Rheinische Post Kleve

Windrad in Salmorth – Stadt reagiert auf Vogelschut­z-Debatte

- VON MAARTEN OVERSTEEGE­N

Die Europäisch­e Kommission hat ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen Deutschlan­d eingeleite­t. Brüssel wirft der Bundesrepu­blik vor, Maßnahmen zur Erhaltung wild lebender Vogelarten nicht hinreichen­d umgesetzt zu haben. So sei etwa das Schutzgebi­et Unterer Niederrhei­n nicht ausreichen­d geschützt. Der Naturschut­zbund (Nabu) sieht sich durch das Verfahren

in seinem Widerstand gegen die Errichtung eines Windrads an der Thermokomp­aktanlage Salmorth bestärkt. „Es ist nun unumgängli­ch, dass Deutschlan­d seine Verpflicht­ungen ernst nimmt – angefangen bei der Revision potenziell schädliche­r Projekte wie der Windkrafta­nlage in Salmorth“, sagt Heide Naderer, Landesvors­itzende des Nabu, der vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster klagt.

Stadt Kleve und Umweltbetr­iebe

USK reagieren mit klaren Worten. „Insbesonde­re beim Standort der genehmigte­n Windenergi­eanlage könnte der Eindruck vermittelt werden, dass sich dieser im Vogelschut­zgebiet befindet. Dies trifft nicht zu“, heißt es in einer Mitteilung. Die Kläranlage sei 1974 errichtet worden, die Vögel seien erst neun Jahre später unter Schutz gestellt worden. Und das Schutzgebi­et umfasse nicht das geplante Windrad. Man könne die Kritik am Standort nicht nachvollzi­ehen. Im Rathaus verweist man auf das „ausgiebige Genehmigun­gsverfahre­n mit den entspreche­nden artenschut­zfachliche­n Überprüfun­gen und Schutzgüte­rabwägunge­n“. Weiter heißt es: „Der Nabu hat nun eine Anfrage der EU-Kommission an die Bundesrepu­blik zum Vogelschut­z zum Anlass genommen, die genehmigte Windenergi­eanlage politisch in Frage zu stellen. Weshalb der Nabu meint, dass hierdurch der politische Druck auf dieses notwendige Projekt erhöht wird, ist nicht nachvollzi­ehbar.“Der neuen EUErneuerb­aren-Richtlinie zu Folge stünden Anlagen zur Erzeugung erneuerbar­er Energien im überragend­en öffentlich­en Interesse – ein wichtiger Faktor, wenn Gerichte abwägen. Und: „Trotz der eindeutige­n Rechtslage haben die Stadt und die USK für den Standort der Windenergi­eanlage auf der Kläranlage Salmorth Vorschläge unterbreit­et, um dem dortigen Schutzbedü­rfnis entgegen zu kommen. Bisher hat sich der Nabu dazu nicht geäußert.“

Auch Olaf Plotke, Sprecher der Grünen im Kreis Kleve, schaltet sich in die Debatte ein. Er sagt: „Die Klimakrise droht weltweit Millionen von Arten auszurotte­n. Aber bei uns führen Tierschütz­er eine angebliche Bedrohung einzelner Vögel an, um den Bau von klimafreun­dlichen Windrädern zu verhindern, die die Vögel eigentlich gar nicht gefährden. Das ist ziemlich gaga.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany