Anna Malikova machte Scarlatti zu einem Ereignis
Anna Malikova bleibt ein Publikumsmagnet des Klevischen Klaviersommers. Bei wechselhaftem Wetters kamen 300 Besucher, um der in Kleve wohlbekannten Pianistin zu lauschen.
Nach der Begrüßung durch den Leiter des Klaviersommers Wolfgang Dahms betrat Anna Malikova die Bühne der Open-Air-Konzertmuschel.
Jedes Scarlatti-Recital ist für sich ein kleines Kunstwerk der Interpretation: Historisch korrekt ist Scarlatti auf dem Konzertflügel freilich nicht, aber mit geschmackvollen Verzierungen, fein ausgehörten dynamischen Kontrasten und perlendem Klang spielte Malikova fünf Scarlatti-Sonaten und ließ keine Wünsche ungehört. Die offene und entspannte Haltung, die den musikalischen Triebkräften freien
Lauf zu lassen schien und in solcher Sorgfalt zugleich Leidenschaft erkennen ließ, ist das, was dieses Klaviersommerkonzert zu einem Ereignis machte.
Als brillanter und hochgeschätzter Pianist konnte Anatoly Ljadov, von dem eine Auswahl an Klavierstücken folgte, seine Freunde stundenlang am Klavier mit Improvisationen oder Auszügen aus seinen neuesten Werken unterhalten.
Dennoch setzte sich langsam die Erkenntnis durch, dass Ljadov – wie sein Vorbild Chopin – ein geborener Miniaturist war, indem er drei Ziele anstrebte: Kürze, Linearität und Lakonismus. Auch hier überzeugte Malikova mit geschmackvoller Ausdeutung all dessen mit durchdachter Finesse und bescherte so kurzweiligen Musikgenuss auf höchstem Niveau.
Nach einer kurzen Pause, rechtzeitig vor dem angekündigten Regen, der das eigentlich noch geplante Nocturen-Konzert sprichwörtlich ins Wasser fallen ließ, erlebten die Zuhörer einen heiteren ChopinWalzer op. 34,1 sowie die Variationen op. 2 über „La ci darem la mano“von W. A. Mozart, beginnend mit einer poetischen Klangentfaltung im Klavier. In den Variationen zeigt sich kompositorisch eine verzaubernde Einführungsgabe in die Musik des von Chopin verehrten Meisters, die die Pianistin ebenso an den Tasten umsetzte. Während es Chopin gelang, die ausdrucksvolle Melodik des Belcanto auf das Klavier zu übertragen und ihr durch pianistische Spieltechniken eine neue Aussagekraft zu verleihen, kam Malikovas brillantes Spiel diesem Ideal nach.
Stehende Ovationen ließen die Begeisterung des Publikums erkennen.