Flughafen Düsseldorf will „Klimakleber“verklagen
Die Letzte Generation hatte Mitte Juli das Rollfeld blockiert. Den Beteiligten drohen Forderungen in Millionenhöhe.
Den Aktivisten der Gruppe Letzte Generation, die sich am 13. Juli auf dem Rollfeld des Flughafens Düsseldorf festgeklebt haben, droht eine Klagewelle. Der Airport bereite Schadenersatzforderungen vor, sagte ein Sprecher. Eurowings sowie der Mutterkonzern Lufthansa, Condor und Tuifly prüfen ähnliche Schritte. „Insgesamt kann es zu Schadenersatzforderungen in Höhe einiger Millionen Euro kommen“, sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Gerald Wissel.
Die teuersten Klagen werden dann voraussichtlich von den Fluggesellschaften kommen, weil 48 Flüge storniert und zwei umgeleitet wurden. „Da mussten Hotels für Passagiere gebucht werden, es entgingen Ticketeinnahmen, Ersatzflugzeuge mussten gefunden werden, andere Crews mussten eingesetzt werden, da kommt einiges zusammen“, erläuterte Wissel.
Am heftigsten betroffen war in Düsseldorf Eurowings mit sieben gestrichenen Flügen. Am 13. Juli musste die Airline insgesamt sogar 45 Flüge ausfallen lassen, weil auch der Hamburger Flughafen von den „Klimaklebern“blockiert wurde. Der Düsseldorfer Anwalt Julius Reiter betonte, dass alle Klagen exakt begründet werden müssten: „Es reicht nicht, vor Gericht pauschal von einem Millionenschaden zu reden. Die Airlines und der Flughafen müssen genau belegen, wo welcher Schaden entstanden ist.“Er erwartet auch Klagen weiterer Betroffener: „Sofern Versicherungen für Schäden aufkamen, werden die sich an die Täter wenden.“
Der Flughafen Düsseldorf erklärte, man trage noch Informationen über den Schaden zusammen. Sicher ist, dass die Kosten für die Reparatur des von den Aktivisten beschädigten Zauns beglichen werden müssen – was ein kleiner Betrag sein dürfte. Außerdem müssen wohl Arbeiten am Rollfeld bezahlt werden. Hinzukommen dürften entgangene Gebühren für die ausgefallenen Flüge. Grob gerechnet könnten so rund 70.000 Euro zusammenkommen, wenn man berücksichtigt, dass der Flughafen Düsseldorf 2022 laut Geschäftsbericht pro Flugbewegung 1473 Euro an Landeentgelten und anderen Gebühren kassierte.
Das Land NRW wird die Kosten des Polizeieinsatzes den Aktivisten nicht aufbürden. Eine Sprecherin des Innenministeriums erklärte, Gebühren für Einsätze seien nur ausnahmsweise vorgesehen, etwa für die Begleitung von Schwertransporten oder bei einer missbräuchlichen Alarmierung. Innenminister Herbert Reul (CDU) hat aber im März angekündigt, er wolle die Regeln ändern: Wenn auch für Blockaden Kosten berechnet würden, hätte er dafür durchaus Sympathie unabhängig vom Grund der Aktion.
Strafanzeige habe der Flughafen unter anderem wegen „gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, Störung öffentlicher Betriebe, Sachbeschädigung, Nötigung und Hausfriedensbruch erstattet“, erklärt ein Sprecher. Die maximale Strafe von zehn Jahren Haft droht wegen des gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Düsseldorf sagte allerdings: „Es wird wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und des Hausfriedensbruchs ermittelt. Aktuell sehen wir aber keine zureichenden Hinweise auf einen gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr, da dies eine konkrete Gefahr für Leib, Leben oder Sachen von bedeutendem Wert voraussetzen würde.“Nach den bisherigen Erkenntnissen sei das nicht der Fall gewesen, weil Flugzeuge rechtzeitig umgeleitet worden oder gar nicht gestartet seien.