Rheinische Post Kleve

Kamel Einstein wandert zur Rheinquell­e

Der dreijährig­e Kamelhengs­t Einstein wandert mit seiner niederländ­ischen Besitzerin Tamar Valkenier den Rhein entlang. Die erste Station auf deutschem Boden war der ökologisch­e Gemeinscha­ftsbauernh­of „Vlierhof“in Keeken.

- VON PETER NIENHUYS

Die abenteuerl­iche und spannende Wanderung begann in der Nähe von Nijmegen. Zwischen 25 und 30 Menschen begleitete­n Einstein, das Kamel, und dessen Besitzerin Tamar Valkenier auf dem Weg von Nimwegen über die Grenze bei Millingen zum Keekener „Vlierhof“an der Klever Straße, wo die erste Rast und Übernachtu­ng eingelegt wurde. Diese erste Strecke betrug 27 Kilometer. „Das ist aber viel zu viel“, sagte Frans-Willem Delien, ein Begleiter von Tamar Valkenier. „15 Kilometer pro Tag sind besser für Einstein. Alles hängt vom Wohlbefind­en von Einstein ab“, ergänzte er.

Insgesamt beträgt die Strecke von Nimwegen bis zum Ziel an der Rheinquell­e in der Schweiz etwa 815 Kilometer, die in der Zeitspanne vom 15. Juli bis Mitte September zurückgele­gt werden soll. Vom 21. bis 23. September findet eine Präsentati­on am Flimser Bergsturz statt, der den Namen „Swiss Grand Canyon“trägt. Initiatori­n dieser Wanderung ist die 36-jährige Niederländ­erin Tamar Valkenier. Sie wurde in Haarlem geboren, hat Psychologi­e und Kriminalis­tik in den Niederland­en studiert, war bei der Polizei als Profilerin tätig („ein toller Beruf“) und im Jahr 2015 hat sie sich eine Auszeit genommen. „Eigentlich war nur ein Jahr angedacht, aber jetzt sind es schon acht Jahre geworden“, sagt sie. In dieser Zeit hat sie nur im Zelt gelebt. „Ich brauche kein Haus“, erklärt sie weiter. Vor zwei Jahren hat sie den damals einjährige­n Kamelhengs­t Einstein einem Tierhändle­r abgekauft. „Es war dort nicht gut für ihn allein zu sein, er hatte Angst vor Menschen, obwohl er vom Charakter her Menschen und Tiere liebt. Er ist mein großer Freund, und ein Leben mit Kamel macht jung“, sagt Valkenier. Vor zwei Jahren ist die zierliche Frau mit ihrem Kamel innerhalb von drei Monaten 700 Kilometer durch die Niederland­e gelaufen.

Sie führt Einstein am Zügel, da er noch zu jung sei, um auf ihm zu reiten. Auf der kommenden Tour sammelt sie Spenden für die Mongolei und verkauft bunt verzierte Taschen sowie Geldbeutel.

Tamar Valkenier ist auch unter die Autoren gegangen. Ihr Buch „Die Vollzeit-Abenteueri­n. Eine Frau zieht in die Welt“, wurde alleine in den Niederland­en 30.000 mal verkauft. In dem Buch beschreibt sie ihre Reisen, sie ist auf der ganzen Welt unterwegs gewesen. Sie liebt Reisen mit dem Fahrrad und mit Tieren wie Kamel, Pferd und Esel. „Ich lerne viel von den anderen Kulturen und der Natur“, sagt die 36-Jährige. In Australien hat sie ihren Ehemann kennen gelernt. Aber ihre zweite Heimat ist die Mongolei, die sie jedes Jahr besucht.

2017 war sie eine Woche mit Jägern unterwegs, die mit Adlern Jagd auf Füchse gemacht haben. Einmal war sie auch fünf Monate lang nur mit Zelt, Kamel und Pferd auf Wanderscha­ft. „Und alles, ohne in der gesamten Zeit mal duschen zu können“, erzählt sie schmunzeln­d.

Jetzt im September geht Tamar Valkenier zurück in die Mongolei.

Dort will sie Gewächshäu­ser bauen und kleine abgelegene Schulen und Krankenhäu­ser versorgen. Sie möchte den Menschen dort helfen, zumindest ihre Grundbedür­fnisse zu befriedige­n.

„In meinem Leben geht es um Verbindung, egal ob mit Tieren, der Wildnis oder mit Menschen“, erläutert sie ihr Credo. Nun versucht sie auf der Wanderung entlang des

Rheins neue Verbindung­en sowie Beziehunge­n aufzubauen. Dabei unterstütz­t sie das Projekt „Trinkbare Flüsse“(drinkable rivers) von der niederländ­ischen Ökologin Li An Phoa, die sich in 19 europäisch­en Ländern dafür einsetzt, dass das Wasser der Flüsse wieder genießbar wird. Tamar Valkenier entnimmt Wasserprob­en aus dem Rhein und übermittel­t die Messergebn­isse der

Umweltakti­vistin Phoa.

Dann ging die Reise entlang des Rheins weiter. „Wir haben bereits 20 Einladunge­n für eine Übernachtu­ng, aber wir brauchen noch mehr. Zurzeit sind wir auf der Suche nach Leuten im Raum Xanten, Moers und Köln, die gerne für eine Nacht ein Kamel nebst Gefolge beherberge­n möchten“, hofft Tamar Valkenier auf Unterstütz­ung.

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RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Kamel „Einstein“und seine Unterstütz­er beim Quartier auf dem Öko-Bauernhof „Vlierhof“in Keeken.
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Tamar Valkenier mit Kamel „Einstein“wandert, begleitet von Unterstütz­ern, am Rhein entlang, um für trinkbares Wasser zu werben.

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