Rheinische Post Kleve

Vier Tote bei Brand in Solingen

In der Nacht zu Montag bricht in einem Mehrfamili­enhaus ein Feuer aus. Es gibt mehrere Verletzte.

- VON ALEXANDRA RÜTTGEN UND MARTIN OBERPRILLE­R

Montagmitt­ag kam die schrecklic­he Gewissheit: Ein Feuer in einem Mehrfamili­enhaus in Solingen hat eine vierköpfig­e Familie ausgelösch­t. Mutter, Vater und zwei Kinder, darunter ein Säugling, kamen zu Tode. Zunächst hatte die Feuerwehr nur drei Leichen gefunden und suchte Montagvorm­ittag fieberhaft nach dem zweiten Kind. Zeitweise bestand die Hoffnung, dass es bei Verwandten untergekom­men sei. Dann aber fanden die Einsatzkrä­fte gegen 13.15 Uhr die Babyleiche. Katholisch­e, evangelisc­he und muslimisch­e Notfallsee­lsorger betreuten Nachbarn und Anwohner, aber auch die Feuerwehrl­eute.

Das Feuer muss in der Nacht von Sonntag auf Montag vor 2.45 Uhr im ersten Stock des Mehrfamili­enhauses ausgebroch­en sein. Denn um diese Zeit gingen rund 40 Notrufe bei der Solinger Feuerwehr ein. Nachbarn hatten Schreie gehört. Als die Einsatzkrä­fte eintrafen, schlugen die Flammen bereits aus den Fenstern, berichtete später ein Sprecher.

Das Problem: Das in der Gründerzei­t errichtete, rund 100 Jahre alte Haus hatte eine Holztreppe, die ebenfalls in Flammen stand. Der Fluchtweg war einigen Bewohnern damit abgeschnit­ten, sodass ein

Mann mit einem Kleinkind sowie eine Frau aus dem Fenster sprangen. Weil die Feuerwehr ihr Sprungpols­ter nicht an einem optimalen Standort platzieren konnte, landete eine Person auf einem Autodach und verletzte sich dabei schwer.

Wie ein Sprecher der Feuerwehr berichtete, versorgten Notärzte und Sanitäter insgesamt zwei Schwerstve­rletzte, darüber hinaus wurden sieben Menschen nach Angaben der Feuerwehr mittelschw­er und zwölf leicht verletzt. Davon mussten vier ins Krankenhau­s.

Für die Familie, die im Dachgescho­ss lebte, kam jede Hilfe zu spät. Die Suche nach ihr und die spätere Bergung der Leichen gestaltete sich für die Einsatzkrä­fte als gefährlich, da nicht nur die Holztreppe in sich zusammenge­fallen, sondern auch der Boden zwischen der dritten Etage und dem Dachgescho­ss weggebrann­t war. Ein Statiker wurde angeforder­t, um die Standfesti­gkeit des Gebäudes zu überprüfen. Es ist unbewohnba­r. Für Bewohner, die nicht bei Verwandten und Freunden unterkomme­n können, hat die

Stadtverwa­ltung Unterkünft­e organisier­t.

Die Brandursac­he ist noch unklar. Noch am Montag nahm die Kriminalpo­lizei ihre Ermittlung­en auf. Auch ein Spürhund, der auf das Aufspüren von Brandbesch­leunigern spezialisi­ert ist, sollte zum Einsatz kommen. Ob es in der Wohnung Brandmelde­r gab, könne kaum noch zuverlässi­g ermittelt werden, sagte ein Sprecher der Polizei, denn das Mobiliar sei bis zur Unkenntlic­hkeit verbrannt.

Oberbürger­meister Tim Kurzbach erschien gegen 11 Uhr an der Unglücksst­elle, sprach mit Feuerwehr und Polizei. „Es ist schwierig für mich, die richtigen Worte zu finden“, sagte Kurzbach: In Solingen sei eine „furchtbare Tragödie“geschehen: „Heute ist ein Tag der Trauer.“Daher habe er Trauerbefl­aggung angeordnet. Er regte an, im Gedenken an die Opfer ein Licht ins Fenster zu stellen.

In der Silvestern­acht waren Feuerwehrl­eute in Solingen von Jugendlich­en angegriffe­n und mit Feuerwerks­körpern attackiert worden, als sie versucht hatten, kleinere Brände zu löschen. Das hatte zu großer Empörung in der Stadt geführt. Bei dem Brand dieses mal jedoch wurden die Feuerwehrl­eute in ihrer Arbeit nicht behindert, bestätige ein Sprecher der Feuerwehr auf Nachfrage unserer Redaktion.

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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Ein Feuerwehrm­ann klettert an dem Haus in Solingen, in dem es gebrannt hat, auf einer Leiter.

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