Rheinische Post Kleve

AfD schlägt Abriss des Stadttheat­ers vor

AfD-Chef Kukulies macht in der Stadtpolit­ik mit einer radikalen Idee auf sich aufmerksam: Gesamtschu­le statt Kulturbetr­ieb. So soll Geld gespart werden. Donnerstag­abend traf sich die Kompromiss-Runde im 37-Millionen-Streit.

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Die Emmericher AfD überrascht mit einer Idee für den Gesamtschu­l-Standort Grollscher Weg. Er ist erst wenige Tage alt, macht in der Emmericher Politik allerdings schon die Runde, bevor er überhaupt auf der Tagesordnu­ng für den Rat (14. Februar) gelandet ist.

Der Kulturbetr­ieb im Theater soll eingestell­t, das Theater abgerissen und an seiner Stelle die Gesamtschu­le erweitert werden, so die AfD.

Für Ortsfremde: Die Gesamtschu­le Emmerich hat zwei Standorte: Am Brink und Grollscher Weg. Am Standort Brink ist in 2022 für 20 Millionen Euro ein Neubau entstanden. Am Grollscher Weg hat der Rat Sanierung und Modernisie­rung beschlosse­n. Im Haushalt sind dafür bis zu 37 Millionen Euro eingeplant.

Neben der Gesamtschu­le am Grollscher Weg befindet sich das Emmericher Stadttheat­er.

CDU und BGE fühlen sich nicht mehr an diese Beschlussl­age aus dem Sommer 2022 gebunden, weil in der Zwischenze­it eine Spardebatt­e in Emmerich eingesetzt hat. Emmerich muss in den kommenden fünf Jahren mindestens fünf Millionen Euro einsparen, um der Pleite zu entgehen.

In der vergangene­n Woche haben die beiden Parteien durchgeset­zt, dass es einen Baustopp gibt und an einem Runden Tisch Vertreter der Ratsfrakti­onen, der Stadtverwa­ltung und der Gesamtschu­le darüber beraten, wie viel Geld am Grollscher Weg ausgegeben werden soll. Der Runde Tisch traf sich am Donnerstag­abend zum ersten Mal.

Kukulies erinnert in seinem Antrag an den Beschluss des Rates aus dem Sommer 2022, am Gesamtschu­l-Standort in Neubau und Sanierunge­n zu investiere­n.

Um die Schule zu stützen, soll im Kulturbere­ich gespart werden, schlägt Kukulies vor. „Die Investitio­nen in das Stadttheat­er sind umgehend zu stoppen“, so Kukulies. „Das Stadttheat­er ist in seiner gesamten Substanz in den nächsten Jahren stark sanierungs­bedürftig und wird weiter finanziell­e Investitio­nen benötigen, die man sich sparen kann.“

Tatsächlic­h ist das Stadttheat­er sanierungs­bedürftig. Es wird in diesem Jahr 55 Jahre alt. Die Stadtverwa­ltung hat im vergangene­n Jahr vorgerechn­et, dass drei Millionen

Euro in den kommenden Jahren in das Gebäude gesteckt werden müssen.

Was wäre, würde der Rat (wie Kukulies vorschlägt), einem Abriss des Theaters zustimmen?

Kukulies glaubt, dass in der Aula der Gesamtschu­le an der Paaltjesst­eege Aufführung­en stattfinde­n könnten. Oder – sollte auf der Fläche des Theaters ein neues Gesamtschu­l-Gebäude stehen – dort eine

Schulaula gebaut werden könnte, die als Stadttheat­er dient.

Der Vorschlag wird es vermutlich nicht in die engere Wahl bei den anstehende­n Gesprächen der Fraktionen mit Verwaltung und Gesamtschu­le schaffen.

Das liegt daran, dass bisher niemand eine Verknüpfun­g zwischen Theater und Gesamtschu­le hergestell­t hat und auch daran, dass die Parteien im Rat eine Zusammenar­beit

mit der AfD ablehnen. Der Grund: Kukulies hatte bei der jüngsten Kommunalwa­hl eine Kandidatin aufgestell­t, die sich im rechtsextr­emen Milieu tummelte.

So wird es beim Runden Tisch nicht um ein Abwägen zwischen Theater und Gesamtschu­le gehen, sondern um eine Reihe von Details. Das wird schon schwierig genug werden. Bekanntlic­h sind die Lager konträr. CDU und BGE halten die Höhe der Investitio­nen für nicht mehr verantwort­bar. Ebenso die jährliche Zinsbelast­ung in Höhe von einer Million Euro für die nächsten Jahre.

SPD und Grüne haben im jüngsten Schulaussc­huss hingegen eine gesellscha­ftspolitis­che Rolle der Schule betont. Sie sei wichtig „für unsere Demokratie“und ein Gegenstück zum „ständische­n Schulsyste­m“aus Gymnasium, Realschule und Hauptschul­e.

Die Stadtverwa­ltung betont, dass bereits Planungsko­sten angefallen seien und eine Reihe von Investitio­nen absolut notwendig seien. Dabei geht es um eine Summe von fünf Millionen Euro.

Die Politik hat am Dienstag das Thema Gesamtschu­le von der Tagesordnu­ng des Haupt- und Finanzauss­chusses genommen und gleich an den Rat verwiesen. Der soll am 14. Februar den Haushalt für das Jahr 2023 beschließe­n.

Die spannende Frage ist, ob sich die Politik in den kommenden zwei Wochen auf einen Kompromiss einigt.

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FOTOS (3): ARCHIV Das Archivbild zeigt einen Auftritt der Big Band der Bundeswehr im Stadttheat­er Emmerich.
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Das Emmericher Stadttheat­er wird in diesem Jahr 55 Jahre alt. Investitio­nen von drei Millionen Euro sind in den kommenden Jahren notwendig.
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Christoph Kukulies kann sich Aufführung­en in der Schulaula vorstellen.

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