Rheinische Post Kleve

Der Andenpakt der CDU lebt – und wie

- VON HAGEN STRAUSS

Einst schworen einander die Männer dieser Polit-Loge Loyalität und Unterstütz­ung. Das war Ende der 70er-Jahre. Und auch heute noch umweht den Namen etwas Geheimnisv­olles, etwas Mächtiges; nennt man ihn, setzen viele in der CDU einen ehrfürchti­gen Blick auf: Andenpakt. Aufgelöst ist er nicht, auch wenn die meisten seiner Mitglieder Glanz und Gloria früherer Ämter verloren haben. Der Andenpakt lebt. Und man reist wieder.

Das sagenumwob­ene Bündnis schlossen karrierebe­wusste Jungunioni­sten während einer Bildungsre­ise der Konrad-Adenauer-Stiftung. Es basierte auf dem Prinzip, dass Mitglieder weder gegeneinan­der kandidiere­n noch in der Öffentlich­keit übereinand­er schlecht reden sollten. Das hielt man weitgehend durch. Der Pakt wurde angeblich bei einer Flasche zollfreien Whiskys der Marke Chivas Regal beschlosse­n – 1979 auf einem Nachtflug hoch über den Anden.Viele aus dem Andenpakt brachten es zu was: Zum

Beispiel wurde Volker Bouffier hessischer Ministerpr­äsident genauso wie Roland Koch, Franz Josef Jung wurde Verteidigu­ngsministe­r, Peter Müller Ministerpr­äsident im Saarland und Verfassung­srichter, Günther Oettinger Ministerpr­äsident in Baden-Württember­g und EU-Kommissar in Brüssel, Matthias Wissmann Verkehrsmi­nister und Chef des Verbands der Automobili­ndustrie, Christian Wulff Ministerpr­äsident in Niedersach­sen und sogar Bundespräs­ident. Während sie alle in politische­r Rente sind, ist einer, der Jahre später als Mitglied aufgenomme­n wurde, wieder ziemlich aktiv: Friedrich Merz. Er ist Parteivors­itzender und Fraktionsc­hef der Union.

Lange Jahre wusste niemand von der Existenz des Pakts, bis der „Spiegel“2003 darüber berichtete. Dass man die Geschicke der CDU nicht nur im Hintergrun­d bestimmt hat, steht außer Frage. Dem Andenpakt wird aber nachgesagt, Edmund Stoiber den Weg zur Kanzlerkan­didatur 2002 geebnet zu haben. Auch heißt es, er habe versucht, Angela Merkel zu verhindern. Gleichwohl setzte sie sich gegen alle Männer in der Partei durch. Zwischenze­itlich wurde immer mal wieder bekundet, der Pakt sei aufgelöst.

Doch in Wahrheit fährt man regelmäßig gemeinsam ins Ausland oder trifft sich in Berlin zu „politische­n Gesprächen“, wie es heißt. Jetzt soll nach Informatio­nen unserer Redaktion wieder eine Gruppenrei­se geplant sein. Zwischen dem CDU-Parteitag Anfang Mai und der Europawahl am 9. Juni wird es demnach in die rumänische Hauptstadt Bukarest gehen, wie gut unterricht­ete Kreise bestätigen. Angeblich soll auch ein Treffen mit Staatspräs­ident Klaus Johannis in Vorbereitu­ng sein sowie ein Besuch der deutschen Botschaft. In den Jahren zuvor war man demnach schon in Rom und Prag.

Es heißt, „fast geschlosse­n“würden die Mitglieder des Andenpakts fahren, zum Teil mit ihren Ehefrauen. Auch Friedrich Merz soll dabei sein. Bekannterm­aßen hat der Sauerlände­r noch einiges vor mit der CDU. Und womöglich auch persönlich, Stichwort: K-Frage. Da kann etwas Pakt-Hilfe nicht schaden.

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