Fernzüge der Bahn werden zu rollenden Funklöchern
Bahnreisende werden noch für eine längere Zeit mit instabilen Internetzugängen und schlechtem Handyempfang in den Fernzügen der Bahn leben müssen. Wie aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion im Bundestag hervorgeht, soll es im Fernverkehr der Bahn für absehbare Zeit kein modernes 5-G-Netz geben. „Im Rahmen der Kooperation mit den Mobilfunknetzbetreibern wurde vereinbart, aktuell keine 5-G-Ertüchtigung der Repeater voranzutreiben“, heißt es in dem Papier. „Nach Kenntnis der Bundesregierung plant auch die Flixtrain GmbH keine Aufrüstung der von ihr oder in ihrem Auftrag betriebenen Wagen auf 5G.“
5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration. „Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet die Technik ein deutlich schnelleres mobiles Netz und eine wachsende Zahl vernetzter Geräte im alltäglichen Umfeld“, heißt es auf der Internetseite des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
(BSI). Bis 2025 soll 99 Prozent der Fläche Deutschlands mit dem neuen 5G-Standard versorgt werden. Doch für die Bahn gilt dies offenbar vorerst nicht.
„Es ist ein Hammer, dass es kein 5G in Zügen geben wird. So erklärt der Digital- und Verkehrsminister ohne Schnörkel, dass es keine Aufrüstung der Bahn-Repeater auf 5G geben wird. Eine Hiobsbotschaft für alle Bahnreisenden“, sagte der CDU-Digitalexperte Thomas Jarzombek. „Damit ist das Netz nicht nur deutlich langsamer, sondern Bereiche, die mit den neuen Frequenzen
(3,7 bis 3,8 GHz) mit modernem 5G abgedeckt sind, sind für die alten Bahn-Repeater Funklöcher.“
Ein weiterer Grund, warum Bahnreisende noch längere Zeit schlechte Internetverbindungen hinnehmen müssen, war eine Entscheidung der Bundesnetzagentur. Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember war eigentlich geplant, Reisenden einen besseren Handyempfang zu ermöglichen. Konkret ging es darum, dass die Mobilfunkindustrie auch LTE 900 entlang der Schienenstrecken einschalten könne. Das hätte den Mobilfunkempfang
deutlich verbessert. Doch die Bonner Behörde hatte das aus Wettbewerbsgründen Ende November untersagt und auf Dezember 2024 verschoben. „Die Entscheidung der BNetzA vom 23. November 2022 hat zur Folge, dass für die Nutzbarkeit des 900-MHz-Frequenzbereichs für breitbandigen, öffentlichen Mobilfunk bis Ende 2024 weiterhin Einschränkungen bestehen“, heißt es in der Antwort.
Problematisch für den Mobilfunkempfang sind vor allem die Fensterscheiben der Züge. Sie sind mit einer isolierenden Metallschicht versehen, um eine energieeffiziente Klimatisierung der Wagen zu ermöglichen. „Diese Metallschicht schirmt allerdings neben der Wärmestrahlung auch Mobilfunksignale ab und bewirkt damit eine hohe Mobilfunkdämpfung“, heißt es in der Antwort. „Bei den Bestandszügen der DB Fernverkehr AG wird diese Dämpfung mittels Mobilfunk-Repeatern überwunden.“Neue Züge für den Fernverkehr seien direkt ab Werk mit mobilfunktransparenten Scheiben ausgerüstet, auch würden bei einigen solche Scheiben derzeit nachgerüstet, schreibt das Ministerium.