Jede Woche meldet eine Firma Insolvenz an
Prominente Fälle im Kreis Kleve sorgen mit Insolvenzanträgen für Aufmerksamkeit. Von den meisten Unternehmen und Privatpersonen, die in finanzielle Schieflage geraten, bekommt die Öffentlichkeit aber wenig mit. Einige Zahlen.
Sei es Bauunternehmer Tecklenburg aus Straelen oder die Bäckerei Derks aus Kranenburg: Wenn bekannte Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen, sorgt das auch im Kreis Kleve für große Beachtung. Schließlich hängen nicht zuletzt die Mitarbeiter an den Entwicklungen, wenn ein Betrieb in Schieflage geraten ist. Zur Wahrheit gehört aber auch: Von den meisten Insolvenzen bekommt die Öffentlichkeit nicht viel mit. Das statistische Landesamt IT.NRW hat nun die Zahl der Insolvenzanträge für das Jahr 2023 vorgelegt.
Insolvenzanträge müssen bei bestimmten Amtsgerichten gestellt werden. Für Betroffene aus dem Kreis Kleve ist das das Amtsgericht Kleve. In der Statistik des Landesamtes zeigt sich: Im vergangenen Jahr wurden 71 Insolvenzverfahren von Unternehmen im Kreis Kleve beantragt. Das sind in Summe deutlich mehr als noch im Jahr 2022. Damals hatten 53 Unternehmen einen entsprechenden Antrag gestellt. Rein statistisch stellt also jede Woche mindestens ein Unternehmen im Kreis Kleve einen Insolvenzantrag. Von den 71 Insolvenzanträgen im Kreis Kleve im Jahr 2023 sind am Ende 55 tatsächlich auch eröffnet worden. In 16 Fällen ist das Verfahren mangels Masse abgewiesen worden.
Was ist eine Insolvenz? Per Definition der IHK kann bei einer Betriebsinsolvenz das Unternehmen die Forderungen der Gläubiger nicht mehr befriedigen und somit seine finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Im Rahmen eines Insolvenzverfahrens wird dann geprüft, ob der Betrieb zu retten und die Schulden abzubauen sind, oder ob eine Schließung als einziger Ausweg bleibt. Ziel des Insolvenzverfahrens
ist es, die Gläubiger bestmöglich zu befriedigen. Entweder durch die Zerschlagung des insolventen Unternehmens oder durch eine Sanierung, aus deren Erträge die Gläubiger befriedigt werden können.
Während die Zahl der insolventen Unternehmen im Kreis Kleve binnen eines Jahres deutlich gestiegen ist, sind die voraussichtlichen Forderungen deutlich zurückgegangen. Sie beliefen sich im Jahr 2023 im Kreis Kleve auf insgesamt 17,7 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es noch 29,9 Millionen Euro. Auch die Zahl der betroffenen Mitarbeiter ist
rückläufig: Sie ist von 173 auf 158 gesunken.
Unternehmen in Schieflage machen übrigens nur den kleinsten Teil der Gesamtzahl an Insolvenzverfahren im Kreis Kleve aus. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 389 (2022: 407) Anträge auf Insolvenz mit voraussichtlichen Forderungen in Höhe von insgesamt 43 Millionen Euro (2022: 75 Millionen). Den größten Teil der Insolvenzanträge machen Verbraucher aus. Eine Verbraucherinsolvenz ist ein Verfahren, mit dem Privatpersonen ihre Schulden regulieren können. Umgangssprachlich
wird es auch Privatinsolvenz genannt. Hier gab es im Jahr 2023 insgesamt 225 Anträge. Dabei sprechen wir aber von kleineren Summen als bei Unternehmen: Insgesamt gibt es Forderungen in Höhe von 9,7 Millionen Euro (2022: 9,4 Millionen). In der Vergangenheit konnte ein Schuldner in der Regel nach sechs Jahren von seinen Schulden los kommen. Nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen war laut IHK ein Schuldenschnitt nach drei Jahren möglich. Das hat sich geändert: Seit Oktober 2020 ist das dreijährige Verfahren der Normalfall.