Berichte über Wölfe sorgen für Unruhe
Mehrere Tiere sollen bei Mehrhoog und Haffen-Mehr gesichtet worden sein. Eine Bestätigung gibt es noch nicht. Viele sind beunruhigt, auch weil gerade ein Nachfahre von Wölfin Gloria in Niedersachsen mehr als 70 Tiere getötet hat.
Für viel Unruhe rund um Mehrhoog, Bislich und Haffen-Mehr haben am Wochenende Berichte über angebliche Wolfsichtungen gesorgt. Bei Facebook ist gleich von drei Tieren die Rede, sogar ein Fohlen soll im Diersfordter Wald angegriffen worden sein. Auch in den Reitställen der Umgebung sorgten die Berichte für viel Unruhe.
Gesehen wurden die Tiere angeblich östlich der Bundesstraße 8 in der Nähe des Hellmannsweges. Das liegt direkt an Mehrhoog. Eine weitere Sichtung soll es auf der westlichen Seite der B8 Richtung Mehr zwischen B8 und Alte Poststraße gegeben haben. Am Sonntag waren zahlreiche Menschen unterwegs, die durch die Felder streiften. Offenbar waren viele auf der Suche nach den Wölfen. Von den Tieren ist bislang kein Foto bekannt, auch eine offizielle Bestätigung für die Sichtung gibt es nicht.
Allerdings liegt beim Landesamt für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (Lanuv) eine Meldung vom 4. Februar (Samstag) vor. Da wurde angeblich ein Tier um 10.40 Uhr an der Böckerschen Straße gesichtet. Die Straße geht in Bergerfurth von der B8 ab und führt an Baggerseen vorbei Richtung Bislich.
Eine Frau aus Hamminkeln hatte sich laut Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann in der Sache an die Nachrichtenbereitschaftszentrale (NBZ) gewandt. „Eine Kollegin aus dem Lanuv-Wolfsmonitoring nahm daraufhin Kontakt mit der Frau auf. Sie berichtete von ihren Pferden auf einer gepachteten Weide, die einen Zaun umgerissen hatten. Die Tiere waren nicht ausgebrochen, auch Verletzungen wurden nicht erwähnt.“
Sie habe in diesem Gespräch auch von einem bereits vor zwei Wochen verletzten Pferd berichtet. „Diese Meldung lag uns damals nicht vor, daher konnte auch keine Dokumentation von einem Wolfsberater oder einer Wolfsberaterin erstellt werden, somit konnten auch keine DNA-Probe gesichert werden. In dieser Woche wird ein Wolfsberater die betroffene Weide begutachten. „Bislang haben wir nur eine reine Meldung, dazu gibt es auch keine Fotos oder Videos“, erläutert Deitermann.
In der Behörde werde der Fall aktuell als „C3“eingestuft. Das sind Wolfmeldungen, bei denen das Gegenteil nicht bewiesen werden kann. Es sei gut, dass sich die Leute melden, wenn sie ein Tier gesehen haben wollen, sagt Deitermann. Solche Hinweise seien wichtig, um Indizien über die Tiere zu sammeln. Auszuschließen sei nicht, dass Wölfe
in Mehrhoog oder Haffen-Mehr unterwegs seien. Wie berichtet, hat Niederrhein-Wölfin Gloria Nachwuchs. Es sei durchaus möglich, dass die Tiere auch rund um Mehrhoog unterwegs seien.
„Natürlich haben wir jetzt ein mulmiges Gefühl“, sagt Jens Holtkamp. Der Schäfer hält rund 800 Tiere rund um Mehrhoog und am Deich zwischen Mehr und Bislich. Sein Stall liegt in unmittelbarer Nähe der Wolfssichtung. Er will sich aber nicht verrückt machen lassen. „Noch gibt es keinen Beweis dafür, dass hier wirklich Wölfe unterwegs waren“, sagt er. Seine Schafe seien alle ruhig, er sei abends lange unterwegs gewesen. Er habe nichts Auffälliges beobachten können.
Holtkamp hat auch einige Lämmer, die ein Wolf besonders gut wittern könne. Aber auch die Tiere seien weiterhin ruhig. All das spreche nicht dafür, dass Wölfe unterwegs seien.
Der Schäfer hat seine Herden mit wolfsabwehrenden Zäunen gesichert. „Wir haben den Grundschutz aufgestockt, aber mehr können wir dann im Grunde nicht tun“, sagt er. Selbst wenn ein Wolf unterwegs sei, sei das im Grunde nicht schlimm. „Wenn er unsere Tiere in Ruhe lässt und sich beim Wild bedient, dann ist ja alles in Ordnung.“
Doch die Schäfer sind beunruhigt
über Nachrichten aus Niedersachsen. Dort ist nämlich im Dezember ein Wolf besonders aufgefallen. Er hat innerhalb weniger Tage zahlreiche Nutztiere gerissen. Von Dezember bis Januar hat der Wolf 71 Schafe und Ziegen getötet. Eine unglaubliche Zahl, die das niedersächsische Umweltministerium auf Anfrage der Redaktion bestätigte. Das sorgt auch am Niederrhein für Aufsehen. Denn bei diesem Wolf handelt es sich um das Tier mit der Kennung GW2596m. DNA genau von diesem Tier war Anfang Dezember in Dülmen nachgewiesen worden.
Auch dort hatte der Wolf ein Schaf gerissen. Zuvor war das Tier bereits in Lüdinghausen aufgefallen. Dort hatte der Wolf fünf Schafe getötet.
Anhand der Daten steht eindeutig fest, dass es sich bei dem Tier um einen Nachkommen von Niederrhein-Wölfin Gloria handelt. „Aufgrund der zeitlichen Abfolge der Nachweisorte ist davon auszugehen, dass der Wolfsrüde auf der Suche nach einem eigenen Territorium und einer Geschlechtspartnerin den Kreis Coesfeld und Nordrhein-Westfalen verlassen hat“, heißt es vom Lanuv. Allerdings gibt es bei Schäfern
die Befürchtung, das Tier könne mit seiner Partnerin dann an den Niederrhein zurückkehren.
„Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht sagen, ob und wo sich dieses Tier niederlassen wird. Kurzfristige Angaben, wo sich ein hochmobiler Wolf aufhält, können wir nicht machen. Territorial ist er aus Sicht unserer Experten und Expertinnen bisher nicht“, so eine Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums.
Einige Schäfer warnen schon länger, dass Gloria ihr Wissen an ihren Nachwuchs weitergebe und daher die Welpen dann eher auf Schafe als auf Wild Jagd machen. Gloria hatte im Jahr 2020 einen Welpen zur Welt gebracht. In den beiden Jahren darauf waren es jeweils vier gewesen. Weibliche Wölfe sind – anders als Hündinnen – nur einmal im Jahr paarungsbereit. Die Welpen werden meist im Mai bis Anfang Juni geboren.
Erst zuletzt hatte es wieder verstärkt Meldungen über Wolfssichtungen gegeben. In Bocholt hatte eine Anwohnerin einen Wolf fotografiert. Das Lanuv hatte eindeutig festgestellt, dass es sich dabei um einen Wolf handelt. In der Nähe von Anholt war auch ein Schaf getötet worden. Kurz vor Heiligabend waren mehrere Schafe in Arcen bei Venlo gerissen worden.