Teuer, teurer, Gold
Der Kurs für das Edelmetall hat ein Allzeithoch erreicht. Weitere deutliche Steigerungen sind aber unwahrscheinlich.
Zu den Weisheiten des Geldanlegens gehört, dass in Zeiten hoher Zinsen Investments in Zinsanlagen wie Anleihen, Fest- oder Tagesgeld attraktiv sind und damit einen Teil der anderen Geldanlagen ausstechen können. Umgekehrt sind in Niedrigzinsphasen Aktien besonders reizvoll, weil zum Beispiel neue festverzinsliche Wertpapiere weniger einbringen und die Unternehmen überdies von niedrigen Zinsen profitieren, weil damit für sie die Finanzierung billiger wird und so die Kosten sinken.
Folgt man solchen Weisheiten, müsste während der Zinsanstiege vergangener Monate auch Gold weniger attraktiv gewesen sein für Investoren. Das Gegenteil ist aber der Fall. Der Kurs des Edelmetalls ist zuletzt wieder mal auf ein Rekordhoch geklettert; am Freitagmittag lag der Kurs mit 2174 US-Dollar für eine Feinunze (31 Gramm) zwar etwa 38 Dollar unter dem Allzeithoch. Aber seit Oktober hält der Höhenflug an; der Preis ist seither um 20 Prozent gestiegen. Und seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 angefangen hat, den Leitzins zu erhöhen, hat er insgesamt sogar ein Drittel zugelegt.
Das ist zumindest für die vergangenen Monate kein Widerspruch, denn da wartet alles auf eine Zinssenkung durch die Zentralbank, und allein diese Erwartung lässt das Goldfieber steigen. Die einfache Begründung: Anders als beispielsweise eine Staatsanleihe wirft Gold keine laufenden Erträge ab. Wenn aber die Zinsen sinken, dann schrumpfen bei neu ausgegebenen Anleihen diese Erträge, und der Nachteil bei einem Investment in Gold wird kleiner. Zwar könnten die Zinsen auch wieder steigen, wenn eine Verschärfung des Krieges in der Ukraine und der Auseinandersetzungen in Nahost wieder höhere Inflationsraten auslösen würde. Aber damit rechnet im Moment offenbar kaum jemand.
Prompt fragen sich Anlegerinnen und Anleger, ob sie jetzt noch auf den Zug aufspringen sollen, oder ob es womöglich schon zu spät ist, um noch vom Goldrausch profitieren zu können. Eine Antwort: „Im Moment sehe ich keine sicheren Anzeichen für weitere deutliche Preissteigerungen“, sagt Chris-Oliver Schickentanz, Vorstandsmitglied beim Vermögensverwalter Capitell. Dafür gebe es zwei Gründe. Zum einen seien angesichts gleichzeitig sinkender Zinsen und Inflation kaum nennenswerte Veränderungen bei den Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflationsrate) zu erwarten. Zum anderen sei beim Dollar derzeit wenig Bewegung, so Schickentanz. Was die US-Währung angehe, würde der Goldpreis aber nur dann steigen, wenn der Dollarkurs fiele. Das hat er zuletzt zwar getan, aber Kurssteigerungen und -verluste hielten sich in Grenzen. Also kommt auch von hier wohl kein Schub.
Der Preis könnte aus Sicht von Schickentanz sogar fallen. Der Grund sind die Notenbanken. „Die haben in den vergangenen drei
Jahren viel Gold gekauft. Aber jetzt sind die Kurse von Anleihen, die sie im Portfolio haben, wegen der gestiegenen Zinsen gefallen. Also führen sie weniger Gewinne an den Staat ab. Und um da mehr machen zu können, müssten sie einen Teil ihrer Goldreserven verkaufen.“Das würde dann auf die Preise drücken.
Was für einen höheren Goldpreis spräche, wäre steigendes Interesse vor allem aus China und Indien: „In den beiden Ländern könnte die Nachfrage nach Goldschmuck steigen – in Indien, weil dort gerade die Hochzeitssaison läuft; in China, wenn die Konjunktur entsprechend gut läuft. Dort ist Schmuck ein Statussymbol“, so Schickentanz. Bei einem Investment in Gold, dessen Preis erheblich schwanken kann, rät der Experte aber ohnehin nur zur Beimischung im Depot – und einem Goldanteil von „maximal fünf Prozent des gesamten Portfolios“.
Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) empfiehlt Privatanlegern, Barren und/oder Münzen „nur bei seriösen Anbietern“zu kaufen. Wie man die erkennt? Zumindest sollten sie sich am Bankenverband orientieren. Banken garantierten für die Echtheit der von ihnen angebotenen Goldbarren und Goldmünzen, erklärt er. Die Preise für Anlagegold seien abhängig von Gewicht, Feingoldgehalt und Prägung. Daher sollte der Preis nicht mehr als zehn Prozent über dem aktuellen Goldpreis liegen.
Dies war der achte und letzte Teil unserer Geldserie.