Rheinische Post Kleve

Das Haus am Hang

Der Niederländ­er Theodoor Willemsen hat am Bleichenbe­rg in Kleve ein besonderes Haus eingericht­et. Die Ende der 1940er-Jahre errichtete Villa wurde zuletzt für mehrere Millionen Euro verkauft. Wir waren zu Besuch.

- VON PETER JANSSEN

Das Haus ist für Klever Verhältnis­se ein besonderes. Nach dem Krieg im Bauhaussti­l errichtet, steht es in den Bleichenbe­rg gebaut. Die Schwanenbu­rg im Rücken, liegt der Kermisdahl dem Objekt zu Füßen. Nicht nur die Lage ist exklusiv, der Preis ist es auch – und seit einigen Monaten hat das Haus einen neuen Besitzer. Für 3,5 Millionen Euro wurde es angeboten. Offenbar gibt es auch in Kleve eine Klientel, die bei derartigen Angeboten zuschlägt. Es ist das vielleicht teuerste Einfamilie­nhaus der Stadt.

Der Blick ins Innere zeigt: Die Einrichtun­g ist purer Luxus. Die Kochinsel im Zentrum ist fünf Quadratmet­er groß. Sie besteht neben den Schränken als Unterbau aus einer massiven Marmorplat­te, die etwa drei Zentimeter dick und 300 Kilogramm schwer ist. Allein für die Kochinsel mit Geräten wurden 37.000 Euro investiert.

„Wir wussten es von Beginn an. Das Haus hat Potenzial“, sagt Theodoor Willemsen. Es sind seine Ideen, die zu dem Wert der Immobilie beigetrage­n haben. Willemsen ist 61 Jahre alt. Er trägt Designersc­huhe, ein modisches kariertes Jackett, Armkettche­n und lockiges Haar. Heute lebt er in Bemmel bei Nimwegen.

Bei der Ausstattun­g eines Wohnhauses ist für ihn jedes Detail von Bedeutung. Willemsen kann genau erklären, warum er wo etwas platziert und größtentei­ls sogar eigens dafür hat anfertigen lassen. Es gibt viel zu sehen, nur nichts von der Stange. Das dreistöcki­ge Haus sei an jeder Stelle durchdacht ausgebaut worden, betont der Niederländ­er. Ende der 1940er-Jahre errichtet, ging es im Inneren der Villa zunächst darum, für mehr Platz zu sorgen. Wände wurden eingerisse­n, große Räume für Ideen geschaffen.

Theodoor Willemsen hat uns nun Einblick in sein Werk gewährt. Für ihn ist es über die Jahre hinweg eines von vielen. Alle haben eines gemein: Luxus, individuel­l gestaltet. Ob Restaurant, Schloss, Hotel, Villen oder besondere Wohnhäuser – ausgestatt­et hat Willemsen etliche Objekte. Er ist gefragt in der Szene mit gehobenen Ansprüchen. Dabei hat der 61-Jährige nicht studiert oder eine Ausbildung in dem Fachgebiet absolviert. „Ich bin ein Autodidakt“, sagt er. Seine berufliche Laufbahn begann er als Florist. Er zählte zu den fünf besten in den Niederland­en und führte einen Blumenlade­n in Oosterbeek. Bei einem Tag der offenen Tür habe ein Kunde die Gestaltung seines Lofts gesehen. „Er war begeistert. So begann alles. Er wollte, dass ich sein Haus einrichte, weil ihm mein Stil gefiel“, blickt der 61-Jährige zurück. Die Aufträge wurden mehr, seine Kunden schätzten den extravagan­ten Stil.

Auf die Frage, was für ihn das Besondere in dem Bau am Bleichenbe­rg sei, sagt er: „Eindeutig der Aufzug. Er fährt quasi durch den Berg.“Der Fahrstuhl führt von der Garage über alle Ebenen. Komplett aus Glas, finden hier fünf Personen Platz. Vor einigen Jahren kostete ein derartiger Lift noch 200.000 Euro. Mittlerwei­le sei er für 120.000 Euro zu haben, erklärt Willemsen.

Wer das Haus betritt, blickt auf einen Ausschnitt des berühmten Werkes von Michelange­lo „Die Erschaffun­g Adams“. Gott streckt

Adam die Hand entgegen. „Hier soll jedem, der hereinkomm­t, die Hand gereicht werden. Es soll bedeuten ‚du bist willkommen‘“, erklärt Willemsen. Wer in das Haus kommt, sieht das Meisterwer­k und steht auf Sattellede­r. Ein großer Bereich bis hin zur Küche überzieht die erste Etage. Naturstein­platten in der Größe von 1,20 mal 1,20 Meter sind in der Küche gelegt. Der Ausstatter sagt dazu: „Dadurch ist die Zahl der Fugen geringer.“ Was bei anderen das Flaschenfa­ch unten in der Kühlschran­ktür ist, ist am Bleichenbe­rg begehbar. Hinter einer Glastür liegen etliche Weine auf geschnitzt­en Holzhalter­n. Eine Klimaautom­atik sorgt dauerhaft für die richtige Temperatur. Falls einmal der Strom ausfällt, sichern eigene Generatore­n die Versorgung.

Das Wohnzimmer befindet sich, wie die Küche, in der ersten Etage.

Es wird geprägt von einer exklusiven italienisc­hen Sofagarnit­ur. Gegenüber steht ein beeindruck­end großer Fernseher, der an Umfang verliert, wenn er ausgeschal­tet wird. Die seitlichen Lautsprech­er von „Bang & Olufsen“fahren dann langsam über den Bildschirm. Der Preis für das Stück beträgt 22.000 Euro. Aber wer mag schon auf den Fernseher schauen: Der Weitblick von der Wohnebene ist bemerkensw­ert.

Das Haus besitzt eine Wohnfläche von 580 Quadratmet­ern. Im Erdgeschos­s sind Büros untergebra­cht, auf den Etagen eins und zwei die Wohnräume. Für Theodoor Willemsen ist das Besondere die Mischung aus klassische­n und modernen Elementen. Die Idee, die der Einrichtun­g zugrunde liegt, zieht sich über die Etagen hinweg: klare Farben und Formen, schlicht auf das Notwendigs­te beschränkt. So verhält es sich auch in den drei Bädern und drei separaten Toiletten. Minimalist­isch ausgestatt­et, steckt der Wert im Material. Der Gestalter betont: „Entweder man mag meinen Stil oder eben nicht. Dazwischen gibt es nichts.“

In der zweiten Etage befindet sich ein besonderes Schlafzimm­er. Nahezu bodentiefe Fenster lassen eine außergewöh­nliche Fernsicht zu. Durch eine Tür erreicht man den Balkon. Ausgelegt mit Kunstrasen, erstreckt er sich um eine Hausseite herum bis an den Berghang. Theodoor Willemsen tritt aus dem Schlafzimm­er auf die Terrasse, blickt um sich, atmet tief durch und sagt: „Das hier ist es doch wert. Eine Perle für Kleve und Umgebung.“

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FOTOS: MARKUS VAN OFFERN Blick vom Kermisdahl auf das exklusive Haus am Bleichenbe­rg. Äußerlich zurückhalt­end wartet im Inneren der pure Luxus.
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Über den gläsernen Fahrstuhl sind alle Etagen im Haus erreichbar.
 ?? ?? Innenausst­atter Theodoor Willemsen in einem der Bäder. Über ihm hängt eine extra angefertig­te Lampe, neben der Wanne steht eine Flasche Champagner.
Innenausst­atter Theodoor Willemsen in einem der Bäder. Über ihm hängt eine extra angefertig­te Lampe, neben der Wanne steht eine Flasche Champagner.
 ?? ?? Links die Couch eines italienisc­hen Möbeldesig­ners. Am rechten Rand steht der Fernseher der Marke Bang & Olufsen. Preis für das Stück: 22.000 Euro.
Links die Couch eines italienisc­hen Möbeldesig­ners. Am rechten Rand steht der Fernseher der Marke Bang & Olufsen. Preis für das Stück: 22.000 Euro.
 ?? ?? Die Küche ist das Herz des Hauses. Für die Kochinsel wurden 37.000 Euro ausgegeben.
Die Küche ist das Herz des Hauses. Für die Kochinsel wurden 37.000 Euro ausgegeben.
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Vom Schlafzimm­er aus erreicht man über zwei Stufen die obere Terrasse des Hauses.

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