Palmsonntag ohne Palmzweige
In vielen Kirchengemeinden fehlten am Sonntag die traditionellen Zweige.
Botaniker und Gartenfreunde kämpfen um ihre Buchsbäume – und gegen einen Schädling. Wenn man mit Fachleuten spricht, hört man, dass es um das Gewächs wohl noch nie so schlecht stand wie derzeit. Die Raupen des Buchsbaumzünslers, einer Schmetterlingsart, fressen sich durch das Gehölz der Pflanzen und vermehren sich seit Jahren.
Deshalb mussten die Kirchengemeinden für den Palmsonntag die Gottesdienstbesucher auffordern, selbst Zweige mitzubringen. In der Vergangenheit standen am Eingang der Gotteshäuser mit Palmzweigen gefüllte Körbe. „Es sind leider keine zu bekommen. Die Schädlinge haben für die extreme Knappheit gesorgt“, sagt Pfarrer Thorsten Hendricks von der Gemeinde Zur Heiligen Familie in Materborn und Reichswalde. Gläubige müssen auf Pflanzenarten wie etwa Ilex oder Kirschlorbeer ausweichen. Nicht ohne Humor erklärte der Geistliche dazu: „Da muss keiner Sorgen haben. Wir werden auch diese Sträuße segnen.“In ihren Pfarrnachrichten hatte die Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt ebenfalls auf den Mangel hingewiesen.
Volker Pleines von der gleichnamigen Pfalzdorfer Baumschule ist seit Jahren im Geschäft und bestätigt: „Stimmt. Derzeit gibt es keine Buchsbäume mehr.“Neben dem
Zünsler gibt es mit dem Rostpilz einen weiteren Schädling. Er befällt die Blattoberseite und hinterlässt gelbbraune oder rostbraune Flecken. Der Niederrhein sei leer gefegt, der Markt für Buchsbaum platt, so Pleines. Auch in privaten Grünanlagen habe die Pflanze oftmals nicht überlebt. „Ich kenne in Goch noch ein, zwei Gärten, in denen er steht. Aber die Besitzer tun auch extrem viel dafür, dass sie so bleiben, wie sie sind“, erklärt der Fachmann. Im Geschäft steht keiner mehr, auf dem Markt ist der Buchsbaum noch zu haben. Pleines verkauft ihn nur auf Bestellung und mit deutlichem Hinweis. Spritzen oder den Zünsler abzupfen hilft der Pflanze, zu überleben.