Rheinische Post Kleve

Fernzüge der Bahn werden zu rollenden Funklöcher­n

- VON BIRGIT MARSCHALL

Bahnreisen­de werden noch für eine längere Zeit mit instabilen Internetzu­gängen und schlechtem Handyempfa­ng in den Fernzügen der Bahn leben müssen. Wie aus einer Antwort des Bundesverk­ehrsminist­eriums auf eine Kleine Anfrage der Unionsfrak­tion im Bundestag hervorgeht, soll es im Fernverkeh­r der Bahn für absehbare Zeit kein modernes 5-G-Netz geben. „Im Rahmen der Kooperatio­n mit den Mobilfunkn­etzbetreib­ern wurde vereinbart, aktuell keine 5-G-Ertüchtigu­ng der Repeater voranzutre­iben“, heißt es in dem Papier. „Nach Kenntnis der Bundesregi­erung plant auch die Flixtrain GmbH keine Aufrüstung der von ihr oder in ihrem Auftrag betriebene­n Wagen auf 5G.“

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkg­eneration. „Für Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r bedeutet die Technik ein deutlich schnellere­s mobiles Netz und eine wachsende Zahl vernetzter Geräte im alltäglich­en Umfeld“, heißt es auf der Internetse­ite des Bundesamts für Sicherheit in der Informatio­nstechnik

(BSI). Bis 2025 soll 99 Prozent der Fläche Deutschlan­ds mit dem neuen 5G-Standard versorgt werden. Doch für die Bahn gilt dies offenbar vorerst nicht.

„Es ist ein Hammer, dass es kein 5G in Zügen geben wird. So erklärt der Digital- und Verkehrsmi­nister ohne Schnörkel, dass es keine Aufrüstung der Bahn-Repeater auf 5G geben wird. Eine Hiobsbotsc­haft für alle Bahnreisen­den“, sagte der CDU-Digitalexp­erte Thomas Jarzombek. „Damit ist das Netz nicht nur deutlich langsamer, sondern Bereiche, die mit den neuen Frequenzen

(3,7 bis 3,8 GHz) mit modernem 5G abgedeckt sind, sind für die alten Bahn-Repeater Funklöcher.“

Ein weiterer Grund, warum Bahnreisen­de noch längere Zeit schlechte Internetve­rbindungen hinnehmen müssen, war eine Entscheidu­ng der Bundesnetz­agentur. Mit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember war eigentlich geplant, Reisenden einen besseren Handyempfa­ng zu ermögliche­n. Konkret ging es darum, dass die Mobilfunki­ndustrie auch LTE 900 entlang der Schienenst­recken einschalte­n könne. Das hätte den Mobilfunke­mpfang

deutlich verbessert. Doch die Bonner Behörde hatte das aus Wettbewerb­sgründen Ende November untersagt und auf Dezember 2024 verschoben. „Die Entscheidu­ng der BNetzA vom 23. November 2022 hat zur Folge, dass für die Nutzbarkei­t des 900-MHz-Frequenzbe­reichs für breitbandi­gen, öffentlich­en Mobilfunk bis Ende 2024 weiterhin Einschränk­ungen bestehen“, heißt es in der Antwort.

Problemati­sch für den Mobilfunke­mpfang sind vor allem die Fenstersch­eiben der Züge. Sie sind mit einer isolierend­en Metallschi­cht versehen, um eine energieeff­iziente Klimatisie­rung der Wagen zu ermögliche­n. „Diese Metallschi­cht schirmt allerdings neben der Wärmestrah­lung auch Mobilfunks­ignale ab und bewirkt damit eine hohe Mobilfunkd­ämpfung“, heißt es in der Antwort. „Bei den Bestandszü­gen der DB Fernverkeh­r AG wird diese Dämpfung mittels Mobilfunk-Repeatern überwunden.“Neue Züge für den Fernverkeh­r seien direkt ab Werk mit mobilfunkt­ransparent­en Scheiben ausgerüste­t, auch würden bei einigen solche Scheiben derzeit nachgerüst­et, schreibt das Ministeriu­m.

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