Terrorgruppe Khorasan ist radikaler als die Taliban
Der IS-Ableger sieht Russland als seinen Hauptgegner.
Die Terrorgruppe „Islamischer Staat – Provinz Khorasan“(ISPK) soll den Anschlag nahe Moskau verübt haben. Der ISPK ist eine Unterorganisation des Islamischen Staates und nimmt besonders Länder in Zentral- und Mittelasien ins Visier. Die ISPK-Kämpfer greifen sogar die radikal-islamischen Taliban in Afghanistan an, weil sie das Taliban-Regime dort für nicht streng genug halten. Ziel des ISPK ist ein Kalifat, das Pakistan, Afghanistan, den Iran und zentralasiatische Staaten umfassen soll. Die Gruppe hat auch westlichen Staaten den Kampf angesagt.
Khorasan ist ein alter Name für die Region, in der das neue Kalifat entstehen soll. Der ISPK wurde vor zehn Jahren von Mitgliedern der afghanischen und pakistanischen Taliban, des Terrornetzwerkes AlKaida und anderer Gruppen gegründet. Kurz darauf proklamierte der IS in Syrien seine Ausdehnung in den zentralasiatischen Raum. Der ISPK bekämpft vor allem die Taliban in Afghanistan, denn selbst die islamistische Zwangsherrschaft der Taliban geht ihm nicht weit genug. Der ISPK hat bis zu 6000 Kämpfer. Über seine Strukturen ist allerdings so wenig bekannt, dass nicht einmal klar ist, wer der Anführer der Gruppe ist. Der frühere ISPK-Chef Sanaullah Ghafari soll voriges Jahr von den Taliban getötet worden sein. Seit einigen Jahren verübt der ISPK auch Anschläge außerhalb Afghanistans.
Einer der Attentäter von Moskau reiste nach russischen Angaben Anfang März von der Türkei aus in Russland ein. Den türkisch-russischen Beziehungen werde das aber wahrscheinlich nicht ernsthaft schaden, meint Oytun Orhan von der türkischen Denkfabrik Orsam. Schließlich habe Russland die Ukraine und den Westen im Verdacht, hinter dem Anschlag zu stecken, sagte Orhan unserer Redaktion.
In Russland sieht der ISPK einen seiner Hauptgegner. Die besondere Feindseligkeit der Terroristen gegenüber Moskau wird mit der sowjetischen Invasion in Afghanistan im Jahr 1979, den russischen Kriegen gegen muslimische Rebellen in Tschetschenien um die Jahrtausendwende und mit russischen Militäreinsätzen gegen den Islamischen Staat in Syrien seit 2015 begründet. Die USA warnten Russland vor wenigen Wochen, der ISPK plane Anschläge auf russischem Gebiet, doch Moskau tat den Hinweis als Angstmacherei ab.