Xabi Alonso bleibt Leverkusen treu
Bayers Trainer beendet die Spekulationen um seine Zukunft und bekennt sich zur Werkself – zumindest für die nächste Saison. Gleich mehrere internationale Topklubs hatten Interesse an dem Spanier gezeigt.
Xabi Alonso hatte kaum in der Bundesliga Fuß gefasst, als die ersten Gerüchte um seine Zukunft hochkochten. Bereits im vergangenen Sommer wurde der Spanier als Nachfolger von Carlo Ancelotti bei Real Madrid gehandelt. Nachdem Jürgen Klopp Ende Januar seinen Abschied vom FC Liverpool verkündet hatte, galt er als heißer Kandidat für die Nachfolge – und als ein paar Wochen später klar war, dass Thomas Tuchel und der FC Bayern nach der Saison getrennte Wege gehen, soll der 42-Jährige die Wunschlösung beim Rekordmeister gewesen sein. Nun hat Alonso den Druck aus dem Kessel genommen. „Ich habe entschieden, auch nächste Saison Trainer von Bayer Leverkusen zu sein“, gab er am Karfreitag bekannt.
Die Ansage kommt zum richtigen Zeitpunkt, um Nebengeräusche auszublenden und sich auf den Endspurt der Spielzeit zu konzentrieren. Der beginnt an diesem Samstag mit dem Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky). Bayer steht mit zehn Punkten Vorsprung auf Platz eins vor dem FC Bayern, spielt am kommenden Mittwoch gegen Fortuna Düsseldorf um das Finale des DFB-Pokals und hat im Viertelfinale der Europa League West Ham United vor der Brust. Kurz gesagt: Die Aussicht auf Titel ist exzellent.
„Es war bis jetzt eine Saison mit vielen Spekulation um meine Zukunft“, sagte Alonso. „Wir hatten sehr viele Spiele, waren immer beschäftigt und fokussiert.“In der Länderspielpause habe er endlich ein bisschen Zeit gehabt, seine Situation zu reflektieren und einen Entschluss zu fassen. Dabei hat er auch auf seinen Instinkt gehört. „Es muss sich für mich anfühlen, als würden Entscheidungen auf natürliche Weise entstehen – und ich fühle, dass Leverkusen genau der richtige Ort ist, um mich als junger Coach zu entwickeln.“ Der 42-Jährige dankte dem Management, allen voran Sportgeschäftsführer Simon Rolfes und Klubchef Fernando Carro, seinem Trainerstab und den Fans. „Sie waren in der vergangenen Saison auch in schwierigen Zeiten an unserer Seite und nun haben sie alle Gründe, von einer großartigen Saison zu träumen. Dafür tun wir alles.“
Historisch ist die Spielzeit bereits. Wettbewerbsübergreifend ist Bayer seit 38 Partien ungeschlagen – bei 33 Siegen. Das ist bereits eine sagenhafte Statistik, gewinnt aber durch einen Blick auf die Vorsaison noch an Verblüffungspotenzial. Der ehemalige Weltklassespieler Alonso kam ohne Erfahrung als Trainer im Profibereich ins Rheinland. Er übernahm die Werkself auf Platz 17 von Gerardo Seoane. Sein Start verlief holprig, doch nach und nach wurde die Handschrift des Spaniers sichtbar. Aus dem Wagnis entwickelte sich auch dank guter Transfers eine Erfolgsgeschichte, die sich kommende Saison fortsetzen soll – mit Top-Kader in der Champions League. „Jetzt liegen alle Karten auf dem Tisch. Wir geben Vollgas für die großen Ziele, die wir haben“, betonte Alonso.
Als einen wichtigen Grund für den Verbleib nannte er auch seine hervorragende Beziehung zu den Spielern. „Die Entwicklung der Mannschaft verläuft parallel zu meiner eigenen als Trainer. Es ist für mich die erste komplette Saison und ich habe immer noch viel zu verbessern, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. Meine Ambitionen und die des Klubs passen sehr gut zusammen.“
Acht Spiele sind es noch in der Liga, 24 Punkte sind noch zu vergeben. Angesichts des Vorsprungs schwinden die Zweifel an Leverkusens erster Meisterschaft rapide. Doch Alonso wird nach wie vor nicht müde zu betonen, dass noch nichts gewonnen sei. „Wir sind in einer Situation, die wir genießen können, aber die kommenden zwei Monate werden sehr fordernd und intensiv.“Es scheint fast so, als sei der Weltund Europameister sowie zweifache Champions-League-Sieger mit dem
Anspruch beim Werksklub angetreten, den Begriff „Vizekusen“aus dem kollektiven Fußballgedächtnis zu tilgen.
Doch so weit ist es freilich noch nicht. Am Samstag geht es zunächst gegen Hoffenheim weiter, ein Schritt nach dem anderen auf dem Weg Richtung Geschichtsbücher – auf die eine oder andere Art. Doch ein erneutes Scheitern der Leverkusener auf den letzten Metern wie 2000 oder 2002 erscheint unter Alonso unwahrscheinlich. Die Mannschaft ist stabil und wirkt hungrig, strahlt Spielwitz und Siegeswillen aus. Sie hat Mentalität und Taktik des Trainers verinnerlicht, bleibt in schwierigen Spielen ruhig und glaubt an sich. Dazu gibt es nun Klarheit auf der Trainerbank. „Das Wichtigste für uns ist jetzt das Spiel gegen Hoffenheim“, betonte Alonso.
Er bleibt sich treu – und Leverkusen auch. 27. Spieltag