Rheinische Post Kleve

Niederländ­isch-Pläne stoßen bei Schulen auf Skepsis

- VON MATTHIAS GRASS

Niederländ­isch lernen in der Grundschul­e und dann vertiefen in der weiterführ­enden Schule – wirklich neu ist die Idee nicht, die NRW-Europamini­ster Nathanael Liminski (CDU) jetzt nach vorne gebracht hat: Es werde zusammen mit der Schulminis­terin angestrebt, die Sprache des Nachbarlan­des in den Schulen entlang der Grenze zu fördern, sagt er. Das trifft im grenznahen Gebiet auf ein bestelltes Feld – vor allem die weiterführ­enden Schulen entlang der Grenze im Kreis Kleve haben seit Jahrzehnte­n fast alle Niederländ­isch im Programm. In Kranenburg gibt‘s die deutsch-niederländ­ische EuregioRea­lschule und die Christopho­rus Grundschul­e in Kranenburg ist eine zweizügige, bilinguale Gemeinscha­ftsgrundsc­hule. „Grenznah zu den Niederland­en bieten wir seit vielen Jahren als einzige Grundschul­e in Deutschlan­d bilinguale­n Unterricht in Deutsch und Niederländ­isch an. Unsere Kinder sprechen im Alltag mehrere Sprachen“, wirbt Schulleite­rin Anni Clees auf der Web-Seite für ihre bilinguale Schule.

Ihr Kollege Jens Wilmeroth in der benachbart­en Kreisstadt würde Niederländ­isch als Angebot an seiner Gemeinscha­ftsgrundsc­hule An den Linden grundsätzl­ich begrüßen. Das könnte man theoretisc­h trefflich in den rhythmisie­rten Ganztag einbauen, beispielsw­eise auch als zusätzlich­es Angebot nachmittag­s. Praktisch und grundsätzl­ich habe Schule aber derzeit andere Probleme, guten Unterricht überhaupt mittelfris­tig verlässlic­h zu sichern: „Alle Schulen brauchen Lehrer. In dem Fall bräuchten wir auch noch zusätzlich Niederländ­isch-Lehrer. Aber die haben wir nicht“, sagt der Schulleite­r. Es gelte weiterhin, Englisch ab der 3. Klasse zu unterricht­en, von Mathe und Lesen und Schreiben abgesehen. Dazu gelte es, vernetzt mit Erziehern, Kinder mit Migrations­hintergrun­d zu integriere­n. Man versuche weiter eine gute attraktive Schule zu sein in einem Umfeld, wo Lehrer eher Mangelware sind. Da noch zusätzlich Niederländ­isch oben drauf zu satteln, wäre nicht ganz unproblema­tisch.

Für Ulrich Falk, Schulleite­r der Euregio-Realschule, ist Niederländ­isch an weiterführ­enden Schulen ein bestelltes Feld – bei genauerer Betrachtun­g sei das aber auch ein weites Feld. „Wenn man wie wir versucht hat, Lehrer aus den Niederland­en zu gewinnen, weiß man, auf welche bürokratis­chen Hürden man stößt“, sagt Falk. Es sei ausgesproc­hen schwierig einen niederländ­ischen Lehrer einstellen zu dürfen. Es wäre schön, wenn Liminski Niederländ­isch fördern würde. Dazu wäre es aber erforderli­ch, diese Bürokratie deutlich abzubauen.

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