Eine gute Vorbereitung ist das A und O
Wer beim Bewerbungsgespräch punkten will, sollte sich im Vorfeld mit dem Unternehmen vertraut gemacht haben. Holger Kohn, Personalleiter bei der Firma Spectro in Kleve, erläutert, wo sonst noch Fallstricke lauern.
Wie viele Bewerbungsgespräche er in seinem Leben schon geführt hat, kann Holger Kohn kaum sagen. Doch der erfahrene Personalleiter der Spectro Analytical Instruments GmbH aus Kleve weiß eines ganz genau: Eine gute Vorbereitung ist das A und O – das hat sich in all seinen Berufsjahren nicht verändert.
Da spiele es auch keine Rolle, ob das Vorstellungsgespräch online oder in Präsenz geführt wird. „Ein Gespräch per Videotelefonie ist inzwischen gängige Praxis in vielen Unternehmen“, sagt Kohn. Ein Bewerber
sollte sich vorher erkundigen, über welches Programm das Vorstellungsgespräch läuft. „Wir arbeiten mit Microsoft Teams. Aber auch bei einer anderen Software gilt: Man sollte sich mit diesem Programm vertraut machen, damit es nicht zu peinlichen technischen Problemen oder Bedienungsfehlern während des Gesprächs kommt“, rät Kohn. Der Bewerber sollte sich auch darüber im Klaren sein, welcher Hintergrund im Bildausschnitt auf dem Monitor seines Arbeitgebers zu sehen ist. „Wenn die Webcam ein chaotisches Arbeitszimmer filmt, kann das mehr über einen Bewerber verraten, als ihm lieb ist“, sagt Kohn. Der Personalleiter empfiehlt, einen neutralen Hintergrund oder Filter zu wählen. Es könnte beim Arbeitgeber aber auch Eindruck hinterlassen, wenn im Hintergrund Fachliteratur über den angestrebten Job zu sehen ist.
Eine unerlässliche Tugend sei Pünktlichkeit. „Ein Bewerber sollte nicht deutlich zu früh erscheinen, das setzt den Arbeitgeber unter Druck, weil er nicht in die Verlegenheit kommen möchte, jemanden warten zu lassen. Aber ein absolutes No-Go ist es, zu spät zum Vorstellungsgespräch zu kommen“, sagt Kohn. Beim Thema Kleidung ist der Personalleiter deutlich entspannter. „Wir haben heutzutage fast niemanden mehr, der in Anzug und Krawatte zum Vorstellungsgespräch erscheint. Ich empfehle gehobene Freizeitbekleidung. Das kann beispielsweise
eine gepflegte Jeans oder eine Chino kombiniert mit einem schicken Hemd und einem Sakko sein“, erläutert der Personalchef.
Woran viele Bewerber nicht denken: Das Vorstellungsgespräch kann unter Umständen schon beim Pförtner beginnen. „Ich erwarte Aufmerksamkeit
dem gesamten Team gegenüber. Wer vor dem Gsgespräch ins Büro kommt und dort niemanden grüßt, sondern sich das für den Chef aufhebt, der hat schon schlechte Karten“, betont Kohn.
Was er ebenfalls nicht nachvollziehen kann, ist, wenn sich ein Bewerber
nicht mit der Firma auseinandergesetzt hat. „Wenn ich einen Bewerber nach unseren drei wichtigsten Produkten und Leistungen frage und er darauf gar nichts erwidern kann, gibt es dafür eigentlich keine Entschuldigung. In Zeiten des Internets sollte man informiert sein,
zumindest über die Basics. Die Startseite der Homepage eines Unternehmens sollte sich ein Bewerber schon mal angeschaut haben“, findet der Personalleiter. Fragen zu stellen, ist während des Gesprächs vollkommen okay, es ist sogar ausdrücklich erwünscht.
Seinen Lebenslauf sollte man parat haben, auch, wenn man ihn bereits mit den Bewerbungsunterlagen geschickt hat. „Manchmal sind Lücken im Lebenslauf, auf die komme ich auf jeden Fall zu sprechen. Da kann es von Vorteil sein, wenn der Bewerber sie vorwegnimmt, indem er etwa darauf verweist, dass er zwischen zwei Jobs ein Work-and-Travel-Programm gemacht hat“, erläutert Kohn.
Viele Bewerber betonen im ersten Gespräch, wie überaus wichtig ihnen die Work-Life-Balance ist, so Kohn. „Sie wollen ausschließlich im Homeoffice arbeiten oder fragen nach der Möglichkeit eines Sabbaticals. Die Work-Life-Balance ist auch ein wichtiges Thema, und ein guter Arbeitgeber achtet mit darauf. Aber im ersten Gespräch würde ich lieber nach anderen Dingen fragen, etwa nach Karrieremöglichkeiten.“