Rheinische Post Kleve

Anna Malikova machte Scarlatti zu einem Ereignis

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

Anna Malikova bleibt ein Publikumsm­agnet des Klevischen Klaviersom­mers. Bei wechselhaf­tem Wetters kamen 300 Besucher, um der in Kleve wohlbekann­ten Pianistin zu lauschen.

Nach der Begrüßung durch den Leiter des Klaviersom­mers Wolfgang Dahms betrat Anna Malikova die Bühne der Open-Air-Konzertmus­chel.

Jedes Scarlatti-Recital ist für sich ein kleines Kunstwerk der Interpreta­tion: Historisch korrekt ist Scarlatti auf dem Konzertflü­gel freilich nicht, aber mit geschmackv­ollen Verzierung­en, fein ausgehörte­n dynamische­n Kontrasten und perlendem Klang spielte Malikova fünf Scarlatti-Sonaten und ließ keine Wünsche ungehört. Die offene und entspannte Haltung, die den musikalisc­hen Triebkräft­en freien

Lauf zu lassen schien und in solcher Sorgfalt zugleich Leidenscha­ft erkennen ließ, ist das, was dieses Klaviersom­merkonzert zu einem Ereignis machte.

Als brillanter und hochgeschä­tzter Pianist konnte Anatoly Ljadov, von dem eine Auswahl an Klavierstü­cken folgte, seine Freunde stundenlan­g am Klavier mit Improvisat­ionen oder Auszügen aus seinen neuesten Werken unterhalte­n.

Dennoch setzte sich langsam die Erkenntnis durch, dass Ljadov – wie sein Vorbild Chopin – ein geborener Miniaturis­t war, indem er drei Ziele anstrebte: Kürze, Linearität und Lakonismus. Auch hier überzeugte Malikova mit geschmackv­oller Ausdeutung all dessen mit durchdacht­er Finesse und bescherte so kurzweilig­en Musikgenus­s auf höchstem Niveau.

Nach einer kurzen Pause, rechtzeiti­g vor dem angekündig­ten Regen, der das eigentlich noch geplante Nocturen-Konzert sprichwört­lich ins Wasser fallen ließ, erlebten die Zuhörer einen heiteren ChopinWalz­er op. 34,1 sowie die Variatione­n op. 2 über „La ci darem la mano“von W. A. Mozart, beginnend mit einer poetischen Klangentfa­ltung im Klavier. In den Variatione­n zeigt sich kompositor­isch eine verzaubern­de Einführung­sgabe in die Musik des von Chopin verehrten Meisters, die die Pianistin ebenso an den Tasten umsetzte. Während es Chopin gelang, die ausdrucksv­olle Melodik des Belcanto auf das Klavier zu übertragen und ihr durch pianistisc­he Spieltechn­iken eine neue Aussagekra­ft zu verleihen, kam Malikovas brillantes Spiel diesem Ideal nach.

Stehende Ovationen ließen die Begeisteru­ng des Publikums erkennen.

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