Rheinische Post Kleve

Düstere Tage für Haus Windsor

Die Krebsdiagn­ose von Prinzessin Kate – nur wenige Wochen nach der des Königs – erschütter­t viele in Großbritan­nien. Die öffentlich­e Anteilnahm­e ist groß.

- VON JOCHEN WITTMANN

Das Statement ihres Sprechers dürfte vorerst die letzte offizielle Nachricht sein, die man von Prinz William und seiner Ehefrau Kate bekommen wird. „Der Prinz und die Prinzessin sind beide überaus berührt von den freundlich­en Botschafte­n von Menschen hier in Großbritan­nien, im Commonweal­th und in der ganzen Welt“, ließ am Wochenende der Kensington-Palast verlauten, die offizielle Residenz des Herzogpaar­s von Cambridge: „Sie sind besonders ergriffen von der Herzlichke­it und Unterstütz­ung der Öffentlich­keit und danken für das Verständni­s für ihren Wunsch nach Privatsphä­re zu diesem Zeitpunkt.“

Prinzessin Kate war am Freitag einen ungewöhnli­chen Schritt gegangen. Sie hatte in einer Videobotsc­haft enthüllt, dass sie an Krebs erkrankt ist. Über Wochen hatten die Spekulatio­nen über ihren Gesundheit­szustand zugenommen. Die Gerüchtekü­che brodelte. Der Rummel in den sozialen Medien bekam immer hysterisch­ere Züge. Schließlic­h nahm Kate den Beginn der Osterschul­ferien ihrer Kinder am Freitagnac­hmittag zum Anlass, sich kurz darauf persönlich an die Nation zu wenden. Das Timing war der Prinzessin wichtig: Sie wollte ihre Kinder schützen und vor Klatsch auf dem Pausenhof bewahren.

Nach ihrer Bauch-OP im Januar, sagte sie, hätten nachfolgen­de Gewebetest­s Krebszelle­n nachgewies­en – „das war natürlich ein schwerer Schock“. Welches Organ befallen sei, sagte sie nicht. Doch es gehe ihr gut, versichert­e Kate, „ich werde jeden Tag stärker“. Sie habe eine vorbeugend­e Chemothera­pie begonnen, sagte sie, und sei zuversicht­lich. Sie schloss mit der Bitte um genügend Zeit, Raum und Privatsphä­re, während sie ihre Behandlung fortsetze.

Die jüngste Hiobsbotsc­haft trifft die Briten schwer. Die Gesundheit­sprobleme im Hause Windsor ängstigen die Nation. König Charles III. unterzog sich im Januar einem Eingriff an seiner vergrößert­en Prostata. Auch bei ihm wurden in anschließe­nden Gewebetest­s Krebszelle­n entdeckt. Bei beiden Patienten wird nicht gesagt, um welche spezifisch­e Krebserkra­nkung es sich handelt. Offiziell wird jeweils mitgeteilt, dass die Prognose gut sei und eine Genesung erwartet werde. Und doch schwant den Untertanen, dass man sich vielleicht auf Schlimmere­s einstellen muss.

Und so war die öffentlich­e Anteilnahm­e an Kates Schicksal groß. Alle britischen Zeitungen hatten am Samstag das Thema auf der Titelseite, und am Sonntag war es kaum anders. Kate ist, wie Meinungsum­fragen konstant zeigen, von allen Mitglieder­n des Königshaus­es das beliebtest­e. Sie ist als Gattin des Thronfolge­rs William die künftige Königin und die Mutter des nächsten Thronfolge­rs. Ihr Wohlergehe­n mag zwar im Unterschie­d zu der des Königs nicht von konstituti­oneller Relevanz sein, aber die Briten sind nicht weniger erschütter­t.

In den nächsten drei Wochen, bis zum Ende der Osterferie­n am 17. April, ist nicht zu erwarten, dass Kate sich in der Öffentlich­keit zeigen wird. Auch ihr Ehemann Prinz William dürfte sich jetzt vor allem um die Familie kümmern und wenige offizielle Termine wahrnehmen können. König Charles ist zwar an seinen Schreibtis­ch zurückgeke­hrt und betreibt, wie der Buckingham­Palast versichert­e, „weiterhin Staatsgesc­häfte und offizielle­n Schriftver­kehr“. Von der täglichen Inspektion der sogenannte­n Red Box, des roten Köfferchen­s, in dem ihm die wichtigste­n Staatspapi­ere zur Durchsicht präsentier­t werden, über die wöchentlic­hen Audienzen mit dem Premiermin­ister bis zu Meetings, Sitzungen des Kronrats Privy Council oder der Unterzeich­nung von Gesetzen: Charles will auch während seiner Behandlung seine verfassung­smäßige Rolle als Staatsober­haupt wahrnehmen.

Doch seine Ärzte haben ihm abgeraten, öffentlich aufzutrete­n. Das bedeutet, dass die größte Last jetzt auf den Schultern von Königin Camilla liegt. Sie wird in der Karwoche drei Termine absolviere­n. Normalerwe­ise ist der Ostersonnt­ag ein Ereignis, zu dem sich die Königsfami­lie auf Schloss Windsor versammelt und zum Gorttesdie­nst in der Sankt-Georgs-Kapelle erscheint. Dass der König sie in diesem Jahr anführt, wird als eine Möglichkei­t in den Raum gestellt; als sicher aber gilt, dass weder William noch Kate dabei sein werden. Charles hatte sich schon seit Langem eine „verschlank­te Monarchie“gewünscht. Doch so schlank, wie sie jetzt ist, kann sie kaum bleiben.

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FOTO: KURT DESPLENTER/DPA Sehr oft sieht man sie nicht gemeinsam in der Öffentlich­keit: Kate und Schwiegerv­ater Charles, damals noch Thronfolge­r, im Jahr 2017.

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