Rheinische Post Kleve

Bund hält sich bei Verkauf von Flughafen Hahn bedeckt

Die geplante Veräußerun­g des insolvente­n Hunsrück-Flughafens an einen russischen Unternehme­r sorgt für Kritik aus der Union.

- VON JAN DREBES, REINHARD KOWALEWSKY UND HAGEN STRAUSS

Im Verkaufspo­ker um den insolvente­n HunsrückFl­ughafen Hahn mit einer geplanten Veräußerun­g an einen russischen Unternehme­r regt sich Widerstand. Die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin der Unionsfrak­tion und rheinlandp­fälzische CDU-Bundestags­abgeordnet­e Julia Klöckner sagte unserer Redaktion: „Wer in diesen Zeiten als Russe erfolgreic­h im Pharmagesc­häft

in Russland tätig ist, kann dies nur mit dem Segen Putins tun. Und dessen Segen verheißt nichts Gutes. Im Gegenteil.“

Der russische Investor und Pharma-Milliardär Viktor Charitonin will den Flughafen mit seiner NR-Holding übernehmen. Charitonin ist auch Haupteigen­tümer des Nürburgrin­gs. Der Bund hielt sich in der Sache vorerst bedeckt. Ein Sprecher des zuständige­n Bundeswirt­schaftsmin­isteriums in Berlin sagte am Montag, er könne nicht bestätigen oder dementiere­n, dass es ein Investitio­nsprüfverf­ahren gebe. Es sei eine schwierige und zu prüfende Frage, ob der Flughafen zur kritischen Infrastruk­tur gehöre. Im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine waren russische Investitio­nen und Beteiligun­gen in Europa in ein neues Blickfeld geraten. Auch über chinesisch­e Beteiligun­gen wird seit Monaten diskutiert, die Bundesregi­erung will Deutschlan­d unabhängig­er machen – insbesonde­re bei der kritischen Infrastruk­tur.

Die NR Holding der Eifelrenns­trecke Nürburgrin­g und die Mainzer Immobilien­investorin Firmengrup­pe Richter haben nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur beide unabhängig voneinande­r jeweils einen Kaufvertra­g für den Airport Hahn unterschri­eben und auch beide schon den Kaufpreis überwiesen. Allerdings hat die NR Holding mehr gezahlt, sodass sie den Zuschlag bekommen kann, wenn nicht noch das Bundeswirt­schaftsmin­isterium gemäß dem Außenhande­lsgesetz

Einspruch erhebt. Das Land Hessen hat am einzigen größeren Flughafen in Rheinland-Pfalz vor langer Zeit einen Minderheit­santeil erworben.

„Der Bundeswirt­schaftsmin­ister muss mit einem Verkaufsve­rbot außen- und wirtschaft­spolitisch­en Schaden von Deutschlan­d abwenden“, erklärte der CSU-Abgeordnet­e Sebastian Brehm am Montag. Der Landesregi­erung in Mainz warf er vor, die Bürger zu täuschen. Zwar sei der Investor nicht von EU-Sanktionen

betroffen, doch die USA würden ihn bereits seit 2019 auf einer Liste im Zusammenha­ng mit den Manipulati­onsvorwürf­en bei der USPräsiden­tschaftswa­hl 2016 führen. Wer dies verschweig­e, „will die Menschen hinters Licht führen“.

In Zusammenha­ng mit dem Verkaufspo­ker um den Flughafen Hahn rückt auch der Flughafen Weeze am Niederrhei­n in den Blick, über dessen Zukunft schon seit Längerem diskutiert wird. „Der Flughafen steht nicht zum Verkauf“, so ein Sprecher.

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