Vier Tote bei Brand in Solingen
In der Nacht zu Montag bricht in einem Mehrfamilienhaus ein Feuer aus. Es gibt mehrere Verletzte.
Montagmittag kam die schreckliche Gewissheit: Ein Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Solingen hat eine vierköpfige Familie ausgelöscht. Mutter, Vater und zwei Kinder, darunter ein Säugling, kamen zu Tode. Zunächst hatte die Feuerwehr nur drei Leichen gefunden und suchte Montagvormittag fieberhaft nach dem zweiten Kind. Zeitweise bestand die Hoffnung, dass es bei Verwandten untergekommen sei. Dann aber fanden die Einsatzkräfte gegen 13.15 Uhr die Babyleiche. Katholische, evangelische und muslimische Notfallseelsorger betreuten Nachbarn und Anwohner, aber auch die Feuerwehrleute.
Das Feuer muss in der Nacht von Sonntag auf Montag vor 2.45 Uhr im ersten Stock des Mehrfamilienhauses ausgebrochen sein. Denn um diese Zeit gingen rund 40 Notrufe bei der Solinger Feuerwehr ein. Nachbarn hatten Schreie gehört. Als die Einsatzkräfte eintrafen, schlugen die Flammen bereits aus den Fenstern, berichtete später ein Sprecher.
Das Problem: Das in der Gründerzeit errichtete, rund 100 Jahre alte Haus hatte eine Holztreppe, die ebenfalls in Flammen stand. Der Fluchtweg war einigen Bewohnern damit abgeschnitten, sodass ein
Mann mit einem Kleinkind sowie eine Frau aus dem Fenster sprangen. Weil die Feuerwehr ihr Sprungpolster nicht an einem optimalen Standort platzieren konnte, landete eine Person auf einem Autodach und verletzte sich dabei schwer.
Wie ein Sprecher der Feuerwehr berichtete, versorgten Notärzte und Sanitäter insgesamt zwei Schwerstverletzte, darüber hinaus wurden sieben Menschen nach Angaben der Feuerwehr mittelschwer und zwölf leicht verletzt. Davon mussten vier ins Krankenhaus.
Für die Familie, die im Dachgeschoss lebte, kam jede Hilfe zu spät. Die Suche nach ihr und die spätere Bergung der Leichen gestaltete sich für die Einsatzkräfte als gefährlich, da nicht nur die Holztreppe in sich zusammengefallen, sondern auch der Boden zwischen der dritten Etage und dem Dachgeschoss weggebrannt war. Ein Statiker wurde angefordert, um die Standfestigkeit des Gebäudes zu überprüfen. Es ist unbewohnbar. Für Bewohner, die nicht bei Verwandten und Freunden unterkommen können, hat die
Stadtverwaltung Unterkünfte organisiert.
Die Brandursache ist noch unklar. Noch am Montag nahm die Kriminalpolizei ihre Ermittlungen auf. Auch ein Spürhund, der auf das Aufspüren von Brandbeschleunigern spezialisiert ist, sollte zum Einsatz kommen. Ob es in der Wohnung Brandmelder gab, könne kaum noch zuverlässig ermittelt werden, sagte ein Sprecher der Polizei, denn das Mobiliar sei bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Oberbürgermeister Tim Kurzbach erschien gegen 11 Uhr an der Unglücksstelle, sprach mit Feuerwehr und Polizei. „Es ist schwierig für mich, die richtigen Worte zu finden“, sagte Kurzbach: In Solingen sei eine „furchtbare Tragödie“geschehen: „Heute ist ein Tag der Trauer.“Daher habe er Trauerbeflaggung angeordnet. Er regte an, im Gedenken an die Opfer ein Licht ins Fenster zu stellen.
In der Silvesternacht waren Feuerwehrleute in Solingen von Jugendlichen angegriffen und mit Feuerwerkskörpern attackiert worden, als sie versucht hatten, kleinere Brände zu löschen. Das hatte zu großer Empörung in der Stadt geführt. Bei dem Brand dieses mal jedoch wurden die Feuerwehrleute in ihrer Arbeit nicht behindert, bestätige ein Sprecher der Feuerwehr auf Nachfrage unserer Redaktion.