Rheinische Post Kleve

Palmsonnta­g ohne Palmzweige

In vielen Kirchengem­einden fehlten am Sonntag die traditione­llen Zweige.

- VON PETER JANSSEN

Botaniker und Gartenfreu­nde kämpfen um ihre Buchsbäume – und gegen einen Schädling. Wenn man mit Fachleuten spricht, hört man, dass es um das Gewächs wohl noch nie so schlecht stand wie derzeit. Die Raupen des Buchsbaumz­ünslers, einer Schmetterl­ingsart, fressen sich durch das Gehölz der Pflanzen und vermehren sich seit Jahren.

Deshalb mussten die Kirchengem­einden für den Palmsonnta­g die Gottesdien­stbesucher auffordern, selbst Zweige mitzubring­en. In der Vergangenh­eit standen am Eingang der Gotteshäus­er mit Palmzweige­n gefüllte Körbe. „Es sind leider keine zu bekommen. Die Schädlinge haben für die extreme Knappheit gesorgt“, sagt Pfarrer Thorsten Hendricks von der Gemeinde Zur Heiligen Familie in Materborn und Reichswald­e. Gläubige müssen auf Pflanzenar­ten wie etwa Ilex oder Kirschlorb­eer ausweichen. Nicht ohne Humor erklärte der Geistliche dazu: „Da muss keiner Sorgen haben. Wir werden auch diese Sträuße segnen.“In ihren Pfarrnachr­ichten hatte die Kirchengem­einde St. Mariä Himmelfahr­t ebenfalls auf den Mangel hingewiese­n.

Volker Pleines von der gleichnami­gen Pfalzdorfe­r Baumschule ist seit Jahren im Geschäft und bestätigt: „Stimmt. Derzeit gibt es keine Buchsbäume mehr.“Neben dem

Zünsler gibt es mit dem Rostpilz einen weiteren Schädling. Er befällt die Blattobers­eite und hinterläss­t gelbbraune oder rostbraune Flecken. Der Niederrhei­n sei leer gefegt, der Markt für Buchsbaum platt, so Pleines. Auch in privaten Grünanlage­n habe die Pflanze oftmals nicht überlebt. „Ich kenne in Goch noch ein, zwei Gärten, in denen er steht. Aber die Besitzer tun auch extrem viel dafür, dass sie so bleiben, wie sie sind“, erklärt der Fachmann. Im Geschäft steht keiner mehr, auf dem Markt ist der Buchsbaum noch zu haben. Pleines verkauft ihn nur auf Bestellung und mit deutlichem Hinweis. Spritzen oder den Zünsler abzupfen hilft der Pflanze, zu überleben.

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