Drei Männer und die Vaterliebe
Die Komödie Drei Männer und ein Baby in der Stadthalle bot einen witzigen Abend
Was kann es Unterhaltsameres geben, als Männer ohne Vaterschaftserfahrung, die sich einem Baby nähern, es füttern, seine Windeln wechseln und in den Schlaf singen müssen? Die Theateradaption des Filmhits aus dem Jahr 1985 „Drei Männer und ein Baby“durch das Tournee-Theater „Thespiskarren“aus Hannover war für das Publikum in der vollbesetzten Stadthalle ein Riesenspaß. Unter der Regie von Christian Brey erzählten die Schauspieler Heio von Stetten, Mathias Herrmann und Boris Valentin Jacoby mit viel Spielfreude die Geschichte von Pierre, Michel und Jacques, die plötzlich vor ihrer Tür ein Baby vorfinden und sich darum kümmern müssen.
Erst schläft die kleine Marie friedlich in ihrem Körbchen, aber – wie alle Eltern und Großeltern wissen – kann ein schlafendes Kind in einer Sekunde das Leben umdrehen, nämlich wenn es wach wird. Dann geht es los. Was tun? Es war einfach ein Genuss, zu beobachten, wie Michelle und Pierre es mit Ignorieren und Verdrängen versuchten, dann männlich sachlich darangingen, wie schlussendlich allein das Weinen der kleinen Marie alle Vernunft auslöschte. Die Vaterinstinkte wurden wach, zuerst unbeholfen, dann immer selbstverständlicher. Für begeisterte Lacher im Publikum sorgte der erste Windel-Wechsel-Einsatz mit großen Gummihandschuhen und Übelkeitsanfällen.
Das erste Füttern mit Milchfläschchen, die im Milchschäumer der Kaffeemaschine gewärmt wurden, wurde von Heio von Stetten als Pierre wunderbar witzig in Szene gesetzt. Wie der Mensch, sei es Mann oder Frau, vom Weinen eines Kindes regelrecht ferngesteuert wird, veranschaulichte Mathias Herrmann mit seiner ganzen Körpersprache. Dann kamen die schlaflosen Nächte, die erfinderischen Tricks, Marie zum Schlafen zu bringen, die Erschöpfung, aber auch die Liebe, die zu dem kleinen Wesen entsteht. Es wurde alles komödiantisch übertrieben, hatte aber damit den Kern der Sache betont.
Regisseur Brey ging es auch um das Rollenbild von Mann und Frau. So lässt er die Männer Termine absagen aus Fürsorge für das Kind. Schön die Szene, wie Jacques, der Flugbegleiter und Vater des Babys, sich für das Bodenpersonal meldet. Die Umkehrung des Klischees, dass nur Frauen es „können“, vollzog der Auftritt von Tina Rottensteiner als Sylvia, Mutter von Marie. Am Ende ihrer Kräfte übergab sie das Kind den Männern, denn sie schaffte nicht Beruf und Muttersein zugleich. Die Schauspielerin schlüpfte noch in drei weitere Rollen und bewies große Wandlungsfähigkeit. Für Verwicklungen sorgte noch ein geheimnisvolles Paket.
Hierzu verkörperte Martin Andreas Greif gleich drei Charaktere und gab der Geschichte Geschwindigkeit. Die wohlausgewählte Musik mit französischen Popsongs sorgte für eine schöne Stimmung. Das Publikum dankte den Schauspielern mit langem Applaus.