Glücklich in den Filmtod gestürzt
Das „Magical Film Orchestra“spielte im Emmericher Stadttheater Melodien aus den Harry-Potter-Filmen. Der Schauspieler Josh Herdman, der in der Rolle als Gregory Goyle zu sehen war, führte durch das Programm.
Mit acht Kinofilmen, die weltweit mehr als 7,7 Milliarden Dollar einspielten, gehört die „Harry Potter“-Reihe zu den kommerziellen erfolgreichsten Marken aller Zeiten. Oft müssen Fans nur die ersten Takte der Filmmusik hören, um spontan in Verzückung zu geraten. So überraschte es nicht, dass jetzt im Emmerich Stadttheater das „Magical Film Orchestra“vor gut besetzten Rängen spielte und „Die magische Welt von Harry Potter“auf die Bühne und in die Gehörgänge brachte – untermalt von Licht-, Nebel- und KunstschneeEffekten, aber ohne Bilder aus den Kinofilmen. Aus Lizenzgründen wurden auf dem Monitor artverwandte Animationen oder Detailaufnahmen des Orchesters gezeigt.
Als Moderator führte der Schauspieler Joshua „Josh“Herdman durch das Konzert. Der heute 36 Jahre alte Engländer spielte als Teenager in allen acht „Harry Potter“-Filmen die Rolle des HogwartZauberschülers Gregory Goyle, der zum Dunstkreis von Harry Potters Erzfeind Draco Malfoy gehörte.
Herdman gab zwischen den Musiktiteln immer wieder Einblicke in die Dreharbeiten der Filmreihe. Er berichtete von ungeplanten Kakao-Schlachten am Bahnhof King`s Cross, von Cupcake-Fressorgien in den Kulissen, von populären Schauspielkollegen wie dem verstorbenen Richard Harris, der als Professor Albus Dumbledore Narrenfreiheit am Set genoss, von Schwärmereien und Liebeleien
vor und hinter der Kamera sowie von kleinen Änderungen zwischen Drehbuch und Roman. So entfachte im Film – anders als in den millionenfach verkauften Büchern – nicht Vincent Crabbe ( Jamie Waylett) das Tod bringende Feuer im Raum der
Wünsche, sondern Josh Herdman in seiner Rolle als Gregory Goyle. „Ich fand es großartig, einen Filmtod in einem Harry-Potter-Film sterben zu dürfen“, erklärte Herdman. Dagegen sei er zunächst enttäuscht gewesen, dass die Drehbücher
ihn nicht als Quidditch-Spieler vorsahen. Als er dann aber sah, wie anstrengend und effekt-lastig die Dreharbeiten für seine Kollegen wurden, freute er sich auch über diese Entscheidung der Produzenten.
Das Konzert im Emmericher Stadttheater war familienfreundlich auf zwölf Uhr mittags gelegt worden. Jüngere Besucher waren aber darauf angewiesen, dass in ihrem Umfeld ein der englischen Sprache mächtiger Begleiter saß, der Josh Herdmans Moderationstexte simultan übersetzen konnte. Das Gros des Publikums gehörte jedoch einer Altersgruppe an, die den Start der Kinofilmreihe im Jahr 2001 schon bewusst als Jugendliche oder Erwachsene miterlebt hat.
Letztlich stand eh die mitreißende Filmmusik im Mittelpunkt, die zunächst von John Williams und in späteren Filmen von Patrick Doyle, Nicholas Hooper und Alexandre
Desplat komponiert wurde. Dabei kamen viele klassische Elemente zum Einsatz, die aber – je nach Filmszene – auch von anderen Stilrichtungen abgelöst oder ergänzt wurden. Wichtige wiederkehrende Figuren erhielten ihr eigenes Musikthema – woraus Josh Herdman ein Quiz machte, für das sich die Zuschauer in vier Lager aufteilten, gemäß der Internatshäuser Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Mit knappem Vorsprung siegte die Gryffindor-Fraktion um Harry Potter, bevor das Konzert in einem „Medley der Happy Endings“gipfelte.
Am Nachmittag trat das „Magical Film Orchestra“ein zweites Mal im Stadttheater auf und spielte vor nahezu ausverkauftem Haus „The Music of Hans Zimmer & Others – A Celebration of Film Music“. Eine Wiederholung beider Konzerte in Emmerich wurde für den 15. Dezember angekündigt.