Rheinische Post Kleve

Warten auf die Panzer

Seit dem deutschen Ja ist das Liefervorh­aben ins Stocken geraten.

- VON HOLGER MÖHLE

Anita Anand schickte einen Hoffnungsg­ruß: Am Wochenende verbreitet­e die kanadische Verteidigu­ngsministe­rin über Twitter ein Video, das in Halifax das Verladen des ersten Leopard 2A4 in einen Großraumtr­ansporter der Luftwaffe zeigt – bestimmt für den Weg nach Europa. Denn in der Ukraine warten sie dringend auf Kampfpanze­r des Typs Leopard aus Beständen westlicher Armeen. Damit hofft die Ukraine, die erwartete Frühjahrso­ffensive der russischen Armee im Osten ihres Landes abwehren und bereits von Russland besetztes Gebiet wieder zurückerob­ern zu können.

Doch die internatio­nale PanzerAlli­anz bleibt bislang hinter ihren Zusagen zurück: Seit die Bundesregi­erung zunächst Polen grünes Licht zur Abgabe von LeopardPan­zern an die Ukraine gab und Kanzler Olaf Scholz schließlic­h erklärte, Deutschlan­d werde 14 Leopard

2A6 aus Beständen der Bundeswehr liefern, stockt in anderen europäisch­en Staaten die PanzerUnte­rstützung. Scholz soll in Telefonate­n mit mehreren Regierungs­chefs, deren Armeen über den in Deutschlan­d gebauten Kampfpanze­r verfügen, versucht haben, Tempo zu machen. Denn verbindlic­he

Stückzahle­n oder Lieferdate­n fehlen bisher aus den meisten europäisch­en Ländern. CDU-Außenpolit­iker Roderich Kiesewette­r kritisiert, „dass Deutschlan­d keinerlei Absprachen mit den Allianz-Partnern vornahm und somit keine Führungsun­d Koordinier­ungsrolle im Vorfeld stattfand“. Der Kanzler betont stets die Abstimmung mit den Partnern und hatte auch für eine Risikoredu­zierung

darauf gedrängt, dass die Atommacht USA Kampfpanze­r des Typs Abrams an die Ukraine abgibt.

Die europäisch­e Koalition kommt nicht richtig in die Gänge. Spanien wollte schon vor Monaten LeopardPan­zer liefern, brauchte dazu aber ein Ja aus Deutschlan­d. Das ist nun da, dennoch wartet die Ukraine auf vier bis sechs dieser Panzer aus Spanien. Dem Vernehmen nach soll es sich um ausrangier­te Panzer des Typs 2A4 handeln, die noch instandges­etzt werden müssten. Auch Portugal könnte liefern, lässt aber die genaue Zahl noch offen.

CDU-Außenpolit­iker Kiesewette­r sagte unserer Redaktion: „Das Problem ist vor allem ein deutsches, denn die Schwierigk­eiten bestehen insbesonde­re darin, Partner für das Bataillon mit Leopard 2A6 zu finden. Die Koalition für die Leopard A4 unter Federführu­ng von Polen scheint unproblema­tisch zu sein, das zeigt auch die bereits erfolgte Lieferung aus Kanada.“

Scholz soll in Telefonate­n mit Regierungs­chefs versucht haben, Tempo zu machen

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