotzdem für gut – nicht zuletzt Dank der Arbeit des LiKK. „Wir haben zuletzt jedes Jahr auf 25 Hektar hochstämmige Obstbäume
gepflanzt. Dadurch findet der Wiedehopf hier wieder ein großes Nahrungsangebot, weil er Insekten frisst“, erläutert Lemken.
Die zehn Nistkästen werden in einer Höhe von 1,50 Meter aufgehängt. Das soll Schutz vor Raubtieren bieten. Sich selbst kann der Wiedehopf allerdings auch gut schützen: „Er verteidigt sich mit Kot-Salven. Man sollte also besser nicht in den Nistkasten gucken“, sagt Lemken. Auch wenn es nicht direkt im ersten Jahr mit einem Bruterfolg klappen sollte – Lemken ist zuversichtlich: „In fünf bis sechs Jahren werden Wiedehopfe wieder in Uedem heimisch sein.“