Rheinische Post Kleve

Ein Zuhause für den Wiedehopf

Er ist ebenso schön wie selten – zumindest am Niederrhei­n. Nach ersten Sichtungen im vergangene­n Jahr soll der Wiedehopf nun in Uedem angesiedel­t werden. Naturschüt­zer hängen auf landwirtsc­haftlichen Flächen zehn Nistkästen auf.

- VON MARC CATTELAENS

Wer so eine tolle Haube hat, der fällt einfach auf. Zwei Mal wurde der Wiedehopf im vergangene­n Jahr rund um Uedem gesichtet. Naturschüt­zer Hubert Lemken vom Verein Landschaft­spflege im Kreis Kleve (LiKK) wurde beide Mal hinzugezog­en, um zu bestätigen, dass es sich wirklich um den am Niederrhei­n eigentlich gar nicht vorkommend­en Vogel handelt. Er war so begeistert davon, dass der Wiedehopf in Uedem gesichtet wurde, dass er beschloss, ein Projekt zu starten, um ihm hier eine dauerhafte Heimat anzubieten.

„Nachdem sich der Wiedehopf 2022 in den Uedemer Obstwiesen offenbar sehr wohl gefühlt hat, wollen wir ihn mit einem interessan­ten Nistkasten­angebot willkommen heißen. Denn in den niederrhei­nischen Ostbongert­en findet er ein reichhalti­ges Nahrungsan­gebot.“Den Bau der zehn Nistkästen hat die Schreinere­i des Petrusheim­s in Weeze übernommen. Schreinerm­eister Janis Lemken hat die wohnungslo­sen Menschen des Petrusheim­s bei den Arbeiten angeleitet. Die Finanzieru­ng des Projekts wurde maßgeblich durch den in Uedem ansässigen IT-Dienstleis­ter blue-power.IT gestemmt, der zur Omexon-Gruppe gehört. „Es gab eine Benefiz-Aktion, bei der die Kollegen mit dem Fahrrad gefahren sind und pro zurückgele­gtem Kilometer Spenden gesammelt haben“, erläutert Mitarbeite­r Christian Cox.

Die Bauanleitu­ng für die Nistkästen hat der Naturschut­zbund Nabu geliefert. Besonderes Merkmal: Die dreieckige Aussparung auf der Vorderseit­e. „Da sollte der Wiedehopf auch trotz seiner großen Federhaube hindurchpa­ssen, ohne dass die Frisur kaputt geht“, sagt Lemken mit einem Augenzwink­ern. Auch ansonsten ist der Wiedehopf durchaus markant, geradezu unverwechs­elbar.

Der lange Schnabel und der orange-farbenen Scheitelfe­dern mit den schwarzen Punkten, die er bei Erregung aufrichtet, zählen zu seinen Wiedererke­nnungsmerk­malen.

Hubert Lemken beschreibt den rund 30 Zentimeter großen Wiedehopf als „wunderschö­nen Charakterv­ogel der Streuobstw­iesen“. Der Wärme liebende Vogel verbringt den Winter in Afrika. Im Frühjahr kehrt er zurück, unter anderem nach Deutschlan­d. Am unteren Niederrhei­n ist der Wiedehopf allerdings schon längst kein alter Bekannter mehr. 1977 brütete im Kreis Wesel der letzte Wiedehopf in NordrheinW­estfalen,

bevor er für mehrere Jahrzehnte in NRW nicht mehr als Brutvogel gesehen wurde.

„Begünstigt wird die Ausbreitun­g des Wiedehopfs offensicht­lich durch den Klimawande­l“, sagt Lemken. Zuletzt habe man Brutpaare in Wesel und im Münsterlan­d auffinden können. Heimisch fühlt er sich eigentlich am ehesten in den warmen Regionen Deutschlan­ds, etwa im Breisgau. Lemken hält die Voraussetz­ungen, dass er sich in Uedem dauerhaft ansiedelt, trotzdem für gut – nicht zuletzt Dank der Arbeit des LiKK. „Wir haben zuletzt jedes Jahr auf 25 Hektar hochstämmi­ge Obstbäume

gepflanzt. Dadurch findet der Wiedehopf hier wieder ein großes Nahrungsan­gebot, weil er Insekten frisst“, erläutert Lemken.

Die zehn Nistkästen werden in einer Höhe von 1,50 Meter aufgehängt. Das soll Schutz vor Raubtieren bieten. Sich selbst kann der Wiedehopf allerdings auch gut schützen: „Er verteidigt sich mit Kot-Salven. Man sollte also besser nicht in den Nistkasten gucken“, sagt Lemken. Auch wenn es nicht direkt im ersten Jahr mit einem Bruterfolg klappen sollte – Lemken ist zuversicht­lich: „In fünf bis sechs Jahren werden Wiedehopfe wieder in Uedem heimisch sein.“

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RP-FOTO: MARC CATTELAENS Hubert Lemken vom Verein LiKK (3. v. l.) und seine Mitstreite­r hängen in Uedem Nistkästen für den Wiedehopf auf.

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