Zahnarzt Emmerich übergibt Praxis
Vor drei Jahren hat Friedrich-Wilhelm Emmerich seine Praxis an das Netzwerk EDG Deutschland verkauft und führt das zahnmedizinische MVZ seitdem als leitender Arzt. Der 65-Jährige hat in Miriam Figge eine Nachfolgerin gefunden.
Nicht selten scheitert heutzutage der Versuch einer Praxisübergabe. Manchem Arzt gelingt es, Sohn oder Tochter für den eigenen Beruf zu interessieren, wo das nicht so ist, wird meist lange gesucht, bis eine Lösung gefunden wird. Wenn es überhaupt klappt. Dr. Friedrich-Wilhelm Emmerich, seit 1986 Zahnarzt in Goch, bekam von seinem Sohn nach dem ersten Praktikum eine klare Abfuhr: Toll, was Du da machst, aber für mich ist das nichts. Also streckte Emmerich seine Fühler anderweitig aus. „Nachdem mein damaliger Kollege Rolf Peters aus unserer Gemeinschaftspraxis ausgestiegen war, wurde ich von angestellten Zahnärzten unterstützt und habe immer wieder versucht, einen Nachfolger zu finden. Doch, 50, 60 Stunden in der Woche arbeiten will heute niemand mehr. Ich habe deshalb 2021 entschieden, die Praxis in ein Zahnmedizinisches Versorgungszentrum umzuwandeln und mich dem Netzwerk der EDG, der European Dental Group, anzuschließen.“Emmerich hat an die Gruppe verkauft und ist seitdem Geschäftsführer und Leitender
Zahnarzt in der (früher) eigenen Praxis. Und diese Funktion wird ab April 2024 die 33-jährige Dr. Miriam Figge übernehmen. „Dein Dental MVZ Goch“wird ihre Wirkungsstätte dann heißen.
Wer durch die Steinstraße spaziert, wo Emmerich und Peters vor 38 Jahren die Selbstständigkeit wagten, sieht heute schon von außen eine sehr moderne Praxis samt „Dental Spa“, wo Prophylaxe und zahnkosmetische Behandlungen stattfinden. „Hätte ich mich nicht der EDG angeschlossen, hätten wir solche Investitionen nicht stemmen können. Alle Behandlungszimmer wurden in den vergangenen zwei Jahren komplett neu eingerichtet und technisch auf den neuesten Stand gebracht. Und in unsere Behandlungsmethoden mischt sich der Investor nicht ein. Mit Miriam, die ich schon seit ihrer Jugend kenne und die ich 2022 einstellte, kamen neue Ideen zur Weiterentwicklung. Sie hat viel Erfahrung in ganz anderem Umfeld sammeln können.“Denn die junge Frau, die selbst aus Goch stammt und am städtischen Gymnasium Abitur machte, studierte in Schottland und machte sich später in Australien selbstständig. Auf die Dauer war sie dort nicht zufrieden und kehrte nach Deutschland zurück. Wo sie über alte Kontakte bald an den Kollegen Emmerich geriet.
„Es macht mich stolz, in diesen schwierigen Zeiten eine so ideale Lösung für die Zukunft der Praxis
gefunden zu haben“, sagt der 65-jährige Zahnmediziner. Der noch eine Weile bleiben wird, um die Nachfolgerin fit für die Leitungsaufgabe zu machen. „Am Stuhl“wird er nur noch selten anzutreffen sein, OPs wird er noch machen und versuchen, einen weiteren Zahnarzt für das MVZ zu finden. Miriam Figge lebt derzeit zwar noch in Düsseldorf, will aber nicht ihr Leben lang pendeln und plant, auf Sicht wieder in die alte Heimat zurückzukehren, wo auch noch ihre Familie lebt.
Übrigens „musste“die junge Frau nicht im Ausland studieren, ihr sehr gutes Abitur hatte ihr auch schon einen Studienplatz in Freiburg gesichert. „Aber ich wollte erst mal raus und ein bisschen von der Welt sehen.“Das hat sie gemacht und erkannt, dass es in Deutschland inklusive seines Gesundheitssystems doch nicht so schlecht ist. Und Chefin eines MVZ zu sein in einer Praxis, deren finanzielles Risiko ein großes Unternehmen trägt statt der leitende Arzt oder die leitende Ärztin selbst, lässt sie mit Ruhe ans Werk gehen.
„Ich habe mir tatsächlich schon beim Schulpraktikum mit 16 Jahren vorgenommen, Zahnärztin zu werden. Andere Eltern jammerten ständig über ihren Job, Friedrich Emmerich nicht. Er war immer fröhlich und geht bis heute in seinem Beruf auf. Das fand ich toll und wollte auch so werden.“Dazu hat sie nun die Chance.